Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (320) Hintergrund: Tumore der Nasenhöhle und der Nasennebenhöhlen werden oftmals erst spät diagnostiziert, da sie relativ symptom- arm wachsen können. Bei der Erstdiagnose zeigen sich häufig schon eine beträchtliche Tumorausdehnung und im Fall eines ade- noidzystischen Karzinoms auch nicht selten Metastasen in der Lunge. Eine umfangreiche Tumorentfernung hat demnach einen großen Defekt zur Folge, der komplexe rekonstruk- tive Maßnahmen und Folgebehandlungen nach sich ziehen kann. Umso wichtiger ist es, auch anhaltenden und therapieresistenten, unspezifischen Symptomen eine Bedeutung zu geben und diesen im Einzelfall nachzu- gehen. Der Fall Eine 54-jährige Patientin wurde der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie mit einer seit etwa sechs Wochen bestehenden, kompletten Verlegung der Nasenluftpassage und rezidivierend auftretendem Nasenbluten zugewiesen. Schmerzen oder eine äußerlich erkennbare Schwellung bestanden nicht. Diagnostik: Insbesondere sollte abgeklärt werden, ob das Beschwerdebild auf die vor einiger Zeit durchgeführte umfangreiche implantologische Versorgung des Oberkiefers zurückzuführen war. Besondere Grund- erkrankungen bestanden bei der Patientin anamnestisch nicht, sie war immer gesund und hatte niemals geraucht. Befund: Klinisch zeigte sich bei der anterioren Rhinoskopie eine tumoröse solide Masse, die die vordere Nasenhöhle ausfüllte. Die Computertomografie (CT) und die Magnet- resonanztomografie (MRT) ergaben den Verdacht auf einen Tumor mit Infiltration des Oberkiefers, der Nasenhaupthöhle, des Gaumens und des angrenzender Nasen- Rachen-Raums (Abbildung 1). Die histopathologische Aufarbeitung einer Probeexzision erbrachte die Diagnose eines adenoidzystischen Karzinoms (ACC). Das Tumorstaging ergab zwar einen fort- geschrittenen Lokalbefund, jedoch keine Schädelbasisbeteiligung. Allerdings ergab sich in der Bildgebung inklusive 18F-2-Fluor-2-desoxy-D-glucose (FDG)-Photonen-Emissions-Tomographie / CT (PET/CT) der dringende Verdacht auf eine Metastase im linken Lungenoberlappen (Abbildung 2). Therapie: Auf Empfehlung des Tumorboards unseres zertifizierten Kopf-Hals-Tumorzen- trums erfolgte zunächst die Resektion des Tumors über ein Midface-Degloving und die provisorische Versorgung der Resektions- höhle mit Tamponade und Verbandsplatte sowie die funktionelle Neck Dissection der oberen Hals-Lymphknotenlevel. Mehrere knöcherne und weichgewebliche Nachresektionen waren erforderlich, um tumorfreie Ränder zu erzielen. Nach Vorliegen der Resektion im Gesunden (R0) wurde die Patientin in die Klinik für Thoraxchirurgie und thorakale Endoskopie verlegt und dort die Lungenmetastase minimalinvasiv entfernt. Bei neuerlicher Vorstellung der Patientin im Tumorboard mit der postoperativen Tumor- formel pT4 pN0 pM1 G2 R0 wurde eine MKG-Chirurgie Rekonstruktion nach tumorbedingtem subtotalem Oberkieferverlust Jan Rustemeyer, Aynur Sari-Rieger, Alex Melenberg, Alexander Busch Dieser Fall zeigt eine komplizierte Tumorsituation mit umfangreicher Folgetherapie zur Rehabilitation, die sicherlich bei frühzeitiger Diagnose für die Patienten wesentlich problemloser hätte erfolgen können. Alle Fotos: Rustemeyer et al. 82 Zahnmedizin

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