Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (285) Politiker und Gesundheitsminister, sprach von „Strömen aus Blut“, die Großbritannien unwiderruflich und unumkehrbar verändern werden. Was er damit meinte und wie richtig er mit seiner Einschätzung lag, kann heute in vielen Ecken, insbesondere im Nor- den und Osten Londons, besichtigt werden. Mit dem Beitritt osteuropäischer Länder zur EU und der folgenden Personenfreizügigkeit kamen viele junge Menschen aus Polen, Ru- mänien, Ungarn und der Slowakei. Warum an der polnisch-ukrainischen Grenze ohne Chancen sein Leben verbringen, wenn Lon- don scheinbar unendliche Möglichkeiten bietet! Viele kamen und stellten schnell fest, dass trotz vernünftiger (Hochschul-)Ausbildung in ihren Heimatländern hier nur ein Job im Niedriglohnsektor zu bekommen war: Zimmermädchen im Hotel, Garderobenfrau in Clubs oder eine Karriere in einem Reini- gungsunternehmen. Sehr viele von ihnen versuchten mit einer zweiten Ausbildung, die sie auch meist selbst bezahlen mussten, in Großbritannien doch noch etwas auf die Beine zu stellen. Inzwischen, 15 Jahre später, haben die Neubürger geheiratet, Kinder be- kommen und beim Blick zurück auf die Zeit seit 2004 festgestellt, dass sie immer noch „die Ausländer“ sind und zum Teil mit bettelnden Roma und Sinti am Marble Arch verglichen werden. Helferinnen und Zahnärzte packen jetzt ihre Koffer Die Kinder sind inzwischen im Einschulungs- alter. Für viele Immigranten stellt sich da die Frage, was sie in Zukunft mit ihrem und dem Leben ihrer Kinder machen (sollen). Denn sowohl in Polen als auch in Rumänien geht es wirtschaftlich bergauf und die Im- migranten verfügen sowohl über größten- teils sehr gute englische Sprachkenntnisse als auch über ein paar Ersparnisse und wert- volle Auslandserfahrung in einem zutiefst neoliberalen System. Seit zwei Jahren hat das Britische Pfund gegenüber dem Euro deutlich an Wert verloren, Überweisungen in die Heimat sind weniger attraktiv und die Inflationsrate im Land selbst stieg von 0,04 Prozent im Jahr 2015 auf knapp drei Prozent in 2017 und 2018. Kein Wunder also, dass Krankenschwestern, Helferinnen, Ärzte und Zahnärzte ihre Koffer packen und zurück in ihr Heimatland reisen. Das NHS in England kommt in dieser Situation in schweres Fahrwasser. Nicht nur, dass diesen Fachkräften nach dem Brexit-Votum ein höheres Einkommen angeboten wurde, es gab auch die Schlag- zeile, dass sich Großbritannien an Ärzte und Schwestern in aller Welt wendet mit dem 47 Politik

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