Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02
zm 109, Nr. 01-02, 16.1.2019, (85) So groß die Freude über den erfolgreichen Verlauf der Arbeit ist: Winter sorgt sich über die generell nachlassende Spendenbereit- schaft für Auslandsprojekte. „Viele Menschen sind der Auffassung, dass es dringender ist, die Not erst einmal vor der eigenen Haustür zu lindern“, sagt er, „was natürlich ver- ständlich ist. Ich kann daher nicht oft genug an meine Unterstützer appellieren, die Lepra- Kranken in der Welt nicht zu vergessen“. Dass die Spenden des HDZ genau da an- kommen, wo sie gebraucht werden, zeigen die folgenden Beispiele: Indien – Lepra als Strafe der Götter Wen die Lepra gezeichnet hat, der gilt in Indien als unberührbar und wird gemieden „wie die Pest“ – ein Großteil der Bevölke- rung sieht die Krankheit nach wie vor als eine Strafe der Götter an, die der Erkrankte durch schlechtes Karma verdient habe. Meist fristen die Betroffenen ein erbärm- liches Dasein auf der Straße oder in Lepra- Kolonien. Das HDZ unterstützt daher unter anderem das „Bombay Lepros Project“ (BLP) in Mumbai. Erst kürzlich erhielt Winter ein Dankesschreiben aus Indien: „Wir sind fest davon überzeugt, dass viele Leprahilfe- Aktivitäten, die gemeinsam mit dem HDZ durchgeführt worden sind, ohne Ihre konsequente Unterstützung nicht möglich gewesen wären“, schreibt Dr. V. V. Pai, Director des BLP. Beigefügt war der aktuelle Jahresreport, woraus hervorgeht, dass gerade auch die Patientenbetreuung von den Zuwendungen aus Deutschland profitierte und Präventionsprogramme sowie die Forschungsarbeit und Ausbildung von medizinischem Personal vorangetrieben werden konnten. Ähnlich erfolgreich läuft ein anderes HDZ- Projekt in Indien: die Leprosy Clinic von Dr. Rémy Rousselot in Bhubaneswar. Rousselot, der in Düsseldorf hospitiert hat, führt an der Klinik ein chirurgisches Lepra- Zentrum mit 55 Betten und operiert jeden Monat 50 Patienten, hauptsächlich aus den großen Lepra-Kolonien von Cuttak und Bhunaneswar. Obwohl die Kosten für Nahrung und Elektrizität stark gestiegen sind, wurden auch in diesem Jahr die Kosten für einen Lepra-Patienten mit 4,55 Euro pro Tag gehalten. Madagaskar – ausgegrenzt wegen kranker Eltern Ebenfalls auf Hilfe angewiesen: das Lepra- Centrum Nagpur in Zentralindien. Die HDZ- Spenden kommen hier einem Ausbildungs- programm zur Früherkennung der Lepra zugute. 2.000 Gesundheitshelfer wurden bereits geschult und sind inzwischen in 712 Dörfern in der Umgebung tätig. Sie gehen direkt zu den Betroffenen nach Hause, stellen die Einnahme von Medikamenten sicher, sondieren mögliche Neuerkrankun- gen, klären die Bewohner über die Krankheit auf und weisen schwere Fälle ins Kranken- haus ein. In der Region sind über 300.000 Haushalte von der Lepra betroffen. Madagaskar an der afrikanischen Südost- küste ist ein beliebtes Urlaubsziel und wird mit Lepra kaum in Verbindung gebracht, doch auch dort kursiert noch die Krankheit. Das HDZ unterstützt das Lepra-Dorf Belfort, in dem eine Grundschule für 250 Schüler gebaut wurde. Ein großer Teil der Kinder hat Lepra-kranke Eltern und wird deswegen ausgegrenzt. Das HDZ hilft dem Dorf bei der Sicherung der kritischen Was- serversorgung durch Tiefbohrungen, mit Solaranlagen und Pumpen und spendete auch Schulbücher. China – eine Werkstatt für Prothesen In China und Vietnam ist die Lage ähnlich. Hier arbeitet das HDZ vor allem mit dem Salesianer-Orden zusammen. Die Partner- organisation betreut und versorgt Lepra- Kranke, die sonst keine Chance auf medizi- nische und soziale Fürsorge hätten. Dabei kooperiert und interagiert sie mit lokalen Kongregationen und NGOs, die im Gesund- heitsdienst tätig sind. Einer ihrer Schwerpunkte in China ist die Prothesenherstellung. Sie erfolgt in der vom HDZ geförderten Werkstatt der Salesianer in Ya Xi in der Provinz Guangdong. Die Anpas- sung und medizinische Versorgung erfolgt dann direkt bei den Patienten im Dorf. Für Amputationen besteht eine Kooperation mit einer örtlichen Klinik. Ziel des Projekts: die körperliche und soziale Rehabilitation der (ehemaligen) Lepra-Patienten. Yvonne Schubert Freie Autorin Dr. Klaus Winter zu Besuch im Lepra-Dorf Bel- fort, Antalaha, Madagaskar Gezeichnet fürs Leben: Bewohnerin im Lepra- Dorf Van Mon, Thai Binh, Vietnam 87
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