Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2670) Nachruf Dr. Hans-Erich Stoll Am 9. August diesen Jahres ver- starb im Alter von 88 Jahren der langjährige Vorstandsvorsitzende der KZV Bremen, Dr. Hans-Erich Stoll. Nach seinem Studium in Ham- burg gründete der in Bremen- Blumenthal geborene Hans-Erich Stoll 1960 seine Praxis in Bre- men-Nord. Schon bald darauf wurde er standespolitisch aktiv. Ab 1964 war er Vorsitzender des damaligen Fürsorgeausschusses. 1972 erfolgte seine erstmalige Wahl in die Vertreterversammlung und auch direkt in den Vorstand. 1977 wurde er dann erstmals zum Vorstandsvorsitzenden ge- wählt. Dieses Amt hatte er bis 1992 inne. In seine Amtszeit fiel u. a. die Planung und Realisierung eines neuen Verwaltungsgebäudes. Der Umzug von KZV und Kam- mer von der Emmastraße ins „Haus der Zahnärzte“ in der Uni- versitätsallee erfolgte 1988. In enger Abstimmung mit dem damaligen „Hausbauausschuss“ brachte sich Stoll intensiv in die Errichtung des Hauses ein. Für ihn sollte das „Haus der Zahn- ärzte“ stets mehr sein als nur der Sitz der Verwaltungen von KZV und ZÄK, nämlich auch ein Ort der Begegnungen für die Zahn- ärzteschaft im Lande Bremen. Die Planungen waren damals bis auf die möglichen Anforde- rungen des Jahres 2000 ausge- richtet. Doch selbst heute wird das Haus den aktuellen Anforde- rungen immer noch gerecht, ohne dass dafür zwischenzeitlich große Umbaumaßnahmen erfor- derlich waren. Das hat ihn bis in sein hohes Alter mit Stolz er- füllt. Neben seinen Tätigkeiten in zahllosen Ausschüssen der KZV Bremen und auch in der Dele- giertenversammlung der Zahn- ärztekammer Bremen war Stoll von 1982 bis 1986 und von 1990 bis 1994 auch Mitglied im ehren- amtlichen Vorstand der KZBV. 1992 wurde Hans-Erich Stoll für seine großen Verdienste die Ehrennadel der Deutschen Zahn- ärzteschaft in Gold verliehen. Nach seinem Ausscheiden als Vorstandsvorsitzender Ende 1992 übernahm er bis Ende 1995 die Aufgabe als Vorsitzender des HVM-Ausschusses. Dieser Aus- schuss musste damals pro Jahr über 100 und mehr Wider- sprüche gegen den 1994 erstmals in Kraft getretenen Honorar- verteilungsmaßstab entscheiden. Zeit seines Lebens war Hans- Erich Stoll mit Leib und Seele Zahnarzt und ebenso über- zeugter Freiberufler. Staatliche Reglementierungen sah er stets kritisch und stand auch in schweren Zeiten immer für seine Überzeugungen ein. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Der Vorstand der KZV im Lande Bremen Martin Sztraka, Vorstandsvorsitzen- der, Oliver Woitke, stellv. Vorstands- vorsitzender Nachruf Prof. Dr. Dieter Windecker Prof. Dr. Dieter Windecker ver- starb am 18.8.2018. Er wurde am 25.5.1926 als Sohn eines Zahn- arztes im hessischen Friedberg geboren. Im kriegszerstörten Frankfurt begann er als Dentis- tenpraktikant, bevor er 1948 das Studium der Zahnheilkunde an der Universität Frankfurt am Main aufnehmen konnte. Nach dem Staatsexamen 1952 begann seine Karriere im Zahnärztlichen Universitätsinstitut der Stiftung „Carolinum“ in Frankfurt amMain. Als wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik wurde er 1954 promo- viert und habilitierte sich 1963. Wissenschaft, akademische Lehre und Fortbildung für die Zahnärzte- schaft waren bei ihm konsequent gekoppelt an eine einsatzfreudige praktische Ausübung des Zahn- arztberufs. So wird mit seinem Namen immer der Neu- und Ausbau des Carolinums im Jahr 1978 verbunden sein. 20 Jahre lang gaben die Kollegen ihm das Vertrauen als Geschäfts- führender Direktor des Zentrums der Zahn-, Mund- und Kieferheil- kunde. Er war als Obergutachter für Prothetik für die Kassenzahn- ärztliche Vereinigung Hessen tätig, war Mitglied in der Delegierten- versammlung der Landeszahn- ärztekammer und des Bundes- verbandes Deutscher Zahnärzte, des Wehrmedizinischen Beirats, der Delegierten der deutschen Zahnärzte in der Association for Dental Education in Europe (ADEE) und Vorsitzender der Sachver- ständigenkommission der Lan- deszahnärztekammer Hessen. Für seine Verdienste wurde er 1984 mit der Ehrenplakette, 1986 mit der Otto-Loos-Medaille der LZK Hessen und 1986 mit der Ehrennadel der deutschen Zahn- ärzteschaft geehrt. 1990 wurde ihm das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundes- republik Deutschland verliehen. Die Freiherr Carl von Rothschild- ´sche Stiftung Carolinum verdankt ihm die Zusammenstellung und akribische Erarbeitung ihrer His- torie anlässlich ihres hundert- jährigen Jubiläums. Wichtiger als das numerische Auf- listen von Taten und Werken war ihm immer die Praktikabilität, d. h. die Auswirkung der zahnärztlichen Wissenschaft für die tägliche Pra- xis vor Ort. Sein Unterricht war eine solide Ausbildung in zahn- ärztlicher Prothetik. Das Mögliche und Denkbare musste mit dem Machbaren in Einklang gebracht werden. So gab es für ihn auch keine Abgrenzung der Hochschule von der zahnärztlichen Basis. Es wäre eine ihm nicht gerecht werdende Beschönigung, wollte man seine Dominanz im Rahmen der Demokratie verschweigen: Entscheidungen konnten/mussten gesteuert werden. Die Qualität dieser Führungsform ist vielen erst später offenkundig geworden. Seinen Mitarbeitern ließ er große Freiräume – an langer Leine. Er immer offen und bemüht, neue Gedanken und Möglichkeiten – nach reiflicher Prüfung – in sein Tätigkeitsspektrum zu integrie- ren. Wissenschaftlich gezüchtete Strohfeuer erkannte er dagegen sehr rasch. Schüler, Mitarbeiter und Kolle- gen verneigen sich vor einem besonderen Menschen. Prof. Dr. Reiner Biffar, Universität Greifswald, PD Dr. Hubert Sassen, Heusenstamm, Prof. Dr. Hans- Christoph Lauer, Universität Frank- furt am Main Porträt: privat 106 Persönliches

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