Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (330) Der Vorsitzende des Vorstands der KZBV, Dr. Wolfgang Eßer Porträt: KZBV-Axentis/Lopata Herr Dr. Eßer, am 17. Januar hat der G-BA die Neufassung der FU-Richtlinie beschlossen. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis? Dr. Wolfgang Eßer: Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden! Der G-BA ist mit seiner Neuregelung in wesentlichen Punkten un- serem Konzept zur Bekämpfung der früh- kindlichen Karies, kurz ECC-Konzept, ge- folgt. Damit wurde ein weiteres Mal deut- lich, dass es im Konzert der gesundheits- politischen Akteure eben die Zahnärzte- schaft mit ihrer fachlichen Expertise und im Bewusstsein ihrer gesellschaftlichen Verant- wortung ist, die die Impulse zur Verbesse- rung der zahnmedizinischen Versorgung setzt. Wer sollte auch sonst fundierte Vorschläge zur Versorgungs- verbesserung machen als diejenigen, die täglich in ihrer Praxis als erste die aufkommenden Probleme wahrnehmen? Ja, natürlich müssen die Vorschläge von uns kommen. Wir müssen sagen, wo der Schuh in der Versorgung drückt – das ist einerseits die Chance, Versorgung und Gesundheit der Menschen mitzugestalten, andererseits aber auch die Verpflichtung, sinnvolle und umsetzbare Lösungen zu entwickeln. Es ist mir wichtig, gerade im Hinblick auf die gerade laufende Debatte um die Fremd- investoren-geführten MVZ auf die gesell- schaftliche Verantwortung hinzuweisen, die die Zahnärzteschaft hier wahrnimmt. Von- seiten der Finanzinvestoren werden Sie Vorschläge zur Bekämpfung frühkindlicher Karies nicht hören – die kümmern sich um profitable Maximalversorgungen und Renditen. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Punkte der neuen Regelungen? Wichtig ist zunächst einmal, dass wir eine Versorgungslücke – und zwar die bei den Unter-Dreijährigen – schließen konnten. Erstmals führen wir ein auf aktuellen wissen- schaftlichen Grundlagen basierendes Prä- ventionssystem zur Vermeidung frühkind- licher Karies ein. Unser Ziel ist es, dass zukünftig auch Kleinkinder, wie zuvor die älteren Kinder und Erwachsenen, von der positiven Entwicklung der Zahn- und Mundgesundheit profitieren. Während wir beispielsweise bei den Zwölfjährigen bereits eine deutliche Zunahme der Kariesfreiheit feststellen können, sehen wir bei den Kleinsten, dass die Karieslast nach wie vor zu hoch ist. Derzeit leiden 13,7 Prozent der Kinder mit drei Jahren an einer frühkind- lichen Karies, also an einer Defektkaries. Nimmt man die kariösen Initialläsionen hinzu, sind es nach den neuesten Zahlen der DAJ sogar 19 Prozent. Diese Entwicklung hatte sich bereits über Jahre hinweg abge- zeichnet und da wurde es Zeit, etwas zu unternehmen ... … weshalb die Zahnärzteschaft Anfang 2014 das ECC-Konzept vorgestellt hat. Ja, aus diesem Grund hat sich damals die Zahnärzteschaft dieses wichtigen Themas angenommen und 2014 das ECC-Konzept zur zahnmedizinischen Prävention bei Klein- kindern vorgelegt. Auf dieser Basis hat die KZBV Anfang 2015 einen entsprechenden Antrag in den Gemeinsamen Bundesausschuss eingebracht. Und auch der Gesetzgeber hat unser ECC-Konzept aufgegriffen und mit der Verabschiedung des Präventionsgesetzes im Juli 2015 dem G-BA verbindlich die Einfüh- rung von Früherkennungsuntersuchungen zur Vermeidung frühkindlicher Karies aufge- geben. Wie ordnen Sie die beschlossenen Maßnahmen zahnmedizinisch ein? Frühkindliche Karies kann aufgrund des weniger widerstandsfähigen Zahnschmelzes der Milchzähne bei entsprechender karioge- ner Exposition sehr schnell entstehen und zu gravierenden Schäden führen. Deshalb ist eine engmaschige zahnmedizinische Be- treuung erforderlich. Die Maßnahmen der Früherkennungsuntersuchungen setzen ins- besondere bei den Ursachen frühkindlicher Karies an. Die Untersuchungen beinhalten ? ? ? ? ? Interview mit Dr. Wolfgang Eßer zur Neufassung der FU-Richtlinie Auch Kleinkinder müssen von der Entwicklung der Mundgesundheit profitieren! Seit 2014 hat die KZBV dafür gekämpft, jetzt hat der Gemeinsame Bundes- ausschuss sie endlich beschlossen: Drei neue Früherkennungsuntersuchungen für Kleinkinder! Die Lücke in der Versorgung der Unter-Dreijährigen ist damit geschlossen. Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsitzender der KZBV, zur Neufassung der FU-Richtlinie. 92 Politik

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