Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (324) operativen Verfahren bezüglich Lebens- qualität und Komfort gerade bei jüngeren Patienten unterlegen, aber eine Option für zum Beispiel Patienten, bei denen aufgrund des Allgemeinzustands und der Begleit- erkrankungen keine weitreichende chirur- gische Rekonstruktion infrage kommt. Trotz gelungener Rekonstruktion und Reha- bilitation hat die lokale Tumorkontrolle auch bei einem im Gesunden und mit Sicherheits- abstand resezierten Tumor den größten Stellenwert. Somit muss immer eine Abwä- gung getroffen werden zwischen den ver- schiedenen rekonstruierenden Verfahren, adjuvanten Maßnahmen und der Rezidiv- gefahr. Essenziell bleibt die regelmäßige Tumor- nachsorge. Die 5-, 10- und 15-Jahres-Über- lebensraten von Patienten mit ACC im Kopf- Hals-Bereich sind relativ hoch mit 90, 80 und 60 Prozent im Vergleich zu Patienten mit Plattenepithelkarzinomen mit einer „Allover“-5-Jahres-Überlebensrate von etwa 45 Prozent. Bei Hochrisikopatienten mit Infiltration der Schädelbasis und Fernmetastasen bei Erst- diagnose treten allerdings signifikant häufi- ger Rezidive auf als bei anderen Patienten mit ACC. Die Drei-Jahres-Überlebensrate trotz Rezidiv liegt jedoch noch zwischen 70 und 80 Prozent. Eine Strahlen- und/oder Chemotherapie hat keinen Einfluss auf die Überlebensraten. Selbst eine Neck Dissection bei einem vor- wiegend hämatogen in die Lunge metasta- sierenden Tumor (bei immerhin elf Prozent aller Patienten bei Erstdiagnose) bringt dies- bezüglich keinen Benefit, obwohl schon bei 20 Prozent der Patienten Mikrometastasen in den Lymphknoten des Halses vorliegen sollen [Ellington et al., 2012; Cordesmeyer et al., 2018; Xu et al., 2018]. Je früher eine Therapie erfolgt, desto besser sind die Über- lebensraten. Daher liegt die Chance in einer frühzeitigen Diagnose durch frühzeitiges Reagieren auf verdächtige Symptome. Hierzu gehört, wie in unserem Fallbericht beschrieben, die über Wochen ein- oder beidseitig verlegte Nasenatmung und rezidivierendes Nasenbluten. Hier muss unbedingt durch eine Fachabteilung eine Abklärung erfolgen. Ein weiterer Warnhinweis könnte eine therapieresistente oder sich innerhalb von drei bis vier Wochen nach Therapiestart verschlimmernde craniomandibuläre Dys- funktion sein, die sich bis hin zur Kiefer- klemme entwickeln kann. Selbst bei jungen Patienten sollte in diesem Fall eine bild- gebende Diagnostik (wie ein MRT) durch- geführt werden, um einen raumfordernden Prozess auszuschließen [Rustemeyer & Sari- Rieger, 2014; Sari-Rieger et al., 2014]. Fazit für die Praxis \ Neu aufgetretene und dann über Wochen bestehende, ein- oder beidseitige Nasen- atmungsbehinderungen müssen unbedingt abgeklärt werden. \ Auch nach subtotaler, tumorbedingter Resektion des Oberkiefers sind komplexe Rekonstruktionen erfolgreich und führen zum Gewinn an Lebensqualität. \ Nach wie vor hat die lokale Tumorkon- trolle den höchsten Stellenwert und bleibt über Jahre essenziell. Prof. Dr. Dr. Jan Rustemeyer Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Plastische Operationen Klinikum Bremen-Mitte 28177 Bremen jan.rustemeyer@klinikum-bremen-mitte.de Aynur Sari-Rieger Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Plastische Operationen Klinikum Bremen-Mitte 28177 Bremen Alex Melenberg Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Plastische Operationen Klinikum Bremen-Mitte 28177 Bremen Dr. Alexander Busch Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie, Plastische Operationen Klinikum Bremen-Mitte 28177 Bremen Die Autoren haben keinen Interessenkonflikt. Die Patientin hat ihr Einverständnis zur Publikation ihrer Daten und Bilder gegeben. Abbildung 6: Patientin vor (links) und nach Korrektur der Nase Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. Alle Porträts: privat 86 Zahnmedizin

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