Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (349) Frau Tunn, eigentlich waren Sie schon ‚gesettled‘ – im wörtlichen Sinn, also niedergelassen, als auch im übertragenen Sinn, also beruflich eingerichtet, geordnet, gefestigt. Eine eigene Praxis in Schottland, wie kam es dazu? Isabel Tunn: Der Zufall hat mich nach Schottland gebracht, 2006 hat Großbritan- nien eifrig nach europäischen Zahnärzten gesucht, besonders Schottland war damals unterversorgt. Ich hatte Deutschland 2003 verlassen, um mir ein Jahr Auszeit in der Türkei zu gönnen, habe Türkisch gelernt und von dort aus mein Akupunktur-Diplom gemacht. Eines Tages fand ich mich im Internet-Café wieder und habe nach Zahn- arztstellen gesucht, weltweit. Per Zufall bin ich auf die Webseite der britischen Botschaft gekommen, da stand, dass in Großbritannien dringend Zahnärzte gesucht werden. Wie war das Arbeiten in Schottland? In Großbritannien gibt es ein „Schwarz- Weiß“-Gesundheitssystem. Entweder man nimmt am National Health Service (NHS), dem staatlichen nationalen Gesundheits- dienst, teil oder praktiziert privat. Dazu muss man wissen, dass das NHS ein Pauschalsystem ist, das nur geringste Hono- rare für Zahnärzte vorsieht. Ich konnte nicht sehen, wie es in diesem Systemmöglich sein soll, echte Qualität zu liefern. Eigenanteile wie im deutschen Gesundheits- system gibt es in England nicht. Viele Firmen bieten ihren Angestellten zwar eine Privat- versicherung, so dass diese sich eine private Zahnmedizin leisten können. Allerdings stiegen die Wirtschaftskosten in der Praxis enorm, gleichzeitig war die Bereitschaft der Patienten für aufwendigere Prothetik wie Teleskope oder Implantate gering. Die deutschen Patienten sind meiner Mei- nung nach hinsichtlich der Mundgesundheit ? ? Praxisübernahme im Schwarzwald „Uff‘m Land isch‘s super!“ Manchmal sortiert man sich in der Mitte des Berufslebens noch einmal neu. Die Zahn- ärztin Isabel Tunn hat das getan und im Sommer 2018 in Höchenschwand ihre Praxis eröffnet – nachdem sie elf Jahre in Schottland gearbeitet hatte. Höchenschwand, das „Dorf am Himmel“, ist Deutschlands höchstgelegener heilklimatischer Kurort im südlichen Schwarzwald. Ein Gespräch über Tony Blairs Frontzähne, snap-on dentures, die Standortfrage und sanfte Zahnheilkunde. „Die deutschen Patienten sind meiner Meinung nach hinsichtlich der Mundgesundheit und eigener prothetischer Versorgungen viel aufgeschlossener als die Briten.“ Foto: Kunzelmann 111 zm-starter

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