Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 109, Nr. 1, 16.1.2019, (73) U6 und U7 durchgeführt. 27 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus 56 Prozent der Praxen beantworteten die Fragebögen. Die Eltern- beratung beinhaltete die Themen Mund- hygiene (96,3 Prozent), Ernährung (92,6 Prozent), Kariesätiologie (81,5 Prozent) und die Nutzung fluoridhaltiger Kinderzahnpasta ab dem ersten Zahn (88,9 Prozent). Daneben erfolgte „oft oder immer“ eine Demonstra- tion von Mundhygienemaßnahmen (63,0 Prozent) und ein diesbezügliches Training der Eltern an ihrem Kind (40,7 Prozent). Pädiater (Antwortquote 56 Prozent, n= 6) berieten ebenfalls alle Eltern zur Karies- prävention – allerdings verstärkt zum Thema Ernährung und nur zu 66,7 Prozent zum Thema Mundhygiene am Kind. Nur ein Drittel empfahl eine fluoridhaltige Zahn- pasta vom ersten Zahn an – mehrheitlich wurde die Fluoridtablette zur Kariespräven- tion präferiert. Die Hälfte der Pädiater ver- wies Kleinkinder zum Zahnarzt, „die andere Hälfte, wegen geringem Interesse der Eltern und einem noch unvollständigen Milch- gebiss, jedoch nicht“ [Schmoeckel et al., 2018]. Den Elternfragebogen beantworteten 68 Mütter und Väter. „95,5 Prozent der Eltern sahen die frühen FUs in der zahnärztlichen Praxis als sinnvoll an. Sie empfanden die Empfehlungen und das Mundhygienetraining nach einem Besuch zur zahnmedizinischen Prävention bei ihrem Kleinkind zu 71,1 Pro- zent als wichtig, die Empfehlungen durch den Pädiater aber nur zu 36,8 Prozent“ [Schmoeckel et al., 2018]. Nur 1,5 Prozent der Eltern lehnten Fluoridlackbehandlungen ab – was angesichts der immer wieder auf- flammenden Fluoriddebatten als bemerkens- wert guter Wert gelten kann. Die epidemiologische Auswertung ergab, dass 912 der 1.439 Kinder (63,4 Prozent), vom Kinderarzt einen Verweis beziehungs- weise eine Empfehlung über das gelbe U-Heft erhalten hatten. Das zeigt, wie die Autoren der Auswertung betonen, dass Eltern und ihre Kinder „konsensual und partnerschaftlich durch Pädiater zur Prophy- laxe in die zahnärztliche Praxis verwiesen werden können“ und „die Eltern diesem Verweis in einem hohen Maße folgen“ [Schmoeckel et al., 2018]. Im Hinblick auf die Inhalte der Früherkennungs- untersuchungen wird in der Studie festge- stellt, „dass die Zahnärzte sich im Gegensatz zu den Pädiatern vorrangig auf wissen- schaftlich mit Evidenz belegte Maßnahmen wie das Zähneputzen mit fluoridhaltiger Kinderzahnpasta konzentrierten. Allerdings“, so betonen die Wissenschaftler mit Blick auf die geringeren Anteile praktischer Maßnahmen in den zahnärztlichen Beratungen, „sollte dem hohen Anteil von Beratung und Demonstra- tion auch verpflichtend das Zahnputztraining der Eltern am Kind folgen.“ Insgesamt ziehen die Wissenschaftler ein positives Fazit: „Eine flächendeckende Aus- dehnung auf ganz Deutschland im Rahmen des GKV-Systems erscheint damit sinnvoll und umsetzbar.“ br Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und die Bundeszahnärztekammer haben bereits 2014 ein Konzept zur Bekämpfung frühkindlicher Karies vorgestellt, dessen Inhalte nun schrittweise Eingang in die zahnmedizinische Versorgung finden sol- len. Im Fokus stehen dabei die Einführung von drei neuen Früherkennungsunter- suchungen, ein wirksames Verweissystem vom Arzt zum Zahnarzt, die Möglichkeiten zur Kariesrisikobestimmung und bei Bedarf eine indikationsbezogene Fluoridierung. Die KZBV hatte im März 2015 einen ent- sprechenden Antrag im G-BA gestellt. Das im Juli 2015 in Kraft getretene Prä- ventionsgesetz hatte bereits bestimmt, dass der G-BA neue zahnärztliche Früh- erkennungsuntersuchungen zur Vermei- dung frühkindlicher Karies einführen und deren Ausgestaltung regeln soll. Dieser hatte im Zuge der Überarbeitung der Kin- der-Richtlinie vom Mai 2016 auch ein neues Kinderuntersuchungsheft („Gelbes U-Heft“) präsentiert, das parallel zu den kinderärztlichen Untersuchungen U5, U6 und U7 Verweise zu zahnärztlichen Unter- suchungen enthält – allerdings nur zur Abklärung von Auffälligkeiten an Zähnen und Schleimhaut und zusätzlich bei der U7 zur Abklärung von Auffälligkeiten im Kieferwachstum. Aktuell wird im G-BA an der detaillierten Ausgestaltung der Ein- führung neuer zahnärztlicher Früherken- nungsuntersuchungen gearbeitet. \ Hintergrund Übersicht zur Anzahl abgerechneter früher FUs und therapeutischer Fluoridierungen (TF) in Pirmasens-Zweibrücken nach Geschlecht im Zeitraum 20.09.2016 – 30.08.2018 bei der KZV Rheinland-Pfalz FUs gesamt davon Empfehlung / Verweis im U-Heft FU 1 TF bei FU 1 FU 2 TF bei FU 2 FU 3 TF bei FU 3 Quelle: Schmoeckel et al., 2018 Anzahl der teilnehmenden Kinder männlich 732 493 84 2 340 30 303 42 weiblich 707 419 93 3 322 37 286 45 gesamt (Anteil von gesamt) 1.439 (100%) 912 (63,4%) 177 (12,3%) 5 (2,8% von FU1) 662 (46,0%) 67 (10,1% von FU2) 589 (40,9%) 87 (14,8% von FU3) Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 75

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