Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (162) Bereits im Jahr 2014 war es gelungen, einen ersten internationalen Konsensus zum Thema Lichthärtung zu erstellen [Hickel et al., 2014]. Auch in den folgenden Jahren wurden weitere Konsenspapiere weltweit veröffentlicht. Ziel des Treffens in Oslo war, einen Konsens zu finden, was in der täg- lichen Praxis bei Lichthärtung im Rahmen der Befestigung von indirekten Restauratio- nen zu beachten ist. Zudem wurde beim Begriff „Bioaktivität“ nach einem Konsens gesucht, der diese Thematik, beschränkt auf Restaurationsmaterialien, detailliert be- schreibt. Lichthärtung Bei der Lichthärtung zur Befestigung von indirekten Restaurationen erschien es not- wendig, auf einige physikalische Zusammen- hänge hinzuweisen, um daraus erste Emp- fehlungen für den Praxisalltag zu gewinnen. Denn sehr oft wird angenommen, dass bei Restaurationen mit höherer Wandstärke eine entsprechende Erhöhung der Belichtungs- zeit oder Lichtintensität ausreicht, um dem Befestigungsmaterial unter der Restauration trotzdem genügend Lichtenergie zuzuführen. Diskutiert wurde auch die unterschiedliche Lichtdurchlässigkeit von Werkstoffen abhän- gig von der Lichtwellenlänge. Vereinfacht ge- sagt: Je länger die Wellenlänge, desto tiefer die Durchdringung. Dies muss zum Beispiel bei Polymerisationslampen mit verschiedenen LEDs (violett, blau) beachtet werden. Genauso wichtig sind aber auch die Opazität und die Farbgebung. Gerade die in der Zahnmedizin wichtigen Gelb- und Rotpigmente absorbie- ren im üblichen Spektrum heutiger Polyme- risationslampen. So können Restaurationen mit dunklen Zahnfarben und hoher Opazität leicht an die Grenze einer sicheren Lichthär- tung stoßen. Und zuletzt könnte auch die Oberflächenbeschaffenheit und die Neigung der Flächen zum Lichtstrahl darüber ent- scheiden, ob und wie viel Licht reflektiert wird und somit nicht für die Aushärtung zur Verfügung steht. Aber gerade Letzteres wurde bisher noch nicht ausreichend erforscht und quantifiziert – hier muss es in Zukunft noch Ergänzungen geben. Der Begriff Bioaktivität Die Diskussion zum Begriff „Bioaktivität“ war wesentlich umfangreicher, da sich primär die Frage stellte, wie eng die Beschreibung sein muss und wie weit sie gefasst werden kann, um eine klare Zuordnung von Restau- rationsmaterialien zu ermöglichen. „Northern Lights“-Konsensuskonferenz in Oslo Konsens zur Lichthärtung und zum Begriff „Bioaktivität“ Frank Pfefferkorn, Uwe Blunck, Nicoleta Ilie 2012 lud Richard Price (Dalhousie University, Halifax) eine kleine Gruppe Wissenschaftler und Zahnärzte nach Halifax ein, um Fragen der Lichthärtung zu diskutieren. Seitdem findet jährlich ein Symposium statt. 2018 in Oslo ging es um die Lichtdurchlässigkeit indirekter Restaurationsmaterialien und die Bedeutung des Begriffs „Bioaktivität“ in der restaurativen Zahnheilkunde. a) Die Lichtmenge, die den Boden einer Restauration erreicht, nimmt mit zuneh- mender Schichtstärke der Restauration exponenziell ab. b) Es gibt beträchtliche Unterschiede der Lichtdurchlässigkeit zwischen den verschiedenen Arten und Farben von Restaurationsmaterialien. c) Kurzwelliges Licht (violett, ~ 410 nm) durchdringt eine Restauration nicht so gut wie langwelligeres Licht (blau, ~ 460 nm). d) Zukünftige Studien sollen berücksich- tigen, dass die externe und die interne Reflexion sowie die Brechung und die Absorption des Lichts auch durch die Oberflächenbeschaffenheit eines Restau- rationsmaterials und den Einfallswinkel des Lichts beeinflusst werden können. Entsprechend den gemeinsamen Emp- fehlungen für die Befestigung indirekter Restaurationen sollen Zahnärzte ... \ nur die empfohlene Adhäsiv-Befesti- gungsmaterial-Kombination anwenden, insbesondere dann, wenn selbstätzende Universaladhäsive zusammen mit dual- härtenden Befestigungskompositen ein- gesetzt werden; \ beachten, dass rein lichthärtende Materialien ausreichend Licht erhalten müssen; hierzu muss die Schichtstärke der indirekten Restauration überprüft und innerhalb der Angaben der Gebrauchs- anweisung des Befestigungsmaterials liegen; \ bedenken, dass die meisten dualhär- tenden Materialien von einer zusätzlichen Lichthärtung profitieren; \ beachten, dass die Verdoppelung der Belichtungszeit nicht ausreicht, die Abschwächung des Lichts bei doppelter Schichtstärke einer Restauration (zum Beispiel von 1 mm auf 2 mm) zu kompen- sieren; \ selbsthärtende oder dunkelhärtende Befestigungssysteme verwenden, die kein zusätzliches Licht benötigen, wenn es un- sicher ist, ob ausreichend Licht zugeführt werden kann. \ Lichtdurchlässigkeit indirekter Restaurationen K ONSENS 36 Zahnmedizin

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