Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 03
zm 109, Nr. 3, 1.2.2019, (213) Im vorliegenden Fall kam es nach retro- grader, extraoraler Aufbereitung des Zahns und anschließender Stiftinsertion zur Ersatz- resorption des Zahns mit Verbleib des Keramikstifts im Oberkieferknochen. Da die Patientin das Trauma im jungen Alter erlitt, unterlag die Maxilla in den folgenden Jahren dem physiologischen Knochenwachstum. Der verbliebene Stift folgte passiv dem Oberkieferwachstum und fand – mit dem kranialen Anteil – seine endgültige Lage im Bereich des Nasenbodens (Abbildung 6). Der präsentierte, seltene Fall eines kraniali- sierten Wurzelstifts stellt eine Ausnahme dar, zeigt aber eindrücklich die Entwicklung des Oberkieferwachstums und die damit mög- liche Verlagerung von belassenen Fremd- körpern in diesen Entwicklungsstadien. Die Therapieoption der extraoralen, retrograden Aufbereitung und Stiftinsertion avulsierter Zähne stellt trotzdem eine suffiziente und vergleichbar sichere Intervention dar. Neben den genannten Vorteilen ist sie der ortho- graden Behandlung, unter anderem auch vor dem Hintergrund ausbleibender Zahn- verfärbungen [Ebelseder et al., 2000], bei der Behandlung von schweren Zahntraumen vorzuziehen. Fazit für die Praxis \ Nach endodontischer Therapie von un- fallbedingter Avulsion von Zähnen stellt die retrograde Insertion von Stiften nach ent- sprechender Vorbehandlung des Zahns eine gute Behandlungsoption dar. Die Ersatz- resorption des Zahns und der damit einher- gehende Zahnverlust ist allerdings – auch bei optimaler Durchführung – nicht ausge- schlossen. \ Bei Zahnverlust eines Stiftzahns sollte eine röntgenologische Kontrolle zum Ausschluss eines Fremdkörperverbleibs angefertigt werden. \ Fremdkörper, die im Kiefer einer heran- wachsenden Person belassen werden, kön- nen ihre ursprüngliche anatomische Lage verändern. Dr. Nils Heim Abteilung für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichts- chirurgie des Universitäts- klinikums Bonn, Direktor: Prof. Dr. Dr. F.-J. Kramer Sigmund-Freud-Str. 25 53127 Bonn nils.heim@ukbonn.de Dr. Dr. Valentin Wiedemeyer Abteilung für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichts- chirurgie des Universitäts- klinikums Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53127 Bonn Dr. Dr. Andreas Schön Abteilung für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichts- chirurgie des Universitäts- klinikums Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53127 Bonn Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Kramer Abteilung für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichts- chirurgie des Universitäts- klinikums Bonn Sigmund-Freud-Str. 25 53127 Bonn Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Abbildung 4: Intraoperative Darstellung des Stifts: links nach Entfernung des Periosts, rechts nach teilweiser Luxation aus dem Situs, k = Krone; b = Brücke Abbildung 5: Operationspräparat nach Entfernung Abbildung 6: Schematische Darstellung der passiven Wanderung des Stifts im Knochen während des Oberkieferwachstums Alle Porträts: privat 87
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