Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (315) natürlichen Zahn oft sehr nahe kommende Transluzenz, weshalb dentale Glaskeramiken aufgund ihrer hervorragenden optischen Eigenschaften besonders in der ästhetischen Zone gern eingesetzt werden. Dabei kön- nen Festigkeiten und Ästhetik der dentalen Keramiken in bestimmten Bereichen defi- niert gesteuert werden (Tabelle 1). Durch keramische Zusätze wie beispielsweise Zir- konoxid können die Eigenschaften weiter verändert und für die jeweilige Indikation angepasst werden (ZLS: Zirkonia-verstärkte Lithiumsilikatkeramik). Präparation und intraorale Befestigung Für die Gewährleistung einer zufriedenstel- lenden Stabilität werden an die Präparation bestimmte Anforderungen wie minimale Wandstärken und Rundungen (keine Kanten oder Ecken) gestellt. Für die Vorbereitung von keramischen Versorgungen gibt es spe- zielle Präparationsinstrumente (rotierend, Schallpräparation). Von Bedeutung ist, dass Keramiken mit höherer Eigenfestigkeit fast immer geringe Wandstärken besitzen und damit eine minimal-invasivere Präparation gestatten. Die meisten keramischen Versor- gungen erreichen eine klinisch ausreichende Beständigkeit allerdings erst durch eine ad- häsive Befestigung. Dann entsteht ein fester Verbund zwischen Zahn und Versorgung und ein stabiler Zahn-Keramik-Komplex, der durch eine Zementierung so nicht er- reicht werden kann. Die ohne adhäsive Befestigung geringe Eigenfestigkeit ist auch der Grund, warum viele keramische Restau- rationen bereits bei der Einprobe frakturie- ren. Einige hochfeste Glaskeramiken (Biege- festigkeit >350 MPa) sind je nach Hersteller auch zur selbstadhäsiven oder konventionel- len Befestigung freigegeben. Zu empfehlen ist, Brückenkonstruktionen immer adhäsiv zu befestigen. Konditionierung Restaurationen aus Glaskeramiken können mit Flusssäure geätzt und somit für das adhäsive Befestigen im Mund aufgeraut werden. In Abhängigkeit von der Struktur werden allerdings unterschiedliche Ätzzeiten angesetzt, um ein für die optimale Befesti- gung ausreichendes Ätzmuster zu erzeugen. Die jeweiligen Ätzzeiten liegen bei den gängigen Keramiken zwischen 20 und 60 Sekunden. Dabei empfiehlt es sich, sich eng an die Vorgaben der Hersteller zu halten. Zu kurze Ätzzeiten führen zu einer nicht aus- reichenden Retention. Wird zu lange geätzt („über-ätzt“) kann die Struktur nachhaltig beschädigt und damit die klinische An- wendbarkeit deutlich reduziert werden. Dentale Keramiken werden in der Regel adhäsiv befestigt. Hierzu müssen die Glas- keramiken zwingend mit einem Silan kondi- tioniert werden. Dieses Adhäsiv stellt eine stabile chemische Verbindung zwischen Keramik (über Si-O-H-Gruppen) und dem Befestigungskomposit (über C=C Bindungen) her [Rosentritt, 2017]. Viele sogenannte Universaladhäsive verbinden verschiedene Konditionierungsoptionen wie Silan oder 10- Methacryloyloxydecyl-dihydrogen-phosphat (MDP) und können daher optional einge- setzt werden. Eine Alternative zur Flusssäureätzung mit anschließender Silanisierung können Ein- flaschenlösungen darstellen. Hier sind meist schwächere Säuren (Ammoniumpolyfluorid) mit einem Silan (Trimethoxysilylpropyl-Meth- acrylat) in einem Fläschchen (Etch&Prime, Ivoclar-Vivadent) kombiniert. Dadurch kann auf die Anwendung der aggressiven Fluss- säure verzichtet werden. Die Applikation er- folgt in einem Schritt und ist daher effektiver und schneller und zeigt gute Haftwerte. Einteilung dentaler Keramiken Für den Fertigungsprozess von keramischen Restaurationen ist eine Einteilung nach ihrer Verarbeitung sinnvoll. Differenziert werden die Schicht- oder Presstechnik und die CAD/ CAM-gestützte Fertigung (Abbildung 2). Spe- ziell für die Presstechnik und die CAD/CAM- Fertigung (Abbildung 3) stehen verschiedene aktuelle Lithium-(X)-silikatkeramiken zur Verfügung, die sich allerdings aufgrund der verschiedenen Fertigungsverfahren, ihrer Struktur und ihrer Eigenschaften unterschei- den [Belli et al., 2016; Wendler et al., 2017]. Zusätzlich zu den Herstellungsverfahren bietet sich eine Unterteilung in Verblend- und Gerüstkeramiken sowie in Keramiken für die monolithische Verarbeitung an. Mono- Materialeigenschaften und Indikationsoptionen verschiedener zahnfarbener Systeme im Vergleich Basis Biegefestigkeit [MPa] Indikation - Veneer (V) - FZ-Krone (F) - SZ-Krone (S) - FZ-Brücke (F) Wandstärke/Präparation + hoch/stark - niedrig/gering Vorbehandlung Konditionierung Vorbehandlung und Konditionierung Befestigung Tabelle 1; Quelle: M. Rosentritt, (e = eingeschränkt) Keramiknetzwerk Polymerinfiltriert <160 V F S ++ Ätzen (20–60 Sekunden je nach Typ) Silan (oder Universalprimer) Etch&Prime (meist) adhäsiv erforderlich Glasmatrix Leuzit u. Ä. <150 V F S (e) ++ Lithium-(x)-silikat 400–600 V F S F + 77
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