Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2602) ralisation, die untersuchte Nano-Hydroxyl- apatit-Zahnpaste (Biorepair) hatte dagegen keinen Effekt. Im Folgenden soll nun auf die klinischen Studien zu HAP eingegangen werden, die in einer aktuellen Übersichtsarbeit von Meyer et al. zusammengefasst sind [Meyer et al., 2018]. Im Rahmen dieser Arbeit wurde in den Datenbanken PubMed und SciFinder nach In-vivo-, In-situ- und klinischen Studien zu Kalziumphosphat, Karies und Reminerali- sation gesucht, dabei wurden 35 Studien identifiziert, von denen die Mehrzahl Trikalziumphosphat, amorphes Kalzium- phosphat, Kalziumphosphosilikat und Kal- ziumglycerophosphat betrachten, in insge- samt acht Studien wurde Hydroxylapatit untersucht. Darunter findet sich eine klinische Studie zum kariespräventiven Effekt einer HAP-hal- tigen Zahnpaste. Bei drei Studien liegt der Fokus auf der Remineralisation von Zahn- schmelz beziehungsweise initial kariöser Läsionen, weitere drei Studien untersuchen den Effekt von HAP auf den Biofilm, eine letzte Studie untersucht allumfassend den Effekt auf Plaque, Gingivitis und Remineralisation. Einfluss von Hydroxylapatit auf Karies Die einzige klinische Studie zur Karies- prävention von Hydroxylapatit stammt von Kani et al. und wurde 1988 in der japa- nischen Zeitschrift Journal of Dental Health publiziert. In den Ergebnissen finden sich verschiedene Auswertungen der DMFT- Werte, jeweils für Jungen und Mädchen getrennt. Die höchste Karieshemmung (56 Prozent) zeigte sich beim Vergleich der Gesamt-DMFT-Werte in der Gruppe der Mädchen. Bei der Betrachtung der neu gebildeten Karies während der 3-jährigen Beobachtungszeit fand sich bei den Jungen überhaupt keine Kariesreduktion, bei den Mädchen eine Kariesreduktion von über 50 Prozent. Geschlechtsbezogene Effekte von Hydroxylapatit sind jedoch wenig plausibel, so dass dieses Ergebnis eher auf erhebliche methodische Probleme der Studie zurück- zuführen sein dürfte. Unter anderem erfolgte weder eine Randomisierung noch eine Ver- blindung, und es ist unklar, wie und von wem die klinischen Untersuchungen durch- geführt wurden. Die Testzahnpaste wurde in einer Schule, die Kontrollzahnpaste in einer anderen Schule angewendet und es fehlen Angaben über die Zusammensetzung der getesteten Produkte sowie über die häuslich verwendeten Mundpflegemittel. Weiterhin bestehen Unterschiede in der durchschnitt- lichen Anzahl der während der Studie neu durchgebrochenen Zähne, bei Mädchen und Jungen in der Testgruppe waren es 8,7 beziehungsweise 9,8, in der Kontrollgruppe 9,9 beziehungsweise 11,2 Zähne, so dass eine unterschiedliche Studiendauer vermutet werden kann. Schließlich ist die statistische Auswertung begrenzt, es fehlen beispiels- weise die Angaben von Streumaßen. Einfluss von Hydroxylapatit auf die Remineralisation Eine Studie von Makeeva et al. wurde in einer russischen Zeitschrift (russisch mit englischem Abstract) publiziert [Makeeva et al., 2016]. Untersucht wurde der Effekt einer japanischen Nano-HAP-Zahnpaste auf die Säureresistenz des Schmelzes und die Ge- schwindigkeit der Remineralisation. Hierzu wurde der Zahnschmelz von Probanden mit Salzsäure angeätzt und anschließend mit Methylenblau gefärbt. Der Grad und die Dauer der Färbung sollten Aufschluss über Remineralisationsvorgänge geben. Allerdings wird dieses Messverfahren im Rahmen von Karies- oder Remineralisationsstudien nicht eingesetzt, und es ist unklar, was diese Färbemethode im Zusammenhang mit der vorliegenden Fragestellung aussagen soll. Hegazy und Salama untersuchten in einer klinischen Studie bei 7- bis 12-jährigen Kin- dern die plaquehemmenden und remine- ralisierenden Effekte einer Hydroxylapatit- (Biorepair) im Vergleich zu einer Natrium- fluorid-Mundspüllösung (Listerine) und zu einer CHX-Mundspüllösung [Hegazy und Salama, 2016]. Die Remineralisation von okklusalen initialen kariösen Läsionen an ersten Molaren nach sechswöchiger An- wendung der Mundspüllösungen wurde mit Laserfluoreszenzmessungen untersucht. Die mittleren Laserfluoreszenzwerte redu- zierten sich über den Untersuchungszeitraum sowohl in der HAP- als auch in der NaF- Gruppe, nicht jedoch nach Anwendung von CHX. Eine differenzierte Analyse in Bezug auf die Dynamik der beobachteten Effekte (Verbesserung, Stagnation oder Progression), Verhaltensfaktoren (häusliche Mundhygiene, Ernährung), Riskofaktoren oder Alter hätte eine bessere Einordnung der Ergebnisse er- möglicht. Die Studie von Lelli et al. war Teil einer acht- wöchigen klinischen Studie zum desensibili- sierenden Effekt einer HAP-Zahnpaste (Bio- repair) [Lelli et al., 2014]. Eingeschlossen wurden insgesamt zwölf Patienten (18 bis 75 Jahre), bei denen die Extraktion eines gesunden Zahns aus kieferorthopädischen oder prothetischen Gründen geplant war. Die Probanden erhielten die Testzahnpaste (Biorepair) oder die Vergleichszahnpaste (Sensodyne Proschmelz) zur häuslichen Anwendung. Nach Extraktion wurden die Zähne rasterelektronenmikroskopisch und mit dem Röntgendiffraktometer untersucht. Präsentiert werden rasterelektronische Bilder und Messergebnisse von einzelnen Zahn- arealen, die Präzipitate nach HAP-Anwen- dung zeigen sollen, nicht jedoch nach An- wendung der Kontrollzahnpaste. Allerdings fehlen Angaben zum Ausgangszustand der Zähne (etwa ob eine Zahnreinigung durch- geführt wurde) und zum Auswahlverfahren dieser Areale, so dass die präsentierten Bilder nicht zu interpretieren sind. Najibfard et al. haben in einem In-situ-Mo- dell die Remineralisation künstlicher initialer Schmelzläsionen durch 5 Prozent und 10 Prozent Nano-HAP enthaltende Zahnpaste (Apagard, Sangi Co., Japan) im Vergleich zu einer Natriumfluorid(NaF)-Zahnpaste unter- sucht [Najibfard et al., 2011]. Nach 28 Ta- gen zeigte sich zwischen den Gruppen kein Unterschied hinsichtlich des Mineralgewinns. Grundsätzlich werden in diesem Modell die natürlichen Mundbedingungen simuliert, jedoch fehlen Angaben, ob beziehungsweise wie oft durch entsprechende Zufuhr kario- genen Substrats kariogene Bedingungen er- zeugt wurden. Weiterhin hatten die Teil- nehmer bei einem mittleren Alter von 37,8 38 Hydroxylapatit in Zahnpasten
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