Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (276) Die Symptome einer Verlagerung variieren je nach Lokalisation; so sind beispielsweise Sensibilitätsausfälle, Mundöffnungsstörun- gen oder Schluckstörungen bei einer Dislo- kation der Unterkiefersapientes typisch und können einen Hinweis auf die Lokalisation des Objekts geben. Während für eine „Standard-Weisheitszahn- osteotomie“ eine konventionelle Bildgebung ausreichend ist [Kunkel et al., 2013] sollte im Fall eines dislozierten Zahns eine radio- logische Darstellung in mehreren Ebenen erfolgen, um eine sichere Lokalisierung und eine genaue Planung des chirurgischen Zu- gangs zur Bergung zu ermöglichen [Huang et al., 2007]. Ist eine DVT verfügbar, kann diese – wie im beschriebenen Fall – für eine genaue dreidimensionale Raumzuordnung erfolgen. Alternativ wird eine Bildgebung mittels Mundbodenübersicht/Panorama- schichtaufnahme oder mittels Computer- tomografie empfohlen [Huang et al., 2007]. Die Bergung von dislozierten Weisheits- zähnen ist in den meisten Fällen über den bereits vorhandenen Zugang möglich, wobei selten eine Erweiterung oder gegebe- nenfalls sogar ein zusätzlicher Zugang von extraoral notwendig werden können [Yeh, 2002]. Eine zusätzliche apparative Unter- stützung durch Endoskopie oder intra- operative Bildgebung kann in komplizierten Situationen ebenfalls sinnvoll sein [Huang et al., 2007]. Generell sollten dislozierte Zähne zeitnah geborgen werden, um eine Infektion durch den Fremdkörper zu vermeiden. Insbeson- dere bei neurologischen Ausfällen wie im vorliegenden Fall ist ein rascher Eingriff sinn- voll, da bei längerer Kompromittierung die Wahrscheinlichkeit eines bleibenden Nerven- schadens steigt [Renton, 2010; Kämmerer, 2018]. Bei frühzeitiger Bergung und intak- ten Nerven ist so eine vollständige Wieder- herstellung der Sensibilität – wie im vorge- stellten Fall – möglich. Sollte es zu einer sichtbaren Nervschädigung gekommen sein, ist diese operativ zu versorgen, wobei die therapeutischen Alternativen aus direkten Nervennähten oder der Rekonstruktion mit autologen oder allogenen Transplantaten bestehen [Kämmerer, 2018]. Dr. Elisabeth Goetze Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plas- tische Gesichtschirurgie Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 3 55131 Mainz PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, M.A., FEBOMFS Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plas- tische Gesichtschirurgie Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 3 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de \ Alle Extraktionen/Osteotomien von dritten Molaren sollten im Vorab sorgfäl- tig geprüft und signifikante Risiken in die Besprechung der Einwilligungserklärung aufgenommen werden. \ Die allgemeinen Regeln für einen an- gemessenen Zugang, eine angemessene Knochenentfernung und die Vermeidung von übermäßigem Kraftaufwand sollten befolgt werden. \ Insbesondere bei nur eingeschränktem chirurgischem Training können Rettungs- versuche dazu führen, dass das Fragment tiefer ins Gewebe gedrückt wird und/oder sensible Strukturen beschädigt werden. \ Empfohlen wird daher, den Patienten so bald wie möglich an einen chirurgischen Spezialisten mit allen relevanten Informa- tionen zu überweisen. Diese sollten die Größe des Fragments, die Umstände der Extraktion und die Röntgenaufnahmen umfassen. \ Bei Therapieverzögerungen sollten der Bereich gereinigt und die Wunde vernäht werden. Zusätzlich sollten Antibiotika verabreicht werden. Fazit für die Praxis Abbildung 4: Situs zu Beginn der Operation mit Blick in die leere Alveole 38 Abbildung 5: Intraoperativer Situs: Der dislo- zierte Zahn ist lingual des aufsteigenden Un- terkieferastes in enger Lagebeziehung zum Nervus lingualis (kaudal) und zum Nervus al- veolaris inferior sichtbar. Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie 2 CME-Punkte der BZÄK/ DGZMK. Zahndislokation eines Weisheitszahns CME AUF ZM - ONLINE Abbildung 6: Geborgener Zahn 38 Alle Porträts: privat 38 Zahnmedizin

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