Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 108, Nr. 23, 1.12.2018, (2776) -24, 1 12.2018, (2776) der Multiband-, Multibracketapparatur. Hierbei besteht nur noch in begrenztem Maß die Möglichkeit, skelettale Defizite durch eine dentoalveoläre Kompensation auszugleichen. Diese unterliegt im Hinblick auf die hohe Rezidivanfälligkeit einer engen Indikationsstellung. Tertiärbehandlung Bei ausgeprägten skelettalen Diskrepanzen wird die Tertiärversorgung – eine kombi- nierte kieferorthopädische/MKG-chirur- gische Behandlung – erforderlich. Hierbei wird nach prächirurgischer kieferortho- pädischer Vorbehandlung die skelettale Umstellungsosteotomie durchgeführt. Bei Spalten kommt aufgrund des in der Regel im Oberkiefer gelegenen Wachstumsdefizits mit maxillärer Retrognathie eine OK-Vor- verlagerung auf Le-Fort-I-Ebene oder eine bignathe Umstellungsosteotomie in Be- tracht. Die Kieferorthopädie behandelt dentoalveoläre Fehlstellungen im Rahmen der Dekompensation vor Umstellungs- osteotomie und durch die Feineinstellung postoperativ. Abschließend erfolgen nach Abschluss der KFO bei Bedarf eine prothe- tische restaurative Versorgung, eine Adhäsiv- versorgung oder konservierende plastische Zahn-Formaufbauten. Den letzten Schritt der das gesamte Wachstum begleitenden interdisziplinären Behandlung stellt die bei fast allen Spalten mit Lippenbeteiligung notwendige Septo- rhinoplastik durch die MKG-Chirurgie dar (Abbildung 7). Hierbei handelt es sich um komplexe knöchern-weichteilige Korrekturen, bei denen häufig mit Knorpeltransplantaten gearbeitet werden muss. Diese komplexen langjährigen, wachstums- begleitenden und stets patientenindividuell geprägten Therapieschritte im Wechselspiel und in Kombination der Fachdisziplinen führen zwar nicht zur restitutio ad integrum, b) Gaumenmodell mit U-förmiger Gaumenspalte und Tübinger Atemplatte am Arbeitsmodell mit aus gelbem Wachs modellierter Referenzebene für die velopharyngeale Extension mit innen- liegender Drahtverstärkung Abbildung 6: a) Neugeborenes mit RS und ausgeprägter mandibulärer Retrognathie Quelle: ZLKGKF c) Neugeborenes mit Tübinger Atemplatte in situ Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/ DGZMK. Kindliche Fehlbildungen im Kiefer- und Gesichtsbereich CME AUF ZM - ONLINE Prof. Dr. Bernd Koos · 2001–2006 Studium der Zahnmedizin, Eberhard Karls Universität Tübingen · 2007 allgemein-zahnärztliches Jahr, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, UKT · 2008 Promotion Zahnheilkunde „Magna cum laude“ · 2008–2010 Fachzahnärztliche Weiterbildung in der Poliklinik für Kieferorthopädie des Universitätsklinikums Tübingen · 2011–2014 Oberarzt in der Klinik für Kieferorthopädie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel · 2015 Habilitation, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel · 2014–2017 stellvertretender Direktor und Oberarzt in der Poliklinik für Kieferorthopädie an der Universitäts- medizin Rostock · seit 2017 Universitätsprofessor, Lehrstuhl für Kieferortho- pädie an der Eberhard Karls Universität Tübingen und Ärztlicher Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen Porträt: privat Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 60 Fortbildung Kieferorthopädie

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