Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (344) W oher die Zeit, woher der Mut? Braucht man nicht eine ziemlich breite Brust, um so jung an Jahren, so jung an Berufserfahrung eine Hilfs- organisation zu gründen? Robin Fernandéz: Ehrlich gesagt haben wir uns über den Aufwand, die Folgen und die Hürden (die erfreulicherweise niedriger waren als erwartet) anfangs überhaupt keine Gedanken gemacht. Natürlich war der bürokratische Aufwand, den wir damals parallel zum Studium hatten, nicht uner- heblich, allerdings haben wir uns immer gerne Zeit dafür genommen. Und zum Glück braucht man dafür nicht wirklich Berufserfahrung, man muss es einfach in Angriff nehmen und anpacken. Ein anderer Aspekt einer Vereins- gründung ist die, sagen wir mal, „nachhaltige Verpflichtung“, die man eingeht, die Verantwortung, die man auf sich nimmt. Man verspricht ja ein Engagement über einen längeren Zeitraum. Woher die Sicherheit? Das ist ein sehr großes Anliegen für uns, und wir haben auch den Anspruch an uns selbst, dieser Verantwortung – so gut es geht – gerecht zu werden. Denn nur durch nach- haltiges Engagement kann sich langfristig auch etwas verändern. Bei unserem ersten Einsatz in Nepal haben wir festgestellt, dass der Bedarf in der Tat enorm ist, da eine zahnmedizinische Ver- sorgung in weiten Teilen des Landes nicht existent ist. Was wir vor Ort leisten können, ist, realistisch und im Ganzen betrachtet, leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Daher wollen wir in unseren Einsätzen etablieren, dass jeder Patient, vor allem die Kinder und Jugendlichen, eine Putz- demonstration mitmacht und mit einer Zahnbürste und fluoridhaltiger Zahnpasta nach Hause geht. Des Weiteren versuchen wir bei zukünftigen Einsätzen zum einen neue, entlegene Orte anzusteuern und zum anderen zu Ortschaften, wo wir bereits zuvor waren, zurückzukehren und eine nachhaltige Versorgung zumindest in einem gewissen Mindestmaß gewährleisten zu können. Sie haben es gerade angesprochen, begonnen hat das Engagement in Nepal mit der Famulatur 2017. Warum Nepal? An unserer Hochschule, der Julius-Maxi- milians-Universität Würzburg, gab es des Öfteren Informationsveranstaltungen von Studenten aus den höheren Semestern über deren Auslandsfamulaturen. Zwei meiner Kommilitonen – Jens Dauben aus Mönchen- gladbach und Sebastian Köppert aus Wol- fenbüttel – und ich fanden das immer sehr interessant. Bei der Famulatur lag unsere Motivation darin, Menschen zu helfen, die nicht den für uns gewohnten Luxus besit- zen, immer einen Zahnarzt in ihrer Nähe zu haben und sich eine Behandlung leisten zu können. Zeitgleich geriet Nepal aufgrund des verheerenden Erdbebens in die Schlag- zeilen, weshalb wir uns auch entschlossen, dort unsere Famulatur abzuleisten. ? ? ? United Smile e. V. Drei Zahnis gründen Hilfsorganisation Sie studieren Zahnmedizin im 10. Semester, die Klinik neigt sich dem Ende entgegen, das Examen ist in Sichtweite. Was kommt als Nächstes? Jetzt müssen die ersten beruflichen Schritte geplant werden – oder? Drei Studenten aus Würzburg wählten einen anderen Weg, sie gründeten erst mal eine Hilfsorganisation. Einer von ihnen, Robin Fernandéz erzählt im Interview, wie es dazu kam . Ein Klassenzimmer, kurzerhand zum Behandlungszimmer umfunktioniert Alle Fotos: united smile 106 zm–starter

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