Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2622) funds in Form einer DVT oder einer CT [Vis- wanatha, 2012; Lee et al., 2015; Celenk et al., 2012; Georgalas et al., 2011; Buyuklu et al., 2011], um die präzise Größe, Lokali- sation und Binnenstruktur abschätzen wie auch eine differenzialdiagnostische Analyse infrage kommender Pathologien vornehmen zu können [Lee et al., 2015; Georgalas et al., 2011]. Typischerweise erscheint das Osteom als am umliegenden Knochen anliegende, umschriebene, dichte Masse. Umgebende Strukturen, insbesondere knöcherner Art, weisen keinerlei lytische Veränderungen auf. Lediglich größere Befunde können – wie im vorliegenden Fall – durch wachstums- bedingten Druck zu einer Ausdünnung und Verschiebung von Nachbarstrukturen führen [Viswanatha, 2012]. Radiologisch kann sich das Osteom der Kieferhöhle als gleich- mäßige sklerotische Struktur, heterogene Matrix mit und ohne kortikale Schale oder mit laminiertem Muster darstellen [Lee et al., 2015; Earwaker, 1993; Janovic et al., 2013]. Histopathologisch erscheint das Osteom der Kieferhöhle als abnormale knöcherne Struktur dichter Konsistenz ohne das Vor- handensein osseo-typischer Havers-Kanäle [Viswanatha, 2012]. Histologisch können zwei Arten unterschieden werden: eine kompakte und eine spongiös-trabekuläre Form. Erstere besteht aus dichtem, kompaktem Knochen mit wenig Markräumen und Osteonen, letz- tere aus knöchernen Trabekeln und fibrös- lipoidem – die Osteoblasten umschließendem und hierdurch reifem Knochen ähnelndem – Mark [Soni, Bhargava, 2014]. Innerhalb dieser Tumorentität lassen sich zwei Entstehungsformen unterscheiden: zum einen das periostale/periphere und zum anderen das endosteale/zentrale Osteom. Ersteres hat seinen Ursprung im oberfläch- lichen Knochen, während Letzteres aus dem Knochenmark entsteht [Rocha et al., 2012]. Periphere kranio-faziale Osteome entstehen häufig innerhalb der Nasennebenhöhlen, wobei auch andere Lokalisationen – wie der äußere Gehörgang, die Orbita, das Os tem- porale und der Prozessus pterygoideus – möglich sind [Soni, Bhargava, 2014]. Trotz des teils expansiven Wachstums ist bisher keine maligne Transformation bekannt [Viswanatha, 2012]; differenzialdiagnostisch sind jedoch vor allem benigne und maligne Läsionen ossärer Herkunft, ebenso wie loka- lisierte Infektionen auszuschließen (Tabelle). Aufgrund der meist asymptomatischen kli- nischen Präsentation und der langsamen Wachstumsrate von 0,44 bis 6,0 mm pro Jahr wird bei fehlender Indikation zur opera- tiven Therapie eine Verlaufsbeobachtung mittels CT empfohlen [Lee et al., 2015, Koivunen et al., 1997]. Die Indikation zur chirurgischen Therapie beinhaltet kosme- tische Veränderungen, klinische Symptome wie Schmerzen oder den Verlust physiolo- gischer Funktionen, Komplikationen, eine signifikante Wachstumsrate oder den Bedarf an histopathologischer Diagnostik zum dif- ferenzialdiagnostischen Ausschluss ander- weitiger Ursachen einer Läsion [Viswanatha, 2012; Huang et al., 2001; Lee et al., 2015; Saratziotis et al., 2014; Celenk et al., 2012; Georgalas et al., 2011; Savic, Djeric, 1990]. Die Art der chirurgischen Therapie hängt hierbei maßgeblich von der Lokalisation, der Größe und der Art möglicher Komplika- tionen ab und beinhaltet endoskopische, externe und kombinierte Verfahren [Lee et al., 2015; Celenk et al., 2012]. Offen-chirur- gische Verfahren umfassen die laterale Rhinotomie oder – wie im vorliegenden Fall – den enorale Zugang. Neben einer besseren Übersicht, der Möglichkeit bimanueller In- strumentation und einer höheren Kontrolle über potenzielle intraoperative Komplikatio- nen beinhalten solche Verfahren die Risiken der Narbenbildung, eines längeren Kranken- hausaufenthalts, einer verminderter Patienten- Compliance und einer insgesamt höheren Morbidität. Die Möglichkeit endoskopischer Verfahren hingegen ist durch die Charakte- ristika des Befunds limitiert, jedoch bieten diese die Vorteile einer fehlenden Narben- bildung, der Nutzung physiologischer Drainagewege, einer insgesamt geringen Morbidität und der Reduktion intra- und postoperativer Blutungen [Celenk et al., 2012]. Diana Heimes Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie – plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2 55131 Mainz Dr. Henning Staedt, M.Sc. Zahnärztliche Praxis Blumenstr. 43 73728 Esslingen PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, M.A., FEBOMFS Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie – plastische Operationen Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Das Kieferhöhlen-Osteom CME AUF ZM - ONLINE \ Osteome der Kieferhöhle sind meist asymptomatisch und stellen einen radio- logischen Zufallsbefund dar. \ Symtomatische und schnell wachsen- de Befunde sollten chirurgisch entfernt werden. \ Größe und Lokalisation bestimmen die Art der Operation – zu den möglichen Methoden zählen offen-chirurgische, en- doskopische und kombinierte Verfahren. \ Osteome zeigen keinerlei Tendenz zur malignen Transformation, sollten jedoch differenzialdiagnostisch von potenziell bösartigen tumorösen Läsionen unter- schieden werden. Fazit für die Praxis Alle Porträts: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 58 Zahnmedizin

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