Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2618) Eine 51-jährige Patientin wurde durch ihren Zahnarzt mit der Frage nach weiterführender Diagnostik an die Abteilung für Mund-, Kiefer, und plastische Gesichtschirurgie der Universität Mainz überwiesen. 14 Tage zu- vor war die Frau mit einer rechtsseitigen Schwellung der Wange erwacht, woraufhin sie sich bei ihrem Hauszahnarzt vorstellte. Bei Vorliegen eines Fossa-canina-Abszesses wurde durch den Zahnarzt eine Inzision der Abszesshöhle und die Extraktion der schul- digen Zähne 14 und 16 durchgeführt. In der erstellten Panoramaschichtaufnahme (PAN) fiel ihm eine röntgendichte Raumforderung der rechten Kieferhöhle auf, die von der Uni- versitätsmedizin untersucht werden sollte. Die Anamnese und die klinische Untersuchung zeigten sich unauffällig, so dass zwecks wei- terer diagnostischer Analyse eine 3-D-Auf- nahme (DVT) des Gesichtsschädels durch- geführt wurde (Abbildungen 1 bis 3). Bei Vorliegen einer Raumforderung der rechten Kieferhöhle unklarer Genese stellte der behandelnde Chirurg die Indikation zur Exzision des Befunds in Intubationsnarkose. Zur Darstellung der vorderen Kieferhöhlen- wand wurde im Bereich 12 bis 15 paramar- ginal inzidiert und der Sinus maxillaris mit- tels eines gefensterten Zugangs eröffnet. Es stellte sich eine, die gesamte rechte Kiefer- höhle ausfüllende, knöcherne Struktur dar (Abbildung 4). Nachdem der Befund aufgrund seiner Größe separiert worden war, wurde er geborgen (Abbildung 5) und zur patho- logischen Untersuchung eingesandt (Abbil- dung 6). Teile der medialen Kieferhöhlenwand und des Orbitabodens waren durch die vor- liegende Strukturveränderung resorbiert. Nach Spülung der Wunde und endoskopischer Sicherung einer offenen Verbindung zum mittleren Nasengang wurde dort zur Retention der Abflusswege eine Tamponade eingelegt und über das rechte Nasenloch ausgeleitet. Die Aufarbeitung der pathologischen Präpa- rate erfolgte nach Entkalkung. Mikroskopisch zeigte sich hierbei polypoid imponierendes, kappenartig begrenztes, kortikospongiöses Knochengewebe mit schmalen Markräumen, wobei sich der vorliegende Knochen hyper- ossifiziert und verplumpt darstellte. Innerhalb der herdförmigen Markraumfibrose waren weder hämatopoetische noch atypische Zellen sichtbar, so dass der vorliegende Befund grundsätzlich mit dem Bild eines Osteoms vereinbar war. Nach einem fünftägigen sta- tionären Aufenthalt konnte die Patientin bei stabiler Wundsituation und nachlassender postoperativer Schwellung in die ambulante Der besondere Fall mit CME Kieferhöhlen-Osteom durch chronische apikale Inflammation Diana Heimes, Henning Staedt, Peer W. Kämmerer In der Radiologie kommt es nicht selten zur Identifikation nebenbefundlicher Pathologien innerhalb des Datensatzes. Die Kenntnis um mögliche radiologische Auffälligkeiten und deren klinische Wertung spielt dabei eine entscheidende Rol- le. Dieser Fall demonstriert das Osteom der Kieferhöhle als radiologischen Zufallsbefund, dessen potenzielle klinische Symptomatik und das standardisierte Vorgehen in Abhängigkeit von der vorliegenden Befundkonstellation. Kliniker präsentieren Fälle mit hohem diagnostischem Schwierigkeitsgrad. Alles Fotos: Kämmerer 54 Zahnmedizin
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