Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2606) gesetzt wurden. Neben BioRepair, wurde auch BioRepair-Lösung ohne HAP-Mikro- cluster beziehungsweise Kochsalzlösung mit MicroRepair (Hydroxylapatit-Nanopartikel) verwendet. Als Positivkontrolle diente eine 0,2-prozentige CHX-Lösung. Die Studie konnte zeigen, dass es bei Anwendung dieser Mundspüllösungen mit Ausnahme der reinen Nanopartikel- enthaltenden Lösung zu einer signifikanten Reduktion der Bakterienkolonisation nach sechs Stunden kam. Auch nach zwölf Stunden ließ sich eine geringere Bakterienadhäsion gegenüber der Kontrollgruppe feststellen, die jedoch nicht statistisch signifikant war. Nur für CHX ließ sich dann noch eine antiadhäsive Wirkung feststellen. Alle Spül- lösungen verringerten die Anzahl vitaler Bakterien nach zwölf Stunden. Die Autoren gehen in der Diskussion darauf ein, dass unterschiedliche Komponenten der Mundspüllösung die antiadhärenten und antibakteriellen Effekte bewirken können. So kann zum einen Zink, aber auch Natrium- laurylsulfat oder Xylit für diese Wirkung ver- antwortlich sein. Sie schreiben zudem, dass die antibakteriellen Charakteristika der Spül- lösung offensichtlich eher den anderen Komponenten der flüssigen Phase und weniger den Hydroxylapatit-Mikroclustern zugeschrieben werden können. Die Studie kann also allenfalls belegen, dass Hydroxyl- apatit-Mikrocluster eine gewisse antiadhärente Wirkung haben können, auf keinen Fall lässt sich jedoch die antibakterielle Wirkung der Spüllösungen darauf zurückführen. In einer weiteren In-situ-Studie, an der neun Probanden teilnahmen, gingen Kentsche et al. der Fragestellung nach, welchen Einfluss reine Hydroxylapatit-Cluster auf die initiale Bioadhäsion und die bakterielle Kolonisation auf der Zahnoberfläche haben [Kentsche et al., 2017]. Als Testlösung diente destilliertes Wasser mit Hydroxylapatit (5 Gramm auf 100 ml), 0,2-prozentige CHX-Lösung wurde als Positivkontrolle und als Negativkontrolle keine Spüllösung verwendet. Die Probanden spülten mit der jeweiligen Spüllösung (10 ml) für 1 Minute. Die Autoren konnten erneut zeigen, dass sowohl die experimentelle Spüllösung als auch die CHX-Lösung eine antiadhäsive Wirkung aufwiesen. Allerdings konnte keine Verringerung der Viabilität von Strep. mutans durch Hydroxylapatit-Cluster nachgewiesen werden. Im Rasterelektronen- mikroskop konnten 30 Minuten nach der Verwendung der Spüllösung Hydroxyl- apatitpartikel auf den Schmelzoberflächen gefunden werden. Allerdings waren nach zwei Stunden nur noch isolierte Reste dieser HAP-Aggregate sichtbar. Nach Ansicht der Autoren sind die Hydroxylapatit-Cluster nicht dauerhaft auf der Schmelzoberfläche etabliert, sondern werden relativ schnell wieder desorbiert. Dass Hydroxylapatit-Microcluster tatsächlich keinen plaquehemmenden Effekt aufweisen, zeigte sich in zwei klinischen Studien. In der ersten klinischen Studie [Harks et al., 2016], in der es um die Be- einflussung der Plaque bei Paro- dontalpatienten ging, konnte eine Zahnpasta mit mikrokristallinem Hydroxylapatit die 24-Stunden- Plaque-Bildungs- rate (PFR) im Ver- gleich zu den Baseline-Werten nicht positiv be- einflussen. Es kam in der Untersuchung zwar zu einer Verbesse- rung der gingivalen und parodontalen Para- meter, die Autoren erklären allerdings in ihrer Diskussion, dass dies in erster Linie auf eine professionelle Zahnreinigung während der Untersuchung zurückzuführen ist. In bereits oben diskutierten Untersuchung [Schlagenhauf et al., 2018 bei BioRxiv], die sich mit dem Einfluss der täglichen Verwen- dung von Zahnpasta mit mikrokristallinem Hydroxylapatit auf die white spots während kieferorthopädischer Therapie beschäftigte, konnte gezeigt werden, dass sich durch die Anwendung von HAP-Zahnpaste (Karex) die Werte für Plaque- und Gingival-Index nicht verbesserten. Sowohl der PI- als auch der GI-Wert nahmen über einen Zeitraum von 24 Wochen bei den Patienten signifi- kant zu. Damit wird auch klar, dass sich die Ergebnisse der weiter oben genannten In- situ-Studien nicht auf die klinische Realität übertragen lassen. Letztlich verbleibt noch eine sechswöchige klinische Studie bei 7- bis 12-jährigen Kin- dern, in der Hegazy und Salama die plaque- hemmenden und remineralisierenden Effek- te einer HAP-Mundspüllösung (Biorepair) untersuchten [Hegazy und Salama, 2016]. Sie verwendeten neben der HAP-Mundspül- lösung zusätzlich noch eine Fluorid- und eine Chlorhexidin-Diglukonat-Spüllösung. Der Plaque-Score war in allen drei Gruppen nach sechs Wochen signifikant geringer als zu Beginn der Untersuchung. Ein Vergleich der Gruppen zeigte aber, dass der Plaque- Score nach sechs Wochen in Gruppe 3 (CHX-Mundspüllösung) signifikant niedriger war als in den beiden anderen Gruppen (NaF-Mundspüllösung und HAP-Mundspül- lösung), die sich nicht unterschieden. Da in der Studie die Negativkontrolle fehlt, kann nicht beurteilt werden, ob in den HAP- und NaF-Gruppen überhaupt Effekte aufgetreten sind. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine antibakterielle Wirkung mit dem Ziel einer Kariesreduktion durch Hydroxylapatit bisher nicht nachgewiesen wurde. Es kann außerdem nicht ausgeschlossen werden, dass andere Bestandteile von HAP-Mund- hygieneprodukten wie zum Beispiel Xylit, Natriumbenzonat, ZnPCA oder Natrium- Foto: zm -nb 42 Hydroxylapatit in Zahnpasten

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