Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (206) Soweit bei eingeschränkter sprachlicher Verständigung zu erfahren war, habe er als Kind eine Mittelohrentzündung gehabt. Das Vorliegen von Allgemeinerkrankungen wurde verneint. Klinische und röntgenologische Diagnose- stellung: Der Patient befand sich in einem deutlich reduzierten Ernährungszustand. Nebenbefundlich konnte eine Kyphoskoliose der Brustwirbelsäule diagnostiziert werden. Klinisch bestand eine ausgeprägte mandi- buläre Retrognathie mit Seitabweichung des Unterkiefers nach rechts infolge einer deutlichen Verkürzung sowohl des horizon- talen als auch des aufsteigenden Unterkiefer- astes rechts (Abbildung 1). Weiterhin fand sich eine Protrusion der Oberkieferfront- zähne mit Okklusionskontakten lediglich im Seitenzahnbereich beidseits. Mundöffnungs- und Laterotrusionsbewegungen waren bei einer maximalen Schneidekantendistanz von fünf Millimetern so gut wie nicht möglich. Aufgrund dieser klinischen Befunde wurde zur weiteren Diagnostik eine Computer- tomografie veranlasst. In der Computertomografie des Gesichts- schädels (Abbildungen 2 und 3) zeigten sich eine Hypoplasie und eine Verkürzung des rechten horizontalen und des aufsteigenden Unterkieferastes rechts. Des Weiteren kam eine Kiefergelenksankylose rechts mit breit- flächiger, teils knöcherner, teils fibröser Ver- wachsung des deformierten Kondylus mit dem Os temporale zur Darstellung. Neben- befundlich zeigten sich die Zähne 47 und 48 im aufsteigenden Unterkieferast rechts impaktiert und verlagert (Abbildung 4). Operatives Vorgehen: Nach eingehender klinischer und röntgenologischer Diagnostik erfolgten von Juni 2015 bis Oktober 2017 in fiberoptischer, nasaler Intubationsnarkose folgende Operationen: 1. Lösen der Ankylose durch Ostektomie und Einlage eines autologen Rippenknorpel- transplantats: MKG-Chirurgie Ausgeprägte Kiefergelenksankylose mit Wachstumsstörung des Unterkiefers Simone Bojer, Herbert Rodemer Ein 26-jähriger, aus Eritrea stammender Patient wurde im März 2015 wegen einer seit seiner Jugend bestehenden Kieferklemme und eines asymmetrischen Wachstums des Unterkiefers zur weiteren Abklärung vorstellig. Vorher-nachher-Vergleich: deutliche Gesichtsasymmetrie des Patienten vor der Therapie, rechts nach Abschluss der Distraktionsbehandlung Alle Fotos: Bojer et al. 80 Zahnmedizin

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