Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2615) zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2615) abschneidet. Bei Patienten über 13 Jahren stellt die enossale Implantation mit durch- schnittlichen Überlebensraten von 95 Pro- zent die erfolgreichste Therapie dar. Die Ver- sorgung mit konventionellen prothetischen Maßnahmen erreichte in der Studie hinge- gen nur Überlebensraten von 60 Prozent. Das heißt: Das frühe Erkennen einer Oligo- dontie erlaubt damit – wie in diesem Fallbe- richt dargestellt – das Ausschöpfen all der chirurgischen Therapiemaßnahmen, die bei der Behandlung des Krankheitsbildes als be- sonders erfolgreich gelten (ATX und Im- plantation). Die autogene Milchzahntransplantation ist eine Methode, die in der Literatur kaum Erwähnung findet. Ausgehend von unserer und der klinischen Erfahrung anderer Ar- beitsgruppen [Nolte et al., 2011; Pohl et al., 2008; Tschammler et al., 2015] kann mit der autogenen Milchzahntransplantation der traumatische Verlust oder das angebore- ne Fehlen von bleibenden Zähnen kompen- siert werden. Voraussetzung hierfür ist das Vorhandensein des nachfolgenden (perma- nenten) Zahns in der Region des zu trans- plantierenden Milchzahns. Die durch- schnittliche 5-Jahres-Überlebensrate der Milchzahntransplantation liegt bei circa 87 Prozent [Tschammler et al., 2015]. In diesem Fallbericht waren beide Milchzahntrans- plantate insgesamt elf Jahre funktionell in situ, bis sie aufgrund des zunehmendem Lockerungsgrades extrahiert werdenmussten. Ein derart langer Verbleib von Milchzahn- transplantaten im Munde des Patienten ist bis heute so noch nicht beschrieben wor- den. Die autogene Zahntransplantation (ATX) ist mit einer verlässlichen Knochenbil- dung in den Bereichen der Nichtanlagen verbunden. Bei einer später notwendig wer- denden Implantation können den Patienten aufwendige Knochenaugmentationen er- spart werden. Dieser Fall belegt eindrucks- voll, dass nach Transplantation des Prämolaren 35 in die Position 24, in der zuvor ein Milch- molar in deutlicher Infraposition stand, eine signifikante Verbesserung der Knochenhöhe erreicht werden konnte (Abbildung 5b, wei- ßer Pfeil). Das Prämolaren-Transplantat zeigte bei der Vitalitätsprüfung elf Jahre nach dem Eingriff eine positive Reaktion auf Kälte und Elektrometrie. Die erhebliche Infraposition der Milchmolaren im Fall der zehnjährigen Patientin (Abbil- dung 1c) sollte alle zahnärztlichen Fachge- biete in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen, denn dies ist fast regelhaft mit Komplikatio- Abbildung 4: Situs sechs Wochen nach Entfer- nung der Titan-Kunststoff-Schiene. Die Trans- plantate in Positionen 12, 22 und 24 zeigen sich stabil und ohne gingivale Irritationen. Abbildungen 3a, b: klinischer und radiologischer Situs nach autoTX 73 nach 22, 83 nach 12 und 35 nach 24 a) Zustand eine Woche nach Nahtentfernung. Drahtkunststoff-Schiene verbleibt für weitere sechs Wochen in situ. b) Post-OP OPG nach autogener Transplantation (siehe gelbe Pfeile), erhebliches vertikales Knochendefizit im Bereich des Transplantats 24 (siehe weißer Pfeil). a b Abbildungen 5a, b: klinische und röntgenologi- sche Befunde 1,5 Jahre nach autoTX a) Bereits erkennbare Bisshebung durch die be- gleitenden kieferorthopädischen Maßnahmen a b) Die Transplantate sind durch gelbe Pfeile markiert. An den beiden Milchzahntransplantaten regio 12 und 22 ist eine apikale Resorption der Wurzellänge ohne Entzündungszeichen erkennbar (natür- lich fortschreitende Exfoliation). In regio 24 ist eine deutliche Zunahme der vertikalen Knochenhöhe im Vergleich zur frühen post-OP Situation aus Abbildung 2 zu erkennen (weißer Pfeil). Das Knochen- niveau erreicht bereits die Höhe der nicht-transplantierten (gesunden) rechten Kieferseite. b 51

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