Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (178) Anwendung von Mundspüllösungen (che- mische Biofilmkontrolle) im Vergleich zur reinen mechanischen Plaquekontrolle oder mechanischer Plaquekontrolle mit zusätz- licher Anwendung einer Placebo- oder Kontroll-Mundspüllösung bewertet. Methodik Diese Leitlinie entspricht den Richtlinien von PRISMA [2014] zur Erstellung systematischer Übersichtsarbeiten. Es wurde untersucht, welchen Effekt bei Patienten mit und ohne Gingivitis das chemische Biofilmmanage- ment durch eine Mundspüllösung in Kom- bination mit mechanischer Mundhygiene im Vergleich zur reinen mechanischen Mundhygiene oder zur Reinigung in Kombi- nation mit einer Placebo-/Kontrollspüllösung während eines Beobachtungszeitraums von mindestens sechs Monaten in Bezug auf gingivale Parameter und Plaque-Parameter hat (PICO-Frage). Die wichtigsten Empfehlungen 1. Was stellt die Basis zur Prophylaxe und Therapie parodontaler Erkrankungen dar? Die Basis der Prophylaxe und Therapie paro- dontaler Erkrankungen ist die sorgfältige mechanische Mundhygiene, die neben dem Zähneputzen mit einer Form der Interden- talreinigung ergänzt werden muss (siehe Leitlinie „Häusliches mechanisches Biofilm- management“). Das primäre Ziel der zusätz- lichen Anwendung einer antimikrobiellen Mundspüllösung ist, den Erfolg der mecha- nischen Mundhygiene zu verbessern, indem zum einen eine Plaquereduktion und damit eine Prophylaxe der Gingivitis erreicht wird und zum anderen die Ausheilung einer be- stehenden Gingivitis (Gingivitisreduktion). Dabei sollten lokale Kofaktoren (zum Bei- spiel Zahnfehlstellungen), aber auch redu- zierte motorische und mentale Fähigkeiten (zum Beispiel bei Patienten mit besonderem Unterstützungsbedarf und eingeschränkter Alltagskompetenz) berücksichtigt werden. Die Korrelation kann zwischen Plaque und Entzündung, das heißt, die Neigung, eine Gingivitis zu entwickeln, individuell sehr unterschiedlich sein. 2. Sollten zusätzlich zur mechanischen Mundhygiene Mundspüllösungen zur Pro- phylaxe der Gingivitis empfohlen werden? Die zusätzliche Anwendung chemisch anti- mikrobieller Wirkstoffe in Mundspüllösun- gen als Ergänzung zur mechanischen Reini- gung kann zu einer Reduktion des dentalen Biofilms und damit zur Prophylaxe der Gingivitis empfohlen werden. Die einge- schlossenen Metaanalysen konnten im Ver- gleich zur alleinigen mechanischen Reini- gung einen zusätzlichen Effekt von anti- mikrobiellen Mundspüllösungen auf die Reduktion von Plaque zeigen. Hervorzu- heben ist, dass diese sich ausschließlich auf Patienten mit Gingivitis bezogen. Da eine Plaquereduktion mit der Vorbeugung einer Gingivitis in direktem Zusammenhang steht, wurden diese Daten auf parodontal Gesunde übertragen. Bezüglich der Daten- lage gab es lediglich eine indirekte Evidenz und der Evidenzgrad wurde abgestuft. Beim Vergleich der verschiedenen Wirk- stoffe stellten sich die Effekte jedoch in unterschiedlicher Größe dar. Die größten Effekte konnten durch Mundspüllösungen, die ätherische Öle oder Chlorhexidin enthielten, erzielt werden, wobei nicht zwischen spezifischen Formulierungen/Pro- dukten und Konzentrationen unterschieden wurde. [Haas et al., 2016; Haps et al., 2008; James et al., 2017; Serrano et al., 2015; Van Leeuwen et al., 2014] 3. Sollten zusätzlich zur mechanischen Mundhygiene Mundspüllösungen zur The- rapie der Gingivitis empfohlen werden? Die antimikrobiellen Mundspüllösungen mit den Wirkstoffen Aminfluorid/Zinnfluorid, Ätherische Öle, Cetylpyridiniumchlorid, Chlorhexidin sowie Triclosan/Copolymer zeigten in den eingeschlossenen Meta- analysen einen statistisch signifikanten Effekt im Vergleich zur alleinigen mechanischen Reinigung auf die Reduktion von Gingivitis. Beim Vergleich der verschiedenen Wirk- stoffe stellten sich die Effekte jedoch in unterschiedlicher Größe dar. Ein hoher Evidenzgrad und die größten Effekte konnten durch Mundspüllösungen, die ätherische Öle, Chlorhexidin oder Triclo- san/Copolymer enthielten, erzielt werden. Die zusätzliche Anwendung dieser anti- mikrobiellen Wirkstoffe soll als Ergänzung zur mechanischen Reinigung zu einer Reduktion der Gingivitis empfohlen werden (Abbildung 2), wobei nicht zwischen spe- zifischen Formulierungen/Produkten und Konzentrationen unterschieden wurde und somit eine Aussage hierzu auf Basis der die Abbildungen 3a, 3b, 3c: Indiziert sind antibakterielle Mundspüllösungen als kurzfristige alleinige Maßnahme, wenn ein mechanisches Biofilm- management nicht durchgeführt werden kann/soll. 52 S3-Leitlinien zur Parodontitstherapie
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