Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04
zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (322) präparation an die Fazialisgefäße im Planum buccale anastomosiert (Abbildung 3) ange- schlossen. Während der Operation erfolgte auch die weichgewebliche Rekonstruktion des Vesti- bulums und des Gaumens mit intraoraler Abdeckung des Beckenkammtransplantats mittels eines freien fasziokutanen Radialis- transplantats vom Unterarm links und die Mikroanastomose der Radialisgefäße an die Fazialisgefäße der rechten Seite. Der weitere postoperative Verlauf war komplikationslos. Die Patientin war nach insgesamt sechs Wochen schluckfähig und konnte verständ- lich sprechen. Implantatversorgung: Nach einem Jahr regel- mäßiger Nachuntersuchungen mit Rezidiv- ausschluss konnten insgesamt vier Implan- tate in den rekonstruierten Oberkiefer eingebracht werden (Nobel Biocare, Köln). Dabei wurde eine laterale Miniplatte bei Materiallockerung entfernt. Sechs Monate später erfolgten die Freilegung der Implan- tate und anschließend die prothetische Ver- sorgung der Patientin mittels eines heraus- nehmbaren Zahnersatzes (Abbildung 4). Ästhetische Korrekturen: Im weiteren Ver- lauf zeigte sich, dass die Nasenspitze bis auf das Niveau der Oberlippe absank. Dadurch stieß die Nase beim Trinken ständig gegen das Trinkgefäß und machte damit eine Flüs- sigkeitsaufnahme ohne Strohhalm praktisch unmöglich. Um der Patienten weiterzu- helfen, planten wir eine Rekonstruktion des knöchernen Nasenrückens und damit eine Anhebung der Nasenspitze mittels eines patientenspezifischen Implantats (PSI) aus Titan. Die virtuelle Planung und Herstellung des PSI im 3-D-Fräsverfahren erfolgte zusammen mit dem Provider mittels CAD/CAM-Verfah- ren (3di GmbH, Jena). Das PSI wurde durch einen seitlichen, offenen Zugang wie ge- plant implantiert und mit Schrauben fixiert. Besonders wichtig für das Gelingen der Operation war, dass das PSI komplett mit dem vorhandenen Weichgebe – auch von intranasal – umschlossen werden konnte (Abbildung 5). Der weitere Verlauf gestaltete sich komplika- tionslos, eine Exposition des PSI trat nicht auf, und die Patientin konnte direkt nach der Operation wieder ungestört trinken. Sechs Monate nach dem letzten Eingriff ist die Patientin weiterhin rezidivfrei und mit dem erreichten Ergebnis sehr zufrieden (Abbildung 6). Diskussion Unser Fallbericht zeigt die Möglichkeiten einer komplexen Rekonstruktion der Maxilla und der Nase durch eine Dreierkombination verschiedener Verfahren: \ mikrovaskuläre Lappentechniken, \ dentale Implantologie mit prothetischer Versorgung und \ Einbringen eines patientenspezifischen Implantats. Die Patientin konnte funktionell und ästhe- tisch rehabilitiert werden und ihre Lebens- qualität zurückgewinnen. Das Komplikations- risiko dieser aufwendigen chirurgischen Maßnahmen war als relativ gering einzu- schätzen, da keine adjuvanten Therapien in Form von Bestrahlung oder Chemotherapie vor und nach der Rekonstruktion durchge- führt wurden. Anderenfalls wäre solch eine Abbildung 3: Resektionshöhle im CT (links) und 3-D-CT mit eingebrachtem Beckenkammtrans- plantat zur Rekonstruktion der Maxilla Abbildung 4: Prothetische Versorgung nach Implantatinsertion im rekonstruierten Oberkiefer: Hier ist bererits eine „hängende“ Nasenspitze zu erkennen. 84 Zahnmedizin
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