Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2612) Die frühe interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Kieferorthopädie und MKG-Chirurgie kann unter Anwendung der chirurgischen Techniken der autogenen Zahntransplanta- tion sowie der enossalen Implantation zu- verlässige klinische Ergebnisse bei Patienten mit Oligodontie erzielen. Allerdings eröffnet nur das frühzeitige Erkennen des Krankheits- bildes die im vorliegenden Fall dargestellten Behandlungsoptionen. Fallbericht \ Initiale Therapie (Autogene Zahntrans- plantation und KFO) Die zehnjährige Patientin wurde uns von der Kieferorthopädin zur Wertung möglicher chirurgischer Maßnahmen bei insgesamt acht Nichtanlagen (Abbildung 1a bis c) vor- gestellt. Im OPG stellt sich das Fehlen von drei permanenten Zähnen im I. Quadran- ten, von vier im II. Quadranten und einem im III. Quadranten dar (Abbildung 1c). Auf- grund des noch jungen Alters der Patientin zum Zeitpunkt der Erstvorstellung und des damit noch verbundenen Vorhandenseins der Milcheckzähne 73 und 83 entschieden wir uns für das folgende kieferorthopädisch- kieferchirurgische Vorgehen (Abbildung 2): 1. Schließen des Diastemas durch KFO zur Schaffung von Platz für Transplantate in regio 12 und 22, 2. Extraktion der ankylosierten und in Infra- position stehenden Milchmolaren 55, 54, 64, 65, 75, 74, 84 und 85, 3. Autogene Transplantation der unteren Milcheckzähne 73 und 83 in die vorher ge- schaffenen Lücken in Position 12 und 22 (Abbildungen 3a, b) sowie 4. Ausgleichstransplantation des Zahns 35 in Position 24 mit dem Ziel einer gleichmä- ßigen Verteilung von jeweils einem Prämo- laren pro Quadranten (Abbildung 3b). Die transplantierten Zähne wurden an- schließend für sechs Wochen semirigide durch eine Titan-Kunststoff-Schiene fixiert, in regelmäßigen Nachsorgen fluoridiert und die Patientin in die weitere kieferorthopädi- sche Therapie entlassen (Abbildung 4). Als Empfehlung wurde ausgesprochen, die transplantierten Zähne frühestens drei Mo- nate nach Transplantation mit den halben sonst üblichen kieferorthopädischen Kräften zu bewegen. \ Weiterer Verlauf (KFO und Implantation) 1,5 Jahre nach dem Eingriff stellte sich die Patientin unter begleitender kieferorthopä- discher Behandlung erneut bei uns vor. Die Zähne stellten sich klinisch reizlos und ohne Lockerungsgrad oder fortschreitende Re- sorptionszeichen dar (Abbildung 5a). Die zunehmende Verkürzung der Wurzellänge der Milchzahntransplantate in Position 12 und 22 ist im postoperativen OPG erkenn- bar (Abbildung 5b). Bei allen Transplantaten Multiple Nichtanlagen – ein Fallbericht Update nach elf Jahren Friederike Wagner, Antje Krause, Dirk Nolte Dieser Bericht beschreibt den klinischen Verlauf einer zehnjährigen Patientin, die wegen multipler Nichtanlagen (Oligodontie) im Ober- (n = 7) und im Unter- kiefer (n = 1) behandelt wurde. Der Fall wurde bereits in der zm 21/2008 vorgestellt. Die weitere zahnärztliche Rehabilitation der Patientin bis ins Erwachsenenalter von 21 Jahren lesen Sie hier. Klinischer und röntgenologischer Befund vor (oben) und elf Jahre nach (unten) Behandlung. Alle Fotos:Praxisklinik Dr. Dr. Robert Linsenmann/Prof. Dr. Dr. Dirk Nolte 48 Zahnmedizin

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