Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (184) Duroplaste Duroplaste sind Polymere die in einer che- mischen Reaktion aushärten. In der Zahn- medizin werden verschiedene Polymer- reaktionen eingesetzt, wobei der radika- lischen Polymerisation eine besondere Bedeutung zukommt. So entstehen Polymethylmethacrylate (PMMA) beispiels- weise durch die Reaktion von Methacrylat (MA)-Monomeren. Zur Anpassung und Optimierung der mechanischen Eigenschaften werden den Polymeren anorganische Füllstoffe (oder bereits in Polymer eingebundene Füllstoffe, sogenannte Präpolymerisate) in geringen Anteilen von bis circa 10 Gewichtsprozent zugegeben. Die niedrigen Füllstoffmengen gewährleisten eine ausreichende Elastizität der Materialien, die für viele Anwendungen (zum Beispiel Provisorien) benötigt wird. Wenn möglich, versucht man, diese Füllkörper durch chemische Anbindung an das Polymer, beispielsweise über eine Silanisierung von Silikaten, in das Matrixsystem einzubinden und so Eigenschaften der Werkstoffe (zum Beispiel Elastizitätsmodul) zu optimieren. PMMA-basierte Rohlinge sind für (Langzeit-) temporäre Versorgungen mit den damit verbundenen therapeutischen Möglich- keiten (zum Beispiel Bisshebung) einsetzbar [Rosentritt et al., 2018]. Die PMMA-Rohlinge sind als monochrome Systeme in unterschiedlichen Farben oder als Multilayer-Varianten mit zervikal- inzisalem Verlauf (Helligkeit und Tranzlu- zenz) erhältlich. In der CAD-Software kann die zu fertigende Restauration im Rohling entsprechend positioniert und gefräst wer- den. Eingefärbte Rohlinge werden auch für Prothesen (oder nur Prothesenbasen) ver- wendet. Spezielle Rohlinge mit einer vorge- fertigten und passgenauen Adaption sind als Klebebasen für die Implantatprothetik erhältlich. CAD/CAM-Komposite CAD/CAM-Komposite entstehen durch die Polymerisation von Dimethacrylaten wie bei- spielsweise BisGMA, TEGDMA oder UDMA. Sie besitzen ebenfalls einen anorganischen Anteil, der allerdings im Vergleich zu den PMMA-Werkstoffen aufgrund der höheren mechanischen Anforderungen (unter ande- rem Verschleißbeständigkeit) mit etwa 80 Gewichtsprozent deutlich höher ist. Die Füllstoffe haben dabei eine unterschiedliche Zusammensetzung (unter anderem Silizium- oxid, Kieselsäure, Zirkonoxid, Präpolymeri- sate) und unterschiedliche Größen und Geometrien [Belli et al., 2014; Shembish et al., 2016]. Um einen Verbund zwischen den Füllstoffen und den organischen Anteilen zu erzielen, müssen die Füllstoffe entsprechend chemisch – zum Beispiel über Silane – akti- viert werden. CAD/CAM-Komposite sind also ähnlich aufgebaut wie Füllungs- und Verblend- komposite. Durch die industrielle Poly- merisation unter Druck und Wärme ist die Umsetzungsrate der Kohlenstoff-Kohlen- stoff-Doppelbindungen im Vergleich zu Füllungs- beziehungsweise Verblendkom- positen allerdings erhöht, wodurch in der Regel auch ein geringerer Restmonomer- gehalt erzielt werden kann. Aufgrund der industriellen Fertigung besitzen CAD/CAM- Komposite im Vergleich zu Füllungskompo- siten optimierte mechanische Eigenschaften [Lauvahutanon et al., 2014; Chavali et al., 2016]. Nachteilig wirkt sich allerdings aus, dass durch die höhere Umsetzung mögliche Bin- dungsoptionen zur Befestigung der Restau- ration wegfallen [Strasser et al., 2018]. So- mit wird der chemische Verbund zum Befes- tigungskomposit reduziert und die Notwen- digkeit einer suffizienten Präparation betont [Rosentritt et al., 2017]. Abbildung 3: provisorische Brücke aus PMMA Foto: Martin Rosentritt Abbildung 4: CAD/CAM-Komposite als Rounde Foto: Martin Rosentritt 58 Zahnmedizin

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