Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 109, Nr. 01-02, 16.1.2019, (72) Lange Zeit glaubte man, die Zähne der Kleinsten bedürften keiner zahnärztlichen Prophylaxe. Der allgemeine Kariesrückgang in den vergangenen Jahrzehnten hat jedoch die ungebrochen hohe Kariesprävalenz im Milchgebiss – insbesondere bei den U3- Jährigen – klar zutage treten lassen. Nicht nur dass der Kariesrückgang im Milchgebiss deutlich geringer als der im bleibenden Gebiss ausfiel, teilweise nahm er nach ver- schiedenen lokalen Erhebungen bei den 0- bis 3-Jährigen sogar wieder zu [Nies et al., 2008; Borutta et al., 2006]. So zeigte die im Auftrag der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) durchgeführte Studie „Epidemiolo- gische Begleituntersuchungen zur Gruppen- prophylaxe 2016“ zeigte, dass knapp 14 Prozent der 3-Jährigen Karieserfahrungen auf Defektniveau haben [DAJ, 2017] – jedes siebte Kind in diesem Alter hat also heute bereits Kariesschäden imMilchgebiss. Hinzu kommt eine vielfach sozial bedingte Polarisation des Kariesbefalls. Umgekehrt sehen wir dort, wo mit steigendem Alter Früherkennungsuntersuchungen und Pro- phylaxe wirksam werden, zunehmend sin- kende Kariesraten. Das Pilotprojekt Im Juli 2016 wurde auf Initiative der KZV Rheinland-Pfalz ein Pilotprojekt zur Ver- meidung frühkindlicher Karies in der Region Pirmasens-Zweibrücken gestartet. Das Projekt sollte im Vorgriff auf bundes- einheitliche Regelungen durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) die Funktionsfähigkeit eines zahnärztlichen Konzepts mit Früherkennungsuntersuchun- gen in den Zeitfenstern von U5, U6 und U7, indikationsbezogenen the- rapeutischen Fluoridierun- gen und einer Zusammen- arbeit von Pädiatern und Zahnärzten testen. Darüber hinaus hatte die KZV ange- kündigt, die Maßnahmen so lange zu finanzieren, bis der G-BA eine bundes- einheitliche Regelung be- schließt. Wissenschaftler der Universität Greifswald haben das Projekt nun in Zusammenarbeit mit der KZV evaluiert und ihren Abschlussbericht vorge- legt [Schmoeckel et al., 2018]. Zielgruppen: Zahnarzt, Kinderarzt und Eltern Die Evaluation setzte sich aus zwei metho- dischen Teilen zusammen: zum einen als Fragebogenstudie mit den Zielgruppen Zahnarzt, Kinderarzt und Eltern – hier wur- den Pädiater und Zahnärzte ab dem Früh- jahr 2018 mit Fragebögen zum Projekt kon- taktiert, zum anderen als eine retrospektive Analyse der abgerechneten Leistungen zu den Früherkennungsuntersuchungen inklusive der therapeutischen Fluoridierung im Zeit- raum vom 20. September 2016 bis zum 30. August 2018. Die Daten hierzu wurden von der KZV Rheinland-Pfalz bereitgestellt. Insgesamt wurden bei 1.439 Kindern durch 39 Praxen – das entspricht 81,3 Prozent aller Praxen im Projektgebiet – Früherkennungs- untersuchungen in den Zeitfenstern von U5, Pilotprojekt in Pirmasens-Zweibrücken zur Bekämpfung frühkindlicher Karies Eine flächendeckende Ausdehnung ist sinnvoll Die KZV Rheinland-Pfalz hat in einem Pilotprojekt die Machbarkeit eines zahn- ärztlichen Konzepts zur Bekämpfung frühkindlicher Karies getestet. Nun liegt der Abschlussbericht der mit der Evaluation beauftragten Wissenschaftler der Universität Greifswald vor. Foto: KZBV/BZÄK, Fotografin: Santamaría 74 Politik

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