Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 108, Nr. 23, 1.12.2018, (2798) -24, 1 12.2018, (2798) Um einen erfolgreichen und ästhetischen Lückenschluss zu realisieren sind viele ver- schiedene Schritte zu beachten: \ Interdisziplinäres Management der Therapie: Eine gemeinsame Behandlungs- planung der beteiligten Disziplinen für eine ästhetische Versorgung von Patienten mit Lücken im Frontzahnbereich ist er- forderlich (Kieferorthopädie und Zahn- erhaltung oder Prothetik). Eine Extrusion oder Intrusion der Zähne ist eventuell not- wendig, um durch die Umformung eines Zahnes einen anderen fehlenden Zahn zu kaschieren (bei Rollentausch der Zähne). Eine erst spätere Abstimmung kann zu einer zeitlichen Verzögerung der Behand- lung führen. \ Eine korrekte Positionierung der Zähne innerhalb der Lücke kann die ästhetischen Ergebnisse beeinflussen. Die Versorgung von mehreren kleinen Lücken ist für die Ästhetik und den langjährigen Erfolg der Restauration im Vergleich zur Behandlung einer großen Lücke vorteilhaft. Eine ge- zielte Planung der Positionierung der Zähne innerhalb der Lücken zu Beginn der KFO-Therapie kann die häufig auftretende Notwendigkeit einer erneuten Bewegung der Zähne vermeiden, die danach oft nicht mehr einfach oder sogar unmöglich wäre. Ein Lückenschluss kann eventuell auch vor oder während der KFO-Therapie not- wendig werden. \ Eine kompetente Beratung der Patienten am Anfang der Behandlung in Bezug auf die nach der KFO-Behandlung entstehenden Lücken ist erforderlich. Die Hauptziele, Prioritäten und Limitationen der geplan- ten KFO-Behandlung sollten mit dem Pa- tienten am Anfang besprochen werden, da die Ausgangssituation die ästhetischen Ergebnisse beeinflussen kann. Eine Aufklä- rung über die für den ästhetischen Lücken- schluss entstehenden zusätzlichen Kosten ist sinnvoll. \ Nach dem Ende der KFO-Behandlung und vor der Entbänderung ist insbesondere bei Jugendlichen eine erneute Beratung sinnvoll, da sich durch das Wachstum sowohl die faziale Ästhetik als auch die Ansprüche des Patienten geändert haben können. Die behandelten Zähne können nach dem Lückenschluss kürzer wirken und die Gesichter werden häufig als „weicher“ oder „wenig streng“ gesehen. Mögliche „kurzzeitige“ Änderungen in der Phonetik sollten den Patienten mitgeteilt werden, besonders weil dies für be- stimmte Berufsgruppen sehr entscheidend sein kann. \ Die ästhetischen Erwartungen der Patienten sollten für die Methoden- und Materialauswahl berücksichtigt werden. \ Nach dem Ende der KFO-Behandlung sollte eine detaillierte ästhetische Analyse der Situation , bezogen auf die morpho- logischen und die strukturellen Merkmale der Zähne, der Zahnform, der Gesichts- form und natürlich der Zahnfarbe, durch- geführt werden. In Bezug auf die Farbe ist neben der Bestimmung der Hauptfarben die Erhebung weiterer Parameter (Analyse der transluzenten, opaken Areale, des Dentinmamelons, der Sichtbarkeit eines Halo-Effekts) bezüglich der Charakteri- sierung des zu behandelnden Zahnes von großer Wichtigkeit für den Erfolg der Restauration. Die sorgfältige und korrekte Farbanalyse führt zu einer „Individualisierung“ des Zahnes und zu einem natürlichen Ergebnis. Wichtige Aspekte für eine natürlich wir- kende dentale Komposition können wie folgt beschrieben werden: - gesundes Parodont mit geschlossenen Interdentalräumen, - gutes Verhältnis der Zahnproportionen und Symmetrie, - Beachtung von Zahngrundformen und -merkmalen, - Inzisalkantenverlauf, Lachlinie und inter- inzisale Dreiecke. Genau dieselben Merkmale, die man bei jeder ästhetisch anspruchsvollen Front- zahnfüllung in Betracht ziehen muss, werden auch bei einem Lückenschluss benötigt. \ Der Gingivaverlauf sollte bei der Be- handlungsplanung des Lückenschlusses berücksichtigt beziehungsweise vor der Umformung der Zähne oder des Lücken- schlusses angepasst werden. \ „Kombi“-Behandlungstermin : Wenn möglich, ist ein Kombitermin der beiden involvierten Fachdisziplinen im Fall einer direkten Versorgung der Lücke von Vorteil. Erst einmal findet die Entbän- derung statt, dann folgt der Lückenschluss der Zähne und danach wird die End- situation abgeformt, um so schnell wie möglich die „Retainer“-Phase zu ermög- lichen. Wichtige Voraussetzung für einen Kombi-Termin ist die gute Compliance des Patienten und – noch wichtiger – eine gesunde Gingiva. In jedem anderem Fall wird eine Schiene als Retainer vorge- fertigt, bis die Mundhygiene des Patienten entsprechend verbessert wurde. Dann erst kann die endgültige Versorgung statt- finden. \ Eine laborgefertigte Schablone für ein „Mock-up“ kann zusätzlich zur besseren Visualisierung des Behandlungsergebnisses verwendet werden, stellt aber keine not- wendige Voraussetzung für den Behand- lungserfolg dar. \ Die gezielte Okklusion nach dem Lückenschluss sollte vor der Behandlung in Betracht gezogen werden. \ Kontrolle und Politur in einer weiteren Sitzung sind sinnvoll für die Stabilität der ästhetischen Ergebnisse. \ Eine jährliche Kontrolle der Situation bezüglich Funktion und Ästhetik ist sinn- voll. Ein Rezidiv der Situation kann statt- finden, besonders bei Fraktur der Retainer oder bei dem Verlust und der erneuten Klebung des Retainers in einer falschen Position. So wird der Lückenschluss ein Erfolg 82 Fortbildung Kieferorthopädie

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