Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
zm 108, Nr. 23, 1.12.2018, (2774) -24, 1 12.2018, (2774) auch bei RS unverzichtbar für den lang- fristigen Erfolg der Behandlung – diese müssen daher frühzeitig in die Behandlung integriert und eingewiesen werden, damit sie die Therapie bei ihrem Kind unterstützen können. Bei gegebener psychischer Belastung der betroffenen Eltern wird Unterstützung durch den psychosozialen Dienst und/oder Patienten-Selbsthilfegruppen angeboten. Dies gilt gleichermaßen für spätere Entwick- lungsphasen der Patienten. Sekundärbehandlung Weitere therapeutische Interventionen er- folgen von kieferorthopädischer Seite meist erst im Sinne der Sekundärbehandlung beginnend ab dem 4. Lebensjahr bei aus- geprägten Fehlstellungen wie frontalem Kreuzbiss oder ausgeprägten transversalen Defiziten. Je nach Ausmaß kommen hierzu aktive Plattenapparaturen, funktionskiefer- orthopädische Geräte wie der Funktionsreg- ler Typ III und bei ausgeprägten Befunden die Kunststoffkappen GNE zur transversalen Erweiterung des Gaumens sowie die Ge- sichtsmaske nach Delaire zur Verbesserung der sagittalen Relation zum Einsatz. Ent- scheidend ist hierbei, dass zu keinem Zeit- punkt eine dentoalveoläre Kompensation durch Kippung der Zähne über das physio- logische Maß nach lateral oder ventral erfolgen darf – die funktionskieferortho- pädischen Maßnahmen zielen auf eine skelettale Korrektur des dentoalveolären Fundaments ab. Bereits im Milchgebiss müssen dabei regelmäßige individual- prophylaktische Maßnahmen beginnen, da aufgrund von Engständen und Fehlstellun- gen, insbesondere im Bereich der spalt- nahen Zähne, die Zahnhygiene schwierig ist. Einen besonderen Stellenwert nimmt dabei die Zeit kurz vor dem Durchbruch des spaltnahen Eckzahns ein. Um hier einen regelrechten Durchbruch im Spaltbereich zu ermöglichen, muss eine sekundäre Kie- ferspaltosteoplastik erfolgen. Dazu bedarf es einer engen Abstimmung von Kieferortho- pädie und MKG-Chirurgie. Bereits im Zuge der sekundären Kieferspalt- osteoplastik muss gemeinsam von MKG- Chirurgie und Kieferorthopädie abhängig von der Anzahl, der Lage und der Morpho- logie der spaltnahen Zähne die Entscheidung getroffen werden, welches Konzept zum Lückenschluss gewählt wird, falls der seit- liche Schneidezahn oder der Eckzahn nicht zur Verfügung steht. Grundsätzlich kommen ein kieferorthopädischer Lückenschluss, eine Implantatversorgung der Kieferspalte oder ein Offenhalten der Lücke mit restaurativer Versorgung in Betracht. Nach der bestmöglichen funktionskiefer- orthopädischen skelettalen Korrektur im Wachstum folgt die abschließende dento- alveoläre Behandlung, meist mit festsitzen- Interdisziplinäres Behandlungskonzept für Kinder mit Robin-Sequenz (mit fakultativer Gaumenspalte) – in der Schwangerschaft vorangeschaltetes Pränatalscreening Disziplin Neonatologie Kieferorthopädie Pädiatrische Schlafmedizin Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie Logopädie/ Physiotherapie Tabelle 2; Quelle:ZLKGKF Nicht in der Tabelle mit aufgeführt sind eine ggf. erforderliche kombiniert kieferorthopädisch-mundkiefergesichtschirurgische Tertiärbehandlung nach Wachstumsabschluss sowie die Zahnerhaltung und Prothetik , diese sind jedoch unerlässlich durch ihre frühzeitig beginnenden fortlaufenden individualprophylaktischen Maßnahmen sowie bei Bedarf durch prothetische wie auch konservierende Rehabilitation bei spaltbedingten Hypoplasien oder Aplasien. Postnatal Atemwegsmanagement Intensivüberwachung Endoskopische Kontrolle der Gaumenplatten- position Tübinger Atemplatte mit Sporn (24–48h) Schlaflaborunter- suchung (Ausgangsbe- fund), Kontrolle nach Plattenanpassung Beratung über Gaumenspaltplastik Lagerung / Castillo Morales 3 Monate Ggf. Kontroll- endoskopie Kontrolle und ggf. Neuanpassung der Gaumenplatte, Einbindung interdisziplinäre Sprechstunde Ggf. Kontrolle nach erneuter Platten- anpassung logopädische Therapie 6 Monate Ggf. Kontroll- endoskopie Kontrolle und ggf. Neuanpassung der Gaumenplatte Ggf. Kontrolle nach erneuter Platten- anpassung 1. Lebensjahr Kontrolle interdiszipli- näre Sprechstunde Kontrolle ohne Gaumenplatte, ggf. prä- und postoperativ bei Gaumenspalten- verschluss Intravelare Veloplastik, ggf. plastischer HG- Verschluss Vorschulalter Wachstums- fördernde Kie- ferorthopädie (FKO) Ggf. Verlaufs- kontrollen Ggf. weitere logopädische Therapie Schulalter FKO und dento- alveoläre KFO- Therapie Ggf. Verlaufs- kontrollen 58 Fortbildung Kieferorthopädie
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