Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2640) Mecklenburg-Vorpommern ist das am dünnsten besiedelte Bundesland Deutsch- lands. Abwanderungsprozesse und der demografische Wandel haben dazu geführt, dass das Land, das 1991 noch die im Durch- schnitt jüngsten Einwohner aufwies, sich heute nur noch vor Brandenburg als „zweit- ältestes“ Bundesland wiederfindet. Diese Gemengelage aus demografischer Entwick- lung und großflächiger Verteilung der Ein- wohner verschärft die auch in anderen Bundesländern bekannten und allmählich in den Fokus geratenden Probleme bei der medizinischen Versorgung auf dem Land. Der Altersdurchschnitt aller niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte in Mecklen- burg-Vorpommern lag im Jahr 2017 bei 53,4 Jahren. Dabei liegen die geburten- stärksten Jahrgänge zwischen 1953 und 1963 (Abbildung 1). Lag 2013 noch der Altersdurchschnitt in 8 von 34 Notfalldienst- bereichen bei 50 Jahren und höher, traf das bereits vier Jahre später mit einer Ausnahme auf alle Notfalldienstbereiche zu. Im Notfall- dienstbereich Strasburg wird mit einem Altersdurchschnitt von 59,2 Jahren der Spitzenwert erreicht. Auf der Insel Rügen sind von den 43 dort niedergelassenen Zahn- ärzten 28 älter als 55 Jahre (61,2 Prozent). In den nächsten zehn Jahren wird voraus- sichtlich gut die Hälfte aller niedergelassenen Zahnärzte aus dem Berufsleben ausscheiden und damit nicht mehr für die Versorgung zur Verfügung stehen. Die Autoren des Konzepts schreiben dazu: „Derzeit ist nicht davon auszugehen, dass diese Entwicklung durch angestellte Zahnärzte ausreichend kompensiert werden kann.“ Aus Sicht der Autoren ist das ein Problem, das in erheb- lichem Maß die Notfalldiensteinteilung, das Versorgungsangebot und die Arbeitsbelas- tung der Kollegen tangiert. Die demografische Entwicklung spiegelt sich auch in der Mitgliederstruktur der Zahnärztekammer (Abbildung 2) wider. Fast jedes dritte Mitglied ist inzwischen nicht mehr berufstätig. Die Zahl der niedergelas- senen Zahnärzte sinkt seit 1999 kontinuierlich, während sich die Zahl der angestellten Zahnärzte im gleichen Zeitraum annähernd verdoppelt hat – allerdings auf insgesamt noch niedrigem Niveau. „Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Finanzierung der Selbstverwaltung, sondern berührt auch Art und Inhalt der Interessenvertretung“, schreiben die Autoren. Die steigende Anzahl von angestellten Zahnärztinnen und Zahn- ärzten erfordere ein politisches Umdenken. Auch deren Interessen müssten künftig adäquat vertreten werden, beispielsweise „durch den gezielten Einbezug von Zahn- ärztinnen und Zahnärzten in die berufspoli- tischen Gremien der Zahnärztekammer“. Trend zur Anstellung oder verzögerte Niederlassung? Bundesweit nimmt die Zahl angestellter Zahnärztinnen und Zahnärzte zu. Auch in Mecklenburg-Vorpommern. Seit 1994 hat sich die Zahl der Zahnärzte im Anstellungs- verhältnis hier verdoppelt. Mehrere Ursachen kommen den Autoren zufolge dafür infrage: Deutlich erkennbar sei, dass den nach- wachsenden Generationen „offensichtlich Rahmenbedingungen, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern, wichtiger er- scheinen als Rahmenbedingungen für die Praxis selbst“. Gezeigt habe sich auch, dass Zahnärzte häufiger eine Niederlassung an- streben als Zahnärztinnen. Anderer- seits erfolge der Start in die Nie- derlassung heute immer später, was die Phase der angestellten Tätigkeit verlängere. „Inwieweit Angestelltenverhältnisse generell Partnerschaften oder Niederlas- sungen ersetzen oder die eigene Niederlassung im Berufsverlauf nur nach hinten verlagern, lässt Zukunftskonzept für die Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Nicht warten, bis der Zahnarzt geht In Mecklenburg-Vorpommern zeichnen sich Probleme in der zahnmedizinischen Versorgung auf dem Land ab. Der Präsident der Zahnärztekammer Prof. Dr. Dietmar Oesterreich hat gemeinsam mit Vorstandsmitglied Christian Dau und Kammer-Hauptgeschäftsführer Rechtsanwalt Peter Ihle unter dem Titel „Demografischer Wandel des Berufsstandes in Mecklenburg-Vorpommern – Konsequenzen und Lösungsansätze“ ein Konzept vorgelegt, um künftigen Engpässen entgegenzuwirken. Demografischer Wandel im Berufsstand Anzahl 0 10 20 30 40 50 60 70 80 1953 1958 1963 1968 1973 1978 1983 1988 1948 1943 1938 65 Jahre Geburtsjahr Abbildung 1: Altersverteilung der niedergelassenen Zahnärzte in Mecklenburg-Vorpommern, Stand 10.01.2018, n=1.084 Quelle: Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern 76 Politik

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