Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 108, Nr. 23, 1.12.2018, (2794) -24, 1 12.2018, (2794) Das Ziel der KFO-Behandlung wird als „die Herstellung einer bestmöglichen okklusalen Beziehung im Rahmen einer akzeptablen fazialen Ästhetik, mit einem stabilen Behandlungsresultat“ beschrieben [Proffit, 1993]. Obwohl die Korrektur der Front- zahnrelation und die Herstellung eines ästhetisches Lächelns Ziele einer solchen Behandlung sind, kommt es sehr häufig vor, dass durch besondere Formen, Größen oder Positionen der Front- oder auch Seitenzähne Lücken im Frontzahnbereich nach der KFO- Behandlung entstehen oder verbleiben [Klaiber, 2006]. Dies kann auch eine Folge der sogenannten „Nutzen-Risiko-Analyse“ sein [Williams, 2000], bei der sich der voll- ständige kieferorthopädische Lückenschluss möglicherweise sowohl nachteilig auf die Funktion oder die Stabilität der Zähne als auch auf die faziale Ästhetik in Bezug auf die Zahnproportionen auswirkt. Eine nachhaltige Verbesserung der behandelten Situation ist ein wichtiger Faktor bei der KFO-Behandlungs- planung. Das Risiko eines Rezidivs durch die Bewegung der Zähne nach dem Ende der KFO-Behandlung wird im Behandlungsplan berücksichtigt. Daher kann es zu Einschrän- kungen bei der Positionsumstellung der Frontzähne kommen. Warum bleiben Lücken nach der KFO-Behandlung? Neben diesen Faktoren gibt es andere wich- tige Gründe, die zu Lücken im Frontzahn- bereich nach der KFO-Behandlung führen. So können Nichtanlagen (häufig bei oberen seitlichen Schneidezähnen zu beobachten), ein Missverhältnis zwischen Zahn- und Kie- fergröße, Disproportionen zwischen Platz- angebot und Platzbedarf im Zahnbogen oder Zahnform- und genetisch bedingte Anomalien, die zum Beispiel eine Diskrepanz zwischen dem oberen und dem unteren Zahnmaterial (Bolton-Diskrepanz) verursachen, zur unerwünschten Lückenbildung führen. Nichtanlagen bleibender Zähne sind nicht ungewöhnlich und stellen mit einer Präva- lenz von 1,5 bis 11,3 Prozent die häufigste Fehlformation im Mund-Kiefer-Gesichts- bereich dar [Hourfar et al., 2016]. In solchen Fällen (Hypodontie und Oligodontie) ent- steht der Bedarf nach Lückenschluss nach dem Ende der KFO-Behandlung und zielt hauptsächlich auf das „Kaschieren“ von Asymmetrien und die Wiederherstellung der fehlenden Harmonie ab. Im Fall einer Nicht- anlage wird meist durch eine Umformung des Zahnes, der an der Position des fehlen- den Zahnes steht, die entstandene Lücke geschlossen. Bei Zahnformanomalien, zum Beispiel einem Zapfenzahn oder einer Hypo- plasie der oberen seitlichen Schneidezähne, können die existierenden Lücken mit der Wiederherstellung der Zahnform durch Umformung mit einer Restauration oder auch (bei Bedarf) mit einem zusätzlichen selektiven Beschleifen des Zahnes behandelt werden. Lückenschluss nach KFO-Behandlung Olga Polydorou Häufig verbleiben nach einer kieferorthopädischen Behandlung Lücken zwischen den behandelten Zähnen, die die Ergebnisse einer langjährigen Behandlung beeinträchtigen. Lücken bergen die Gefahr der Zahnwanderung, was zu einer Verschiebung der dentalen Mitte und zur Instabilität innerhalb des betroffenen Zahnbogens führen kann. Darüber hinaus sind Lücken in der Regel für viele Patienten weniger attraktiv, so dass aus ästhetischen, funktionellen und Gründen der Stabilität ein Ausgleich der Diskrepanz oft sinnvoll erscheint. alle Fotos: Olga Polydorou 78 Fortbildung Kieferorthopädie

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