Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (268) Es war gerade die gesundheitliche Versor- gung auf dem Land, die die Politik mithilfe arztgruppengleicher MVZ verbessern wollte. Zumindest für den zahnärztlichen Bereich hat sich jedoch inzwischen klar gezeigt, dass genau dieses Ziel verfehlt wird. MVZ und insbesondere die Ketten, die von Finanz- investoren betrieben werden, siedeln sich vornehmlich in städtischen Ballungsräumen an. Diese unbestreitbaren Fakten werden für die Z-MVZ-Lobbyisten zunehmend zum Problem in der Debatte um die Regelungen im Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG). Vor diesem Hintergrund ist nun die MVZ- Kette zahneins in die Offensive gegangen und hat eine „Absichtserklärung für eine bessere zahnärztliche Versorgung in länd- lichen Regionen“ veröffentlicht. Konkret geht es um eine rollende Zahnarztpraxis, den „Zahn-Medibus“, der gemeinsam mit der Deutschen Bahn entwickelt und betrieben werden soll. Die Idee klingt gut: „Der Medi- bus wird wie eine zahnärztliche Praxis mit Behandlungsstühlen und der nötigen Technik ausgestattet. An Bord der mobilen Arztpraxis sollen ein Zahnarzt und zwei Medizinische Fachangestellte von zahneins für eine zahn- ärztliche Grundversorgung auf höchstem medizinischen Niveau verantwortlich sein. Der Betrieb des Busses wird von DB Regio sichergestellt. Ziel der Zusammenarbeit ist es, die wohnortnahe, zahnmedizinische Versorgung in ländlichen und struktur- schwachen Regionen zu verbessern“, heißt es in der Pressemitteilung von zahneins. Der Zahn-Medibus könne – bei gutem Verlauf der technischen Planungsprozesse und der Gespräche mit externen Partnern – in der zweiten Jahreshälfte 2019 den Betrieb auf- nehmen, erklärte zahneins auf eine Nach- frage der zm. KZVen sehen keine Unterversorgung Der Start der rollenden Zahnarztpraxis ist in Ostfriesland und Südbayern geplant. Diese Information hat nun die betroffenen Kassen- zahnärztlichen Vereinigungen (KZVen) auf den Plan gerufen. Von Engpässen bei der zahnärztlichen Versorgung in ihren Bereichen wisse man nichts, ließen sie in Pressemittei- lungen verlauten. Die „Aussage, dass der Raum Südbayern ein mögliches Einsatzgebiet wäre, ist für uns nicht nachvollziehbar“, meint Christian Berger, Vorsitzender des Vorstands der KZV Bayerns (KZVB). Gemäß der Bedarfsplanung der KZVB gebe es so gut wie keine unterversorgten Gebiete. Der durchschnittliche Versorgungsgrad liege, sagte Berger, Stand 31. Dezember 2018, bei 112,0 Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich für Nieder- sachsen. Auch dort weiß man nichts von angeblich unterversorgten Gebieten. Nach Informationen der KZV Niedersachsen (KZVN) zeichne sich „nahezu jeder Planungsbereich [...] durch eine Idealversorgung aus“. Es gebe auch nirgendwo in Niedersachsen eine Unterversorgung. Der Vorsitzende der KZVN, Dr. Thomas Nels, vermutet daher einen Zusammenhang mit der gegenwär- tigen MVZ-Diskussion: „Der Zeitpunkt der Veröffentlichung deutet unseres Erachtens darauf hin, dass es eher darum geht, zu ver- Zahn-Medibus von zahneins und DB Regio Dieser Bus ist eine Presse-Ente Chic, modern und mobil: Mit einem Zahn-Medibus möchte die MVZ-Zahnarzt- kette zahneins die ländliche Versorgung sicherstellen. Die medienwirksam inszenierte Idee hat nur einen Haken: Der Bus ist zu teuer. Eine flächendeckende Versorgung ist so gar nicht möglich. Medibus der KV Hessen: Chic, modern ... und teuer. Für die KV deshalb nur eine „Übergangslösung“. Alle Fotos: KV Hessen Die mobile Hausarztpraxis von innen 30 Wie das TSVG die zahnmedizinische Versorgung verändert

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