Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 108, Nr. 22, 16.11.2018, (2642) auch Anreize für eine spätere berufliche Tätigkeit in diesem Umfeld zu setzen. Vor- bild ist hier ein Pilotprojekt der Universität Witten/Herdecke mit der Kassenzahnärzt- lichen Vereinigung und der Zahnärztekam- mer Westfalen-Lippe. Praxisbörse: Treffpunkt für Abgeber und Übernehmer Ein wichtiger Aspekt bei der Sicherung der Versorgung auf dem Land ist, die bestehen- den Praxen abgabewilliger Inhaber zu er- halten – durch die Vermittlung von jungen Interessenten. „Mit der Praxisbörse hat die Zahnärztekammer bereits eine mediale Plattform zur Verfügung gestellt, um die Suche nach potenziellen Bewerbern zu unterstützen. Um das Angebot der Praxis- börse attraktiver zu gestalten, könnten Vor- lagen erstellt werden, in denen auch mög- liche Bedürfnisse der jungen Zahnärzte/innen direkter abgefragt oder erfasst werden (zum Beispiel Fotos, Umfeldinformationen der Praxis, lokale Bildungsangebote für Kinder etc.). Eine weiteres Projekt könnte die Entwicklung einer gezielten Assistentenbörse auf der Website der Zahnärztekammer und auf der Website der Fachschaft sein, auf der sich so- wohl suchende Praxen wie auch zukünftige Assistenten vorstellen können. So sei es möglich, dass sich „die Kolleginnen und Kollegen direkt an den Nachwuchs wen- den“, heißt es in dem Konzept. Der prozentuale Anteil von Zahnärztinnen an der Gesamtzahl zahnärztlich tätiger Zahnärzte lag 2015 in Mecklenburg- Vorpommern bei 58,7 Prozent. Damit ist Mecklenburg-Vorpommern nach Sachsen (59,4 Prozent) das Bundesland mit dem höchsten Zahnärztinnenanteil [BZÄK, Sta- tistisches Jahrbuch 2016/2017]. Auch hier entscheiden sich Zahnärztinnen durch- schnittlich später als ihre männlichen Kolle- gen für eine Niederlassung. Um diesen Schritt zu unterstützen, regen die Autoren an, über spezielle Fortbildungen mit dem Fokus „Praxisübernahme mit 40“ nachzu- denken. Hierin liege auch eine Chance für den Berufsstand, ließen sich doch die über 40-jährigen Zahnärzte zu 75 Prozent in Einzelpraxen nieder. Der Stress im Berufsalltag macht unzufrieden „Ökonomisierungstendenzen, Industriali- sierung, Bürokratisierung und die Versozial- rechtlichung beschreiben im Gesundheits- wesen Entwicklungen, die für Ärzte und Zahnärzte mit einem zunehmenden Konflikt zwischen den Bedürfnissen der Patienten und den Anforderungen des Gesundheits- systems verbunden sind. Der sich daraus ergebende berufsbedingte Stress hat über zahlreiche Reaktionsweisen der betroffenen Gesundheitsberufe unmittelbare Auswir- kungen auf die Versorgung der Bevölkerung und die Qualität der Berufsausübung. Besonders wird von den Zahnärzten die zunehmende Bürokratisierung im Bereich der kassenzahnärztlichen Tätigkeit aber auch bei Anforderungen durch die Hygiene, beim Qualitätsmanagement und jüngst bei der DSGVO kritisiert. Auch hier wäre für die politische Diskussion und Argumentation ein valider Kenntnisstand von erheblicher Bedeutung“, bilanzieren die Autoren und empfehlen eine Stärkung der Versorgungs- und hier speziell der Berufszufriedenheits- forschung. Darüber hinaus schlagen sie ein entspre- chendes Forschungsprojekt von Kammer, KZV, Landesregierung und der Universitäts- medizin Rostock vor. Vor dem Hintergrund absehbarer Probleme bei der wohnortnahen Versorgung auf dem Land in Mecklenburg- Vorpommern könnten Erkenntnisse darüber, was den Kolleginnen und Kollegen in der Berufsausübung wirklich wichtig ist und zur Berufszufriedenheit beiträgt, sehr hilfreich sein. br Entwicklung der Zahnärztezahlen von 1991-2018 in Mecklenburg-Vorpommern 0 300 600 900 1200 1500 Niedergelassen Assistenten/Angestellte in Praxen Zahnärztlich tätige Angestellte außerhalb von Praxen (Unis, ÖGD usw.) ohne zahnärztliche Tätigkeit (Rentner usw.) 1991 1994 1999 2004 2009 2014 Jan 2018 Quelle: Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern Abbildung 2: Mitgliederstruktur der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern; fast jedes dritte Mitglied ist inzwischen nicht mehr berufstätig. 78 Politik

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=