Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 108, Nr. 23, 1.12.2018, (2816) -24, 1 12.2018, (2816) Die Frau stellte sich mit einer großen intra- oralen, harten, nicht ulcerierenden Vorwöl- bung des Gaumendachs vor. Anamnese: Sie gab an, dass bereits vor circa 30 Jahren die Diagnose eines kleinen, gut- artigen Speicheldrüsentumors im Bereich des harten Gaumens durch eine Gewebe- probe gestellt worden sei. Damals habe sie jegliche Therapieoptionen verweigert und auf einem abwartenden Verhalten bestanden. Mittlerweile war der Tumor verdrängend nach kranial bis in die Nasenhaupthöhle und nach kaudal in die Mundhöhle, teilweise bis auf das Niveau der Okklusionsebene, gewachsen (Abbildung 1). Der extraorale Befund war gänzlich unauffällig. Die Patientin war schmerzfrei, dennoch führte eine zunehmende Nasenatmungs- behinderung sowie eine kloßige Sprache letztendlich zu dem Therapiewunsch der Tumorentfernung. Diagnostik: Alio loco war eine ausreichend große Biopsie entnommen worden, die his- tologisch ein pleomorphes Adenom ergab. Die computertomografische Bildgebung (Abbildungen 2 und 3) zeigte eine inhomo- gene, kontrastmittelanreichernde und mit- tellinienüberschreitende Raumforderung im Bereich des Gaumens, die kaudal in die Mundhöhle und kranial in das Cavum nasi reichte. Die Größenausdehnung betrug circa axial 67 x 56 x kraniokaudal 52 mm. Der Tumor wies multiple hypodense Anteile und einzelne Kalzifikationen auf. Die rechte Maxilla war distal der Regio 24 destruiert. Auch das Palatum durum et molle zeigte beid- seits (rechtsbetont) Osteolysen bei primär verdrängendem Charakter auf. Der Naso- pharynx war subtotal verlegt, die Uvula, der rechte M. constrictor pharyngis superior und beide Choanen nicht mehr abgrenzbar. Der Tumor ragte durch die mediale Begren- zung des rechten Sinus maxillaris in die Nasenhaupthöhle mit einer hauchdünnen knöchernen Begrenzung. Rechts reichte die Raumforderung bis in die Fossa pterygoidea. Die Processus pterygoidei waren zentral aufgelöst. Rechtsseitig war die Anzahl der Lymphknoten in Level Ib und IIa/b vermehrt und moderat vergrößert, aber ohne klare Malignitätskriterien. Bei der Patientin bestanden außer einer leichten arteriellen Hypertonie keine wei- teren Vorerkrankungen und ebenso keine B-Symptomatik. Nach Vorstellung im interdisziplinären Tumorboard wurde der Beschluss zur pri- mären Tumoroperation mit Rekonstruktion in Intubationsnarkose getroffen. Therapie: Nach Anlage eines temporären Tracheostomas und Neck Dissection Level I-III rechts erfolgte die Tumorexzision von transoral via midfacial degloving. So konnte auf eine extraorale Erweiterung des Zugangswegs nach Weber-Dieffenbach verzichtet werden. Insgesamt wurden die Zähne 15 bis 17 und 26 bis 28 mit entfernt, die Defekt- MKG-Chirurgie Polymorphes Adenokarzinom des Oberkiefers Tamara Katharina Kakoschke, Ulrike Speth, Christopher Poremba, Denys J. Loeffelbein Eine 71-jährige Patientin stellte sich mit einem den kompletten Gaumen ausfüllenden und in die Nasenhaupthöhle reichenden, seit 30 Jahren stetig wachsenden Tumor vor. Abbildung 1: Intraorale klinische Präsentation des Befunds Foto: PD Dr. Dr. Denys J. Loeffelbein Abbildung 2: Präoperative axiale CT-Bildgebung: Mittellinienüberschreitung und Infiltration der medialen Kieferhöhlenwand Foto: PD Dr. Dr. Denys J. Loeffelbein 100 Zahnmedizin

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