Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 109, Nr. 01-02, 16.1.2019, (66) einer orthodontischen Therapie kontrolliert sein [Wennström et al., 1993, 1987; Polson et al.,1984; Ericsson et al., 1977]. Zur Vermeidung einer vermehrten parodon- talen Destruktion durch eine ungünstige Überlagerung der Biofilm-assoziierten paro- dontalen Inflammation mit einer kiefer- orthopädisch induzierten Inflammation müssen folgende, die Kontrolle des Biofilms betreffende Punkte sichergestellt sein: \ Eine erfolgreiche Parodontitistherapie ist durch eine deutliche Verbesserung aller parodontalen Parameter, einschließlich der Mundhygiene sowie der Kontrolle der Risikofaktoren gekennzeichnet [Chapple et al., 2018; Mombelli et al., 2014; Jepsen & Dommisch, 2014]. Angestrebt werden ein Plaqueindex < 20 Prozent und Sondierungs- tiefen < 5 mm ohne Blutung auf Sondierung [Levin et al., 2012] (Abbildung 5). \ Da bei einer orthodontischen Therapie häufig intrusive Zahnbewegungen erfolgen, muss hierbei verhindert werden, dass Plaque nach apikal in Defektregionen transportiert wird. Das heißt, dass vor entsprechenden Bewegungsaktivierungen regelmäßige Kon- trollen und gegebenenfalls Reinigungen der betroffenen Regionen vorgenommen wer- den müssen. Hierbei steht die kieferortho- pädische Fachdisziplin gleichermaßen in der Verantwortung. \ Die kieferorthopädische Apparatur sollte möglichst wenig Plaque-retentiv sein. Da dies unter den spezifischen Behandlungs- aufgaben eher selten zu erreichen ist, wer- den besondere Mundhygieneinstruktionen und häufigere UPT-Termine, gegebenenfalls flankierend zur KFO-Therapie, alle vier bis sechs Wochen notwendig. Aspekte der regenerativen PAR- Therapie Einige klinische Studien an Patienten mit fort- geschrittener Parodontitis haben die positive Auswirkung einer kieferorthopädischen Therapie nach chirurgischer (nicht-regene- rativer) Parodontalbehandlung dokumentiert [Zasciurinskiene et al., 2018; Re et al., 2004; Corrente et al., 2003; Cardaropoli et al., 2001; Re et al., 2000]. Trotz der umfangreichen Evidenz für die Wirksamkeit regenerativ- parodontalchirurgischer Techniken bei ver- tikalen, intraossären Defekten [Kao et al., 2015; Cortellini et al., 2011, 2017; Bröseler et al., 2017] liegen bisher nur wenige Fallberichte beziehungsweise Fallserien zu deren Kombination mit KFO-Therapie vor [Roccuzzo et al., 2018; Cao et al., 2015; Jepsen et al., 2015; Ghezzi et al, 2013; Tietmann et al., 2013; Attia et al., 2012; Ogihara & Wang, 2010; Ghezzi et al., 2008; Cardaropoli et al., 2006]. Eingesetzt wurden dabei Membranen, Knochenersatzmateria- lien, Schmelzmatrixproteine oder aber Kom- binationen. Der Zeitpunkt zur Einleitung der orthodontischen Zahnbewegungen variierte deutlich. Während in einigen Untersuchun- gen die KFO-Therapie erst sechs bis zwölf Monate nach dem regenerativen Eingriff durchgeführt wurde, um nicht mit der parodontalen Wundheilung zu interferieren [Roccuzzo et al., 2018; Jepsen et al., 2015; Ghezzi et al., 2008], berichteten andere Autoren von vorteilhaften Ergebnissen, wenn die Zahnbewegung sofort beziehungsweise innerhalb von vier bis zwölf Wochen initiiert wurde [Ghezzi et al., 2013; Tietmann et al., 2013; Attia et al., 2012; Ogihara & Wang, 2010; Cardaropoli et al., 2006]. Sie speku- lierten, dass eine frühe Zahnbewegung die parodontale Wundheilung sogar positiv beeinflussen könnte. Die Ermittlung des optimalen Zeitpunkts für die Einleitung der orthodontischen Zahnbewegung nach re- generativer PAR-Therapie ist derzeit Gegen- stand randomisierter klinischer Multicenter- studien. Abbildung 5: Empfehlungen für die parodontale Betreuung bei Parodontitis-anfälligen Patienten, die kieferorthopädisch behandelt werden [nach Levin et al., 2012]. Zusammenstellung nach Levin et. al 2012 von Karin Jepsen 68 Zahnmedizin

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