Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 109, Nr. 01-02, 16.1.2019, (22) nachhängt und denkt, dass es ja letztlich auch die Zahnärztin oder der Zahnarzt ist, der Verantwortung trägt, der ist noch nicht in der neuen schönen Welt der zahnärztlichen Praxisketten angekommen. Hier werden die Ansagen durch Praxis- oder Area-Manager gemacht, die von zahnmedizinischen Belan- gen oftmals so viel Ahnung haben, wie Oma Pachulke von der Quantentheorie. Es geht um Zahlen, Zahlen, Zahlen. Also um die Anzahl der erbrachten UDA und Privat- leistungen. Kronenrand? Welcher Kronen- rand? Prothese im Artikulator? Warum das denn, Okklusion kann man doch frei Hand gestalten! „Ich habe gerade die neuen Zahlen vom Headquarter bekommen und wir sind mit unseren UDA im Rückstand. Könntet ihr nicht mal darüber nachdenken, ob die braune Verfärbung nicht doch schon eine Karies ist und mit einer Füllung versorgt werden muss! Außerdem bringt ein Inlay die vier- fache Anzahl an UDAs gegenüber einer Amalgamfüllung.“ Reparatur? Erst wenn das Handstück steht! Natürlich muss man auch darauf achten, dass die Kosten für Verbrauchsmaterialien nicht aus dem Ruder laufen. Zehn Spiegel, Sonden, Pinzetten pro Zimmer müssen reichen. Da geht die Helferin zwischendurch öfter mal sterilisieren. Nö, das Handstück müssen wir noch nicht zur Reparatur schicken, bringt zwar nur noch die halbe Leistung, dreht doch aber noch. Es spielt kaum eine Rolle, ob es sich um Praxisketten mit zwei oder drei Zahnarztpraxen handelt oder um die großen Player, deren größter immerhin mehr als 650 Praxen betreibt, Rendite ist King – und was interessieren vernünftige Arbeitsbedingungen oder eine zeitgemäße Zahnmedizin? Die Ausstattung wird erst erneuert, wenn auch endlos viele Packungen von Papierhandtüchern das aus irgendeinem Leck an der Behandlungs- einheit austretende Wasser nicht mehr auf- halten können. Angesichts der Arbeitsbedingungen und größtenteils schlechten Bezahlung, der nicht vorhandenen Wertschätzung ihrer Arbeit, ist die Fluktuation an Helferinnen hoch. Für viele Zahnärzte besteht das Problem inzwischen darin, aus diesen fließbandähnlichen Struk- turen wieder ausscheiden zu können. Denn inzwischen ist der Markt an NHS-Zahn- ärzten in Großbritannien gesättigt. Dental Therapists: Füllungen legen ohne Studium Universitäten fahren die Zahl der Studenten bereits schrittweise zurück, ebenso bekom- men nicht mehr alle Absolventen der Zahn- medizin eine Stelle als Ausbildungsassistent. Ausbildungen zur Dental Hygienist finden in London nicht mehr statt, stattdessen wer- den jetzt Dental Therapists ausgebildet, die zusätzlich zur Zahnreinigung auch Füllungen legen dürfen. Ein Schelm, wer Böses denkt, etwa nach dem Motto: Vielleicht kosten sie Keine Seltenheit: Das Büro im Behandlungszimmer Foto: privat Wozu ein keimarmes Umfeld bei der Wurzelkanalbehandlung schaffen? An der Uni interessiert dies wenig. Foto: privat 24 Dentalketten in Europa

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