Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03

zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (207) Als erster Schritt erfolgte im Juni 2015 das Lösen der Ankylose durch eine breitflächige Ostektomie zwischen dem Condylus und dem Os temporale. Zum Offenhalten des Spalts wurde ein autogenes Rippenknorpel- transplantat interponiert und mit Draht- nähten am Os temporale fixiert. Durch eine intensive funktionelle Nachbehandlung konnte dauerhaft eine Mundöffnung von etwa 30 Millimetern erreicht werden. 2 . Operative Entfernung der Zähne 47 und 48: Im November 2015 wurden die impaktierten und verlagerten Zähne 47 und 48 in einem weiteren operativen Eingriff über einen extraoralen Zugang in nasaler Intubations- narkose entfernt. Das postoperativ durchge- führte Orthopantomogramm zeigte deren vollständige Entfernung (Abbildung 5). In der Zwischenzeit wurde eine erneute Computertomografie des Gesichtsschädels als Datensatz zur Herstellung eines 3-D- Modells zur präoperativen Vorbereitung der geplanten Distraktionsosteogenese des Unterkiefers angefertigt (Abbildung 6). Gleichzeitig wurde eine kieferorthopädische Behandlung mittels Multibandapparatur ein- geleitet. Dadurch konnten die Oberkieferfront- zähne retrudiert und aufgerichtet werden. 3. Osteotomie des Unterkiefers und Ein- setzen der am 3-D-Modell vorgebogenen Distraktoren: Im Juni 2017 erfolgten die Osteotomie des Unterkiefers im Bereich des horizontalen Astes beidseits und das Einsetzen der am 3-D-Modell vorgebogenen Distraktoren zur Vorverlagerung des Untergesichts. Durch die Distraktion konnte eine Verlängerung des horizontalen Astes rechts von circa 25 und links von circa 20 Millimetern erreicht werden (Abbildungen 7 und 8). 4. Entfernung der Distraktoren: Nach einer Konsolidierungsphase von drei Monaten nach Abschluss der aktiven Dis- traktion konnten die Distraktoren wieder entfernt werden. Das postoperativ angefertigte Orthopanto- mogramm zeigt die vollständige knöcherne Konsolidierung zwischen den ehemaligen Osteotomiestellen im Unterkiefer beidseits (Abbildung 9). Zur Optimierung der Okklusion ist in der Folge die Fortführung der begonnenen kieferorthopädischen Behandlung geplant (Abbildung 10). Diskussion Unter „Ankylose“ versteht man eine voll- ständige Gelenkversteifung. Ursächlich kön- nen Vernarbungen sowie Verknöcherungen im Bereich des Gelenkspalts sein. Im darge- stellten Fallbericht gehen wir von einem entzündlichen Prozess des Mittelohrs in der Kindheit als Ursache für die Ankylose aus. Das typische Leitsymptom einer Ankylose ist die Hypomobilität des Unterkiefers, die bis zum vollständigen Verlust der Mundöffnung reichen kann [Gesch et al., 2004; Rutkiewicz et al., 2006]. Abbildung 1: Patient vor der Behandlung Abbildung 2: Deutliche Unterkieferasymmetrie in der 3-D-Rekonstruktion im Axialschnitt der Computertomografie Abbildung 3: Breitbasige Verwachsung des Unterkiefers rechts in der 3-D-Rekonstruktion im Sagittalschnitt der Computertomografie Abbildung 4: Impaktierte Zähne 47und 48 im Unterkieferseitenzahngebiet rechts im Sagittalschnitt der Computertomografie Abbildung 5: Postoperatives Orthopantomo- gramm nach Osteotomie der Zähne 47 und 48 81

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