Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (284) Vermeintliche Experten fabulieren darüber, dass es doch möglich sein müsse, den Ter- min nach hinten zu verschieben, andere wiederum plädieren gleich für ein neues Re- ferendum. Ganz Beherzte fragen furchtlos- fröhlich in die Welt hinaus, ob es denn nicht auch noch die Möglichkeit der Absage des Brexit gebe. Nicht zuletzt Herr Soros, der einst mit seiner Wette am Geldmarkt gegen das Britische Pfund eben jenes in eine schwere Krise stürzte, dabei sehr viel Geld verdiente und sich jetzt unwidersprochen verantwortlich fühlt, aus erklärt humanitären Gründen alles dafür zu tun, Großbritannien in der EU zu halten. Wofür er auch gleich einmal eine Kampagne ins Leben rief und (offiziell) eine Million US-Dollar bereitstellte. All das zeigt, dass man die Engländer nicht wirklich verstanden hat oder verstehen will. Bürokraten der EU gaben direkt nach dem Brexit-Referendum breitschultrig Interviews, dass es den Briten vonseiten der EU nicht leichtgemacht werde, die Gemeinschaft zu verlassen. Nebenbei bemerkt, offenbarte dies ein seltsames Demokratieverständnis. Im Grunde genommen hat sich die Stimmung im Land seit dem Referendum auch nicht gravierend verändert und Kommentare wie „aber die Jugend ist mehrheitlich für einen Verbleib“ sind schlicht und ergreifend falsch. Top-Argument: die Kontrolle der Außengrenzen Wenn man die Chance hat, sich täglich mit vielen unterschiedlichen Menschen zu unter- halten, werden schnell die Beweggründe für einen Abschied aus der EU klar. Bei etlichen Gesprächspartnern, die für den Brexit ge- stimmt haben (Engländer sind in ihren Ant- worten zu Beginn der Unterhaltung sehr vor- sichtig, schließlich sprechen sie ja mit einem Immigranten), ist das wohl am meisten ge- nannte Argument die Kontrolle über ihre Außengrenzen. Immer wieder betonen sie, dass sie keine Probleme mit den hier leben- den und arbeitenden Ausländern hätten, aber dass sie keinen unkontrollierten Zuzug möchten. Wer sich in der Nachkriegsgeschichte des Königreichs ein wenig auskennt, der kann diese Begründung durchaus verstehen. 1947 kamen über 60.000 Inder nach der Unabhängigkeit Indiens ins Land und da Großbritannien Arbeitskräfte zum Wieder- aufbau des Landes benötigte, wurde 1948 mit dem British Nationality Act allen Bür- gern des Commonwealth das Recht zum Leben und Arbeiten auf der Insel gewährt. Nachdem Hunderttausende gekommen waren, gab es 1962 einen Ausländeranteil von etwa fünf Prozent auf der Insel und nach mehreren Rassenkrawallen war Schluss mit der freien Einreise. Bis 1971 wurden die entsprechenden Gesetze immer weiter ver- schärft. John Enoch Powell, ein britischer Gedanken zum Brexit und seinen Folgen Schickt Boote – Die Insel geht unter! Foto: xxxx Sven Thiele In den Medien geht es im Augenblick kaum noch um ein anderes Thema als den Brexit. Der Tag für den geplanten Ausstieg der Briten aus der EU rückt unaufhaltsam näher und niemand weiß, ob es einen Deal zwischen dem Königreich und der EU geben wird. Doch der Exodus der Fachkräfte hat schon begonnen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=