Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (332) Ein außerhalb unseres Klinikums geborenes Mädchen mit einem Geburtsgewicht von 2.700 g wurde uns am Tag der Entbindung nach unauffälligem Schwangerschaftsverlauf konsiliarisch durch die Neonatologen unseres Hauses mit einem 3 cm x 2 cm messenden, soliden und kleinbasig gestielten Tumor der Mundschleimhaut in regio 083 vorgestellt (Abbildung 1). Befund und Diagnose: Bei Vorliegen einer mechanischen Trinkbehinderung erfolgte am zweiten Tag post partum die Exzision des Befunds in orotrachealer Intubations- narkose. Die Exzision erfolgte mittels Skal- pell unter strenger Schonung der Zahn- keime, der anschließende Wundverschluss mit Vicryl 4–0 (Ethicon). Das Resektat zeigte sich als solider, umkap- selter Tumor (Abbildung 2). Nach Eröffnung des Befunds zeigte sich im Inneren homogenes Gewebe ohne flüssige Anteile (Abbildung 3). Histologie: Die histologische Befundung des Resektats ergab eine imGesunden resezierte Epulis connata. Regelmäßige klinische Kontrollen im Rahmen der Nachsorge er- brachten 13 Monate postoperativ bislang keinen Hinweis auf ein Rezidiv. Im Alter von vier Monaten kam es unerwartet zum früh- zeitigen Durchbruch und Verlust von Zahn 83, der unvollständig ausgebildet war und keinen Wurzelstock hatte. Ansonsten verlief die Dentition bislang regelhaft. Diskussion Bei der Epulis connata handelt es sich um einen gutartigen Tumor der Mundschleim- haut. Erstmalig beschrieben wurde diese Entität 1871 durch Neumann [Neumann, 1871]. Etwa 250 Fälle wurden seitdem be- schrieben. Sie findet sich typischerweise im anterioren Bereich des Ober- oder Unter- kiefers [Yuvanati et al., 2015]. Bei einer Inzidenz von 0,0006 Prozent besteht eine Prädominanz bei weiblichen Neugeborenen [Bhoil et al., 2015]. Bislang ist die Ätiologie der Epulis connata unklar. Seitens verschiedener Autoren wur- den undifferenzierte mesenchymale Zellen [Mirchandani et al., 1989], Myofibroblasten [Dastur et al., 1988] und Epithel der Zahnleiste [Mirchandani et al., 1980] als Ursprungsgewebe diskutiert. Nach histologischer Aufbereitung zeigen sich typischerweise große, runde, monomorphe Zellen mit eosinophilem Zytoplasma und kleinen basophilen, exzentrisch gelagerten Zellkernen (Abbildung 4). Wegen der Prädominanz bei weiblichen Neugeborenen wurde ein hormoneller Stimulus während der Schwangerschaft MKG-Chirurgie Epulis connata eines neugeborenen Babys Valentin Wiedemeyer, Nils Heim, Markus Martini Zeigen Neugeborene Veränderungen an der Mundschleimhaut, können diese zu einer Trinkbehinderung führen und sind im kleinen Zeitfenster zu therapieren, um die Entwicklung des Kindes nicht zu beeinträchtigen. Abbildung 1: Klinischer Befund der Epulis connata in der Unterkieferfront regio 83 Alle Fotos: Wiedemeyer et al. \ Epulis connata ist ein seltener, gut- artiger Tumor der Schleimhaut. Er findet sich typischerweise im anterioren Bereich von Ober- und Unterkiefer. \ Differenzialdiagnostisch muss an eine Dermoidzyste, ein Hämangiom oder lymphatische Malformationen gedacht werden. \ In therapeutischer Intention sollte die Epulis connata unter Schonung des Alveolarknochens und der Zahnkeime chirurgisch exzidiert werden. In aller Regel kommt es dann nicht zu einem Rezidiv. Fazit für die Praxis 94 Zahnmedizin

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