Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2614) ist eine Obliteration der Pulpenkavität zu sehen. In Position 24 kam es zu einem klinisch signifikanten Zuwachs des Alveolarknochens sowohl in der horizontalen als auch in der vertikalen Dimension. Zusätzlich findet sich eine zunehmende Apexifikation und Oblite- ration der Pulpenkavität, ähnlich wie bei den Milchzahntransplantaten. Dies kann als vitale Reaktion von Transplantaten während des Heilungsprozesses verstanden werden [Bauss et al., 2008]. Im Alter von 17 Jahren, also 5,5 Jahre post transplantationem, sind deutliche Fort- schritte der kieferorthopädischen Behand- lung mit dem Ziel der Bisshebung erkenn- bar (Abbildung 6). Um einen vorzeitigen Verlust der Milchzähne durch KFO-Zug zu vermeiden, entschied sich die Kieferortho- pädin gegen eine Bewegung der Milchzähne in Position 13, 12, 22 und 23. Die Milch- zahntransplantate in Position 12 und 22 weisen jetzt deutliche Zeichen einer apikalen Resorption auf, was bei plötzlichem Verlust die Einleitung implantologischer Maßnahmen zur Folge hätte. Im Alter von nunmehr 21 Jahren, also elf Jahre nach Milchzahn- und Prämolaren- Transplantation, kam es zu einer klinischen Lockerung der Milchzahn-Transplantate, weswegen unverzüglich eine implantologi- sche Versorgung in regio 12 und 22 eingeleitet wurde. Bei der Extraktion der gelockerten Milchzähne erfolgten alveolarplastische Maßnahmen mit Auffüllung der Extraktions- wunden mit Knochenersatzmaterial. Die Implantate wurden acht Wochen nach Al- veoloplastik inseriert, die prothetische Ver- sorgung erfolgte 2,5 Monate später (Abbil- dung 7). Ohne größeren chirurgischen Auf- wand konnte ein ästhetisch ansprechendes periimplantäres Lagergewebe geschaffen werden. Die erreichte klinische Bisshebung (Abbildung 7a) kann unter Berücksichti- gung des ursprünglichen Fehlens von insge- samt sieben Zähnen im Oberkiefer als sehr zufriedenstellend angesehen werden. Eine weitere Verbesserung der ästhetischen Situation kann im Rahmen der noch not- wendig werdenden implantologisch-pro- thetischen Versorgung erfolgen. Diskussion Dieser Fall einer Patientin mit insgesamt acht Nichtanlagen veranschaulicht, dass mithilfe der autogenen Zahntransplantation (hier: 2 x Milchzahn-TX, 1 x Prämolaren-TX) im frühen Wechselgebiss sowie der enossalen Implantation im späten Wechselgebiss/Er- wachsenengebiss gute klinische Langzeiter- gebnisse erzielt werden können. Der Fall be- legt die Bedeutsamkeit des richtigen „Zeit- fensters“ für die jeweils notwendig werdenden chirurgischen Maßnahmen bei Patienten mit Oligodontie [Nolte et al., 2018]. Dieses Behandlungskonzept wird von einem aktuellen systematischen Review bekräftigt: Terheyden und Wüsthoff [Terheyden, Wüst- hoff, 2018] haben die verschiedenen Be- handlungsoptionen bei der Oligodontie (KFO-Lückenschluss, Belassen der Milchzähne, prothetischer Zahnersatz, autogene Zahn- transplantation, enossale Implantation) im Hinblick auf ihre Überlebensraten unter- sucht. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass bei Patienten unter 13 Jahren die auto- gene Zahntransplantation und der Erhalt der vorhandenen Milchzähne mit durch- schnittlichen Überlebensraten von 94 Pro- zent beziehungsweise 90 Prozent am besten Abbildungen 1a-c: intraoraler klinischer Befund der 10-jährigen Patientin a) Frontalansicht: ausgeprägtes Diaste- ma und in Infraposition stehende Milch- molaren b) Okklusale Ansicht der Zähne im Ober- kiefer-Zahnbogen c) Ausgangs-OPG: Nichtanlagen der Zähne 14,13,12; 22,23,24,25; 45 (n=8) a b c Abbildung 2: Kieferorthopädische und chirurgische Planungsschritte 50 Zahnmedizin

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=