Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2584) Fakt ist: In Deutschland breiten sich Zahn- arztketten rasant aus. Während 2013 circa 11 Gesundheitsunternehmen mit ungefähr 8.100 Beschäftigten in der Hand von Inves- toren waren, sind es laut Recherche von Plusminus im Sommer 2018 bereits 130 – mit insgesamt 83.000 Mitarbeitern. Dabei zieht es die Investoren offenbar vor allem in zahlungskräftige Regionen – weniger aufs Land und nach Ostdeutschland, wie die Redaktion in ihrem Beitrag „Zahnarztpraxen als Renditeobjekt“ am 24. Oktober zeigte. Finanzgeber sind bekanntlich Private- Equity-Gesellschaften, also milliardenschwere Investoren, mit Sitz in Jersey, USA, Bahrain, Schweden und Deutschland, die zentral die Abrechnung und Verwaltung der Praxen steuern. Ihr Ziel: kaufen und gewinnbringend verkaufen. „Die Investoren gehen in den Gesundheits- markt hinein, weil natürlich über die Krankenkassen die Erträge erst einmal gesichert sind und weil Deutschland eine alternde Bevölkerung hat“, erklärt Christoph Scheuplein, Experte für Fremdinvestoren in der Gesundheitsbranche an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, in dem Beitrag. Diese Konzentration auf die Ballungsgebiete könnte den Facharztmangel in der Fläche seiner Ansicht noch verstärken. Nirgends eine Information zu den Eigentümern Auf den Websites der untersuchten Investoren- MVZ (Zahnheimat, Zahneins, Zahnstation, Dr. Eichenseer oder Curaeos) fanden die Journalisten nirgends eine Information zu den Eigentümern. „Über den eigentlichen Hintergrund, wer der Fondseigentümer ist, bekommen wir nichts [...] heraus“, bestätigt Scheuplein dem Recherche-Team. ARD-Magazin Plusminus: Inside Investoren-MVZ „Wenn man nicht mitmacht, gibt es Abmahnungen!“ „Behandlungsfreiheit, die hatte ich persönlich nicht“, sagt ein Zahnarzt, der für ein Investoren-MVZ gearbeitet hat. Erschreckend, was das ARD-Magazin Plusminus in seiner Sendung „Zahnarztpraxen als Renditeobjekt“ zutage fördert. Was bedeutet es für Patienten, wenn hinter Zahnarztpraxen zunehmend Investoren stehen? Dieser Frage ging das Plusminus-Team am 24. Oktober in seiner Sendung „Zahnarztpraxen als Rendite“ nach. Screenshot ARD-Mediathek_plusminus 24.10.18 Die Kassenzahnärztliche Vereinigung und die Zahnärztekammer Westfalen-Lippe be- grüßen die objektive Berichterstattung des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus über das Thema „Zahnarztpraxen als Rendite- objekt“ und fordern: Die Politik muss zum Schutz der Patienten handeln! „Ausländische Kapitalgesellschaften, die an den Finanzmärkten die Beteiligung an Zahnarztpraxen entdeckt haben, stehen jetzt auch in Deutschland in den Start- löchern“, schildern KZV und Kammer die Situation, wie sie auch der TV-Beitrag be- schreibt. Die negativen Folgen für die Patienten und für die jungen Zahnärzte, die in diesen Zentren unter strengen Vor- gaben zur Gewinnmaximierung arbeiten, sind Kammer und KZV zufolgein diesem Beitrag sehr gut recherchiert und darge- stellt: „Unsere gewohnte und geschätzte wohnortnahe qualitativ hochwertige Ver- sorgung beim selbstgewählten Zahnarzt unseres Vertrauens droht auf der Strecke zu bleiben“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung von Kammer und KZV. „Die Gesundheitspolitik ist hier in der Pflicht zum Schutz der Interessen der Patienten, die Beteiligungsmöglichkeiten ausländischer Kapitalgeber im Bereich der ambulanten zahnmedizinischen Versorgung endlich zu verhindern, bevor Fakten geschaffen sind.“ \ Die Politik muss jetzt handeln! Z AHNÄRZTESCHAFT W ESTFALEN -L IPPE 20 Politik

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