Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (182) Polymerbasierte Kunststoffe sind in der Zahnmedizin seit Jahrzehnten als Füllungs- materialien, Prothesen, Schienen, Befesti- gungskomposite oder Fissurenversiegler im Einsatz. Durch verschiedene Verfahren kön- nen die Anwendungsmöglichkeiten der Po- lymere in der Zahnmedizin deutlich erwei- tert werden. Kunststoffe können subtraktiv (CAD/CAM-Fertigung: Fräsen, Schleifen), durch Umformung (Pressen) oder in unter- schiedlichen Verfahren additiv (umgangs- sprachlich 3-D-Druck) gefertigt werden [Rosentritt et al., 2018]. Da polymerbasierte CAD/CAM-Rohlinge für die subtraktive Fertigung industriell unter erhöhter Temperatur und hohem Druck hergestellt werden, weisen CAD/CAM- Komposite im Vergleich zu chemisch beziehungsweise lichthärtenden Komposit- massen (zum Beispiel Füllungsmaterialien) eine optimierte Homogenität und verbes- serte Materialeigenschaften auf. Um Restau- rationen CAD/CAM-gestützt zu fertigen, muss die klinische Situation mit einem Intra- oral- oder Laborscanner digitalisiert werden. Die Restauration wird zuerst in der CAD- Software konstruiert, dann werden die Da- ten an die CAM-Einheit – zum Beispiel eine Fräsmaschine – übergeben. Hier wird die Restauration im additiven oder subtraktiven Verfahren angefertigt. Ein prinzipieller Vorteil der CAD/CAM-Her- stellung im Vergleich zur konventionellen Fertigung ist die Möglichkeit einer ein- fachen und schnellen Reproduktion einer Restauration (bei Verlust oder Versagen) sowie deren Modifikation für verschiedene Therapiesequenzen (zum Beispiel Anheben der Bisshöhe, VDO). Materialeigenschaften und Indikationen Polymerbasierte Materialien werden unter- schieden in: \ Thermoplaste (PAEK, PU, PC): Während PU und PC hauptsächlich für zahntechnische Modelle (beispielsweise auch als gedruckte Alternative zu Gips) und Schienen verwen- det werden, stehen Hochleistungspolymere wie PAEK auch für Prothesen und festsitzen- den Zahnersatz zur Verfügung [Stawarczyk et al., 2018]. \ Duroplaste (PMMA, DMA-Komposite): Subtraktiv verarbeitete PMMA-Materialien sind eine Alternative zu klassischen PMMA- Werkstoffen und beispielsweise für provi- sorische Restaurationen, Schienen oder Pro- thesen gedacht. Die Indikation der DMA- Komposite beschränkt sich aufgrund der mechanischen Eigenschaften aktuell auf kleinere zahnfarbene Restaurationen wie Veneers, Inlays, Onlays und bei den meisten Materialien auch auf Kronen (Zahn- und Implantat-getragen). \ Polymerinfiltrierte Keramiken (PICN): Diese besitzen mit den DMA-Kompositen vergleichbare Anwendungsbeschränkungen. DMA-Komposite und polymerinfiltrierte Ke- ramiken stellen eine Alternative zu dentalen Keramiken dar. Bei polymeren Werkstoffen ist nach der CAD/CAM-Fertigung eine ab- schließende Politur zur Finalisierung aus- reichend. Eine zusätzliche Ausstattung (zum Kleine Werkstoffkunde für Zahnärzte – Teil 1 Polymerbasierte CAD/CAM-Kunststoffe Martin Rosentritt, Annette Kieschnick, Bogna Stawarczyk Die Zahl der dentalen Werkstoffe steigt, digitale Techniken eröffnen zusätzliche Therapiealternativen. Wer die neuen Materialien nutzen will , muss sich mit ihren Eigenschaften, Chancen und Limitierungen auskennen. In einer vierteiligen Serie stellen die Autoren verschiedene Werkstoffgruppen vor. Teil 1: polymerbasierte CAD/CAM-Kunststoffe. Abbildung 1: PAEK-Rohlinge Foto: Bogna Stawarczyk 56 Zahnmedizin
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