Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2616) nen an Ort und Stelle verbunden [Bokelund et al., 2015]. Bei einer sich abzeichnenden Infraposition von Milchmolaren sollte daher immer eine Bildgebung erfolgen, ummögli- che Nichtanlagen nachfolgender Zähne auszuschließen oder andere damit assoziierte Durchbruchsstörungen früh zu erkennen. Der Begriff des „Zeitfensters“ erlangt in Anbetracht dieses Falls eine völlig neue Be- deutung bezüglich der interdisziplinären Kooperation von Kieferorthopäden, Zahn- ärzten und Oral-/MKG-Chirurgen. Der Punkt des richtigen „Timings“ für die Milch- zahntransplantation im frühen Wechselge- biss (6 bis 10 Jahre) und der Prämolaren- transplantation im späten Wechselgebiss (10 bis 14 Jahre) ist von uns unter dem Be- griff des „Zwei-Phasen-Transplantations- konzepts“ zusammmengefasst worden, das ursprünglich für den traumatischen Zahn- verlust im Kindes- und Jugendalter entwi- ckelt worden ist [Nolte et al., 2017]. Die An- wendung dieses Konzepts erspart den Kindern schleimhautgetragene Prothesen und schafft zugleich optimale Bedingungen für ein normales Knochenwachstum in der Oberkieferfront. Zusammenfassung Patienten mit multiplen Nichtanlagen kön- nen mit der Technik der autogenen Trans- plantation von Milch- und/oder bleibenden Zähnen in der Milchgebiss- und frühen Wechselgebissphase (6 bis 13 Jahre) zuver- lässig behandelt werden. Im späten Wech- selgebiss und im Erwachsenengebiss kommt bei Bedarf die enossale Implantation mit zur Anwendung. Es ist wichtig, dass die Mediziner das optimale Zeitfenster für die autogene Zahntransplantation kennen. Grundsätzlich kann gelten: Je früher die Vor- stellung des Patienten, umso größer das therapeutische Armamentarium und umso besser die Erfolgsaussichten für den Patien- ten. Eine frühe interdisziplinäre Planung zwischen Zahnarzt, Kieferorthopäden und Oral-/MKG-Chirurgen ist daher unerlässlich, um für die Patienten die jeweils individuell maßgeschneiderte Behandlung zu finden. Prof. Dr. Dr. Dirk Nolte Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstr. 150, 44801 Bochum und MKG-Praxisklinik Sauerbruchstr. 48, 81377 München dirk.nolte@mkg-muc.com Friederike Wagner Praxisklinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie, Sauerbruchstr. 48, 81377 München Dr. Antje Krause Kieferorthopädische Praxis Dr. Antje Krause, Steinkirchner Str. 28, 81475 München Abbildungen 6a, b: klinischer und röntgenologischer Befund sieben Jahre post-OP a) Die kieferorthopädische Behandlung ist bei dem inzwischen 17-jährigen Mädchen weiter fortgeschritten. Transplantierte und nicht-transplantier- te Milchzähne in den Positionen 13, 12 und 22, 23 wurden aus der Bebänderung genommen. b) Sichtbar fortschreitende apikale Resorptionen an den transplantierten Milchzähnen a b Abbildungen 7a-c: klinischer und röntgenolo- gischer Befund elf Jahre post-OP bei der in- zwischen 21-jährigen Patientin a) Frontalansicht b) Okklusalansicht OK c) Die Milchzahntransplantate sind inzwi- schen entfernt und durch enossale Implantate ohne die Notwendigkeit einer umfangreichen knöchernen Augmentation ersetzt worden. a b c Alle Porträts: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 52 Zahnmedizin
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