Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (134) Leitartikel – Jede neue Widerwärtigkeit übertönt den Schrecken der vorhergehenden \ Zum Leitartikel von Prof. Benz „Niederlassung oder Niedergang?“, zm 22/2018, S. 8. Vielen Dank für Ihren Leitartikel „Niederlassung oder Nieder- gang?“, der in Diktion und In- halt nichts an Deutlichkeit ver- missen und einige Hoffnung für die Selbstständigkeit im ambu- lanten Bereich leuchten lässt. Abgesehen von den interessan- ten Zahlen sagen Sie das jedoch bitte nicht dem Leser, uns, den niedergelassenen Praktikern. Jeder Interessierte, der gemeine Einzelkämpfer ebenso wie die ambulante Gemeinschaft, weiß das. Den letzten Satz Ihres Artikels möchte ich zum Anlass nehmen, die Problematik im Allgemeinen anzusprechen. Seit vielen Jahren lesen wir in Leitartikeln nichts Anderes als Hinweise auf das, was Politik und Klientele wider unseren Berufsstand überlegt und be- schlossen haben. Die Liste der Gesetze und Bestimmungen, die unserem Berufsstand in rascher Folge jedes Mal ein neues Joch auflegen, ist lang und verlängert sich kontinuier- lich. Jede neue Widerwärtigkeit übertönt den Schrecken der erst kürzlich vorhergehenden. Doch während der selbstbestimmte Mensch im Allgemeinen den Anspruch hegt, Missstände für sich zu beseitigen, bleiben die ständig bekanntgemachten Hiobsbotschaften für unseren Berufsstand ohne solche Konse- quenzen. Immerhin artikulieren die Ver- bandsspitzen seit einiger Zeit ihren Unmut über z. B. ein ,,unsägliches“ Gesetz. Alles das nutzt aber den niedergelassenen Mitgliedern nichts. Gehen Sie bitte an die Verursacher heran. Vermitteln Sie der politischen Kaste unseren Unmut, und zwar so, dass dort kein Zweifel an der Entschlossenheit der akade- mischen Heilberufe bleibt, die Machenschaften der Volksver- treter nicht länger zu tolerieren: Bevormundung, Gängelung, Diffamierung, Enteignung und sonstige entwürdigende Aktionen sind nicht die Art des Umgangs mit einem Berufsstand von solch außerordentlich großer sozialer Verantwortung und als staats- tragendem Teil der Gesellschaft. Es ist ein ebenso perverses wie absurdes Phänomen, dass Volks- vertreter, die sich aus irgendeiner Versenkung, mit welcher Quali- fikation auch immer, demo- kratisch legitimiert als einzige Rechtfertigung, auf einen ein- flussreichen politischen Posten geredet und gesessen haben, sich anmaßen, die Staatsbürger, welche sie wählen und mit ihren Steuern ernähren, die ihnen Mandat und Macht zum Regie- ren delegieren, wie ihre Unter- tanen zu behandeln. Das feudale Gehabe bewegt sich weit außer- halb des Textes unseres Grund- gesetzes. Mich beschämt es zusehen zu müssen, wie unser Berufsstand diesen Leuten ihre Machenschaften ohne Wider- spruch zugesteht und sich sogar bei jedemAffront von Seiten der Politik duckt. „Wir sind nur Bitt- steller“ und „Im Innersten er- schüttert“ z. B. sind Original- zitate derer, die angetreten sind, die Niedergelassenen berufs- politisch zu vertreten. Diese und reichlich andere gleich- sinnige Äußerungen nehme ich zur Kenntnis und frage mich, ob ich vielleicht einen übergeord- neten Sinn nicht verstanden habe. Der Einzelne kann über- haupt nichts ausrichten, auch wenn es viele davon gibt, das können nur unsere Standes- vertreter auf dem Boden ihrer delegierten Position und Promi- nenz. Des Einzelnen einzige Waffe ist das Schreiben. Sie trägt heiligen Zorn und Hoff- nung, im Ergebnis ist sie matt und stumpf. Es ist deshalb sehr zu wünschen, dass unsere Ver- bandspitzen den Willen finden, den Volksvertretern, unseren politischen Angestellten, mit Entschlossenheit auf Augen- höhe entgegenzutreten und sie zur Raison zu zwingen. Im zitierten letzten Satz möchte ich Gesellschaft durch Politik eingrenzen. Von der Gesellschaft als weitläufigem Phänomen ist meines Erachtens keine konkrete Handlung in dieser Richtung zu erwarten, genauso wenig, wie wir aus der Patientenschaft irgendeine Unterstützung er- hoffen dürfen. Vielmehr gehe ich davon aus, dass der Politik und ihrer Klientele die Entwick- lung zum investorengesteuerten Gesundheitsmarkt in die Karten spielt, weil sich dadurch mit der ungeliebten und lästigen Selbstverwaltung auch der so- genannte freie Arztberuf selber liquidiert. Und deshalb muss ebenso die Standesvertretung überlegen, ob sie sich und dem ganzen Berufsstand denn die bürokratischen Daumenschrau- ben anziehen lassen und wie lange überhaupt sie das ganze perverse politische Treiben auf unsere Kosten noch mit ansehen will. Dr. Thomas Heger, Ahaus Praxisbegehung – Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht ... Gestern in einer Cloppenburger Zahnarztpraxis: Begehung durch das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg zur Durchführung von § 26 Medizinproduktegesetz und Medizin-Betreiberverordnung: „Herr Doktor, Ihre Standardarbeitsanweisung ist mangelhaft! Sie schreiben einen daumenbreiten Abstand zwischen Siegelnaht und Schnittkante der Einschweißfolie vor. Nun zeigen Sie mir ihren Daumen und vergleichen Sie diesen mit dem ihrer schlanken Helferin. Das ist keine exakte Vorgabe. Ändern Sie die Anweisung ab, der Abstand muss 3cm betragen.“ In Zukunft also Lineal statt Daumen. Oder doch besser eine Schablone? Statt einfach, schnell und praktikabel nun komplizierter und aufwendiger. Macht das Sinn? PS: Im Übrigen brauchte der Mitarbeiter eine Übersetzungshilfe für den Begriff PA-Sonde (Parodontalsonde). Dr. Robert Berges jun., Cloppenburg 8 Leserforum

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