Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
zm 109, Nr. 5, 1.3.2019, (394) Die Wissenschaftler der IAT-Studie er- klären das Geschäftsmodell von Private- Equity-Gesellschaften so: Nach rein finan- ziellen Kriterien werden temporäre und meist umfassende Eigentumsrechte an einem Unternehmen außerhalb von re- gulierten Kapitalmärkten erworben. Viele Private-Equity-Gesellschaften investieren nicht aus einem eigenen Kapitalstock heraus, sondern legen einen Fonds auf, in den externe Investoren einzahlen kön- nen. Das Geld steht den Beteiligungs- gesellschaften für eine vereinbarte Zeit – etwa zehn Jahre – zur Verfügung. Die Private-Equity-Gesellschaft sucht dann zunächst übernahmefähige Unternehmen. Sie kauft diese, restrukturiert sie und ver- kauft sie rechtzeitig vor dem Auslaufen des Fonds. Die Gewinne werden an die Fondsinvestoren ausgeschüttet, während die Private-Equity-Gesellschaft eine Managementgebühr erhält. Die Fonds von Private-Equity-Gesellschaften sind häufig in Offshore-Finanzzentren ange- siedelt. Denn: Niedrige Steuersätze sowie geringe Transparenzvorschriften bieten Vorteile, weil eine weitere Nach- verfolgung etwaiger Gewinne in die Herkunftsländer der Akteure erschwert wird. Neben der Kapitalbeschaffung durch einen Fonds gibt es aber auch Akteure, die über einen eigenen Kapital- stock verfügen – indem sie etwa das Ver- mögen einer Stiftung oder einer Familie verwalten, oder bei jeder Übernahme ausgewählte Investoren beteiligen. \ Kaufen, restrukturieren und verkaufen Geschäftsmodell Private Equity ten den Autoren zufolge 2017 in Deutschland rund drei Viertel aller Buyouts, also Über- nahmen, aus – bezogen auf alle Branchen. Vorherrschend waren dabei Fonds aus den USA und Großbritannien, die zur Hälfte über ein Volumen von einer Milliarde Euro oder mehr verfügten und multi-kontinental oder zumindest in einer größeren Anzahl von Ländern operierten. Dieser Typ machte rund zwei Fünftel aller Fonds aus. Dem- gegenüber hatte mehr als ein Viertel aller Fonds den rechtlichen Sitz in Deutschland, war fast ausschließlich in den deutsch- sprachigen Ländern tätig und wies zu mehr als der Hälfte ein Kapitalvolumen von weni- ger als 300 Millionen Euro auf. Zwischen diesen beiden Gruppen – gemessen am Kapitalvolumen – waren Fonds aus anderen europäischen Ländern, insbesondere aus den Niederlanden, Frankreich und Schweden, angesiedelt. Sie kauften schwerpunktmäßig in einer bestimmten Ländergruppe, zum Beispiel in Skandinavien, und tätigten nur einzelne Investitionen in Deutschland. Die Branche kennzeichnet ein hoher Anlage- druck und ein starker Wettbewerb um die besten Anlageobjekte, was seit mehreren Jahren die Preise bei Unternehmenskäufen nach oben zieht. Die deutschen Investoren spielen zwar international nur eine unter- geordnete Rolle. Ein Blick auf die Typen macht aber deutlich, wer auch hierzulande vom Private-Equity-Geschäftsmodell profitiert: Versicherungsgesellschaften (22 Prozent), private Pensionsfonds (13 Prozent), Unter- nehmen (11Prozent) und Family Offices (19 Prozent). Und im Vergleich zu anderen Anlagen erzielte Private Equity in den letz- ten Jahren für den Anleger meist überdurch- schnittliche Renditen. Zwischen fünf und etwas über sechs Jahren wird ein Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland durchschnittlich von einer Private-Equity-Gesellschaft gehalten, be- richten die Wissenschaftler. Die Investoren gehen laut Studie davon aus, dass der Gesundheitsmarkt in Deutschland ein Wachstumsmarkt ist – bei einer immer älter werdenden Bevölkerung und einer größeren Nachfrage nach medizinischen und pflegerischen Leistungen. Hinzu kommt, dass der Gesundheitsmarkt abgesehen vom Krankenhaus-Sektor stark zersplittert ist, so dass in vielen Bereichen kaum Unterneh- men vorhanden sind, die einen Teilmarkt oder einzelne Regionen dominieren. Für Übernahmemodelle spielt das eine wichtige Rolle. Das Ganze läuft dann so ab: Zunächst wird ein Unternehmen gekauft, das als Basis für die Integration weiterer Käufe dient („Platt- form-Unternehmen“). Die zusätzlichen Un- ternehmen („Add-on-Unternehmen“) soll- ten dann wirtschaftlich beziehungsweise Buy-and-Build-Strategie durch eine Private-Equity-Gesellschaft in Deutschland Ausgewählte Gesundheitsunternehmen – Zeitraum 2012 bis zum 1. Halbjahr 2018 Unternehmen Dorea DentConnect Median Alloheim Charleston OberScharrer Zahneins Tabelle 1, Quelle: IAT discussion paper 19/01, Die Angaben zu Standorten und Mitarbeitern beruhen auf den Angaben der Unternehmen und im Fall von DentConnect auf einer eigenen Schätzung (*) – jeweils am Ende des Jahres 2018. Fachsparte Pflege Zahnmedizin Rehabilitation Pflege Pflege Augenheilkunde Zahnmedizin Übernahmen 13 10 9 7 6 6 5 Standorte 52 9 120 192 46 26 19 Mitarbeiter 4.000 350* 15.000 14.500 3.300 800 550 Private-Equity-Gesellschaft/en 2015–2018 Quadriga, seit 2018 Group Maisons de Famille 2011–2017 Bencis Capital, seit 2017 EQT 2009–2014 Advent International, seit 2014 Waterland 2008–2013 Star Capital, 2013–2017 Carlyle, seit 2017 Nordic Capital seit 2014 EQT 2011–2018 Palamon Capital, seit 2018 Nordic Capital seit 2017 Summit Partners 20 Private Equity im deutschen Gesundheitsmarkt
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