Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (280) „Kolleginnen aus der ganzen Welt haben sich lebhaft ausgetauscht. Standespolitikerinnen, Re- ferentinnen, engagierte Zahnärztinnen. Das war für mich eine der Essenzen der 1st Women Dentists Leadership Conference. Besonders beeindruckt hat mich der Vortrag der ehemaligen FDI-Präsidentin Dr. Michèle Aerden. Ihr Vortrag hat Aufbruchstimmung verströmt. Wir wollen die Interessen der Frauen in unserer Branche klug, ausdauernd und raffi- niert verfolgen. Unser Konferenzsaal war nach dem Mittagessen bis auf den letzten Platz be- setzt. Mein Ziel für die nächste Konferenz ist klar: Wir werden Teil des Haupt- programms – auf der großen Bühne.“ Rebecca Otto Zahnarztpraxis für Kinder, Jena „Nächstes Mal erobern wir die Hauptbühne!“ KOMMENTAR VON ZÄ R EBECCA O TTO Porträt: privat sind, denen aber die Zeit oder die Motivation fehlt, sich zu vernetzen. Mein Ziel ist es da- her, Vorbilder aufzuzeigen, mit denen sich junge Kolleginnen identifizieren können und denen sie nacheifern wollen.“ Insgesamt 14 Referentinnen aus zehn ver- schiedenen Ländern trafen sich deshalb am 11. Januar in Berlin – darunter Chirurginnen aus Israel, Portugal und Indien. Sie alle er- zählten von ihren persönlichen Erfahrungen auf ihrem jeweiligen Karriereweg. Auch Dr. Michèle Aerden aus Belgien, erste Präsidentin der World Dental Federation (FDI), reiste zur Konferenz. Ihre Lebens- geschichte – von der Inhaberin eines Haute- Couture-Labels zur erfolgreichen Standes- politikerin – schilderte die 72-Jährige selbst- bewusst: Aerden absolvierte erst mit Anfang 30 ihr Zahnmedizinstudium an der Uni- versité Libre de Bruxelles. Zuvor war sie in der Modebranche tätig. Von 2005 bis 2007 war sie die erste weibliche Präsidentin der FDI. Sie ist außerdem Gründerin von „Women Dentists Worldwide“ und war bis 2005 deren Präsidentin. „Meine Botschaft an Sie alle“, rief Aerden den Teilnehmerin- nen zu: „Erstens: Frauen haben die Fähigkeit zur Führung. Punkt. Zweitens: Karriere- wechsel sind möglich. Punkt. Und drittens: Nur in Führungsposition kannst Du wirklich nachhaltige Veränderungen vor- nehmen.“ Es sei höchste Zeit, dass sich endlich etwas ändert, betonte auch von Hoyningen-Huene. „Die Hälfte aller Zahnmediziner in Deutsch- land ist weiblich, aber nur etwas mehr als zehn Prozent aller Vorstände der Zahnärzte- kammern sind mit Frauen besetzt. Das geht so nicht.“ Als deutlichen Affront fasste sie die abgewiesenen Anträge zur Frauenförderung der Bundesversammlung der Bundeszahn- ärztekammer (BZÄK) auf. Im November 2018 war der Antrag ‚Der Anteil weiblicher Mitglieder in der Bundesversammlung soll perspektivisch erhöht werden‘ nur von zehn Delegierten angenommen worden. 18 von insgesamt 153 Delegierten hatten sogar dagegen gestimmt. „Der Begriff ‚Frauenför- derung‘ hat einen komischen Beigeschmack, und ich würde mir wünschen, dass wir ‚Frauenförderung‘ gar nicht bräuchten“, sagte von Hoyningen-Huene. Jedoch seien Zahnärztinnen in der Standespolitik die Aus- nahme. „Ich wurde gefördert und man hat an mich geglaubt. Das haben andere Frauen auch verdient.“ nb 2002 wurde die FDI-Sektion „Women Dentists Worldwide“ gegründet – mit dem Ziel, relevante Informationen und Daten zu sammeln, darzustellen und Konzepte zu erarbeiten, um die Gleichstellung der Geschlechter im Beruf zu erreichen. Bis heute liegen jedoch kaum Daten vor. Vor sechs Jahren definierte der Vor- stand dann das neue Hauptziel, das Netzwerk zu verbessern und Zahnärz- tinnen auf der ganzen Welt zusam- menzubringen. Seitdem findet einmal jährlich ein Kongress der Women Den- tists Worldwide statt. \ Worldwide“ „Women Dentists „Eine uninspirierte Politik schlägt uns die Errichtung von Frauen- quoten vor, meiner Meinung nach bietet jedoch professionelles Networking mehr Freiheit und liefert bessere Ergebnisse. Dieser Weg mag zwar etwas länger und steiniger sein, führt aber letztlich zu einem natürlichen sozialen Gleichgewicht in den Führungs- etagen“, meinte Vesna Barac Furtinger, Vizepräsidentin des Ver- bands „Frauen in der Zahnmedizin in Kroatien“ und FDI-Präsidentin für die Sektion „Women Dentists Worldwide“. Die Herausforderungen, die in der nächsten Zeit auf die Standes- politik zukommen, seien groß, sagte Dr. Peter Engel, Präsident der Bundeszahnärztekammer. Deswegen setze er sich für Frauen und generell für den Nachwuchs in der Standespolitik ein, denn: „Wir benötigen eine stärkere personelle Repräsentanz in den Gremien und inhaltlich eine stärkere Beachtung Ihrer Bedürfnisse!“ Foto: zm-nb Foto: zm-nb 42 Politik
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