Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2580) „Gesundheit droht zur Ware zu werden, die im Rahmen konzern- artiger Versorgungsketten bestmöglich zu verkaufen ist“, rügte der Vorsitzende der KZV Bayern und Präsident der Bayerischen Zahnärzte- kammer, Christian Berger, vor über 300 Ehrengästen aus Politik, Ver- bands- und Gesundheitswesen. Er warnte vor einem Ausverkauf der Zahnmedizin durch Finanzinvestoren: „Am Ende beherrschen einige große Player den Markt. Dass diese Player nicht immer nur zufriedene Patienten haben, zeigt eine Statistik aus Spanien, wo einzelne Versorgungszentren überproportional viele Patientenbeschwerden provozieren.“ Berger dankte der bayerischen Gesundheitsministerin, die dafür plädierte, im SGB zu verankern, dass Zahnarztpraxen ausschließlich von Zahnärzten gegründet und betrieben werden können. „Das ist keine unbillige Forderung“, konstatierte Berger und verwies auf die anwaltliche Tätigkeit großer ‚Law Firms‘, die in der Bundesrechtsanwaltsordnung genauso geregelt sei. Lamentieren hilft nichts! Da die Politik auf Bundesebene Kapitalinvestoren jedoch gewähren lasse, müssten die zahnärztlichen Körperschaften in Bayern ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Berger: „Lamentieren hilft nichts! Sei es in der Gründungsberatung, sei es im Bereich der Dienstleistun- gen für unsere Praxen – wir werden auch künftig alles dafür tun, be- währte Strukturen zu erhalten, und uns dem Wettbewerb stellen. Dabei denken wir sowohl an kleine Einheiten als auch an Praxisnetze und -verbünde, die helfen können, den wachsenden Bürokratie- aufwand und die enorm hohen Anforderungen an Qualität und Hygiene in den Praxen überhaupt noch erfüllen zu können.“ Digitalisierung ist kein Selbstzweck Dass die Digitalisierung nur unter Einbeziehung des Patienten erfolgen kann, betonte der stellvertretende KZVB-Vorsitzende und BLZK-Vize- präsident Dr. Rüdiger Schott: „Es geht vor allem um eine praxisnahe Zahnmedizin, die uns die Arbeit erleichtert.“ Die Digitalisierung könne „fachübergreifend einen Beitrag zur Entlastung der Praxen leisten“, bestätigte Dr. Bernd Reiss, der Vorsitzender der Deutschen Gesell- schaft für Computergestützte Zahnheilkunde (DGCZ), die dieses Jahr als Kooperationspartnerin für das Fortbildungprogramm verant- wortlich war: „Uns geht es um das tägliche Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Praxis.“ Ein weiteres wichtiges Thema: die Mundgesundheit Pflegebedürftiger. Laut der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) sind bundesweit knapp 30 Prozent der Pflegebedürftigen auf Hilfe bei der Mundpflege angewiesen. „Wir wollen in Bayern eine möglichst flächendeckende präventive und therapeutische Versorgung für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen durch nieder- gelassene Zahnärzte koordinieren und die Mundgesundheits- Bayerischer Zahnärztetag Mit Laptop und Lederhose „Von den Zahnärzten lernen, heißt Digitalisierung lernen“, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) beim Festakt auf dem 59. Bayerischen Zahnärztetag in München. Schließlich kam mit Cerec 1 bereits 1987 das weltweit erste CAD/CAM-System auf den Markt. Der Blick nach vorn zeigte den rund 1.200 Teilnehmern, wie rasant sich die zahnärztliche Berufsausübung auf Basis neuer Technologien – und politischer (Fehl-)Entscheidungen – verändert. Christian Berger, Präsident der BLZK und Vorsitzender der KZV Bayern, und der stellvertretende KZVB-Vorsitzende und BLZK- Vizepräsident Dr. Rüdiger Schott überreichen Gesundheitsministerin Melanie Huml den neuen Schulungs- koffer „Mundpflege in der Pflege“ von BLZK und KZVB. Foto: BLZK 16 Politik
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