Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 109, Nr. 5, 1.3.2019, (396) fachlich die Kompetenzen oder Reichweite des ersten Unternehmens sinnvoll ergänzen oder steigern. Mittelfristig sollen die Unter- nehmen zu einer neuen Einheit mit Synergie- effekten und damit einem höheren Niveau an Leistungsfähigkeit verschmelzen (Tabel- le/Grafik). Einen besonderen Bereich stellt für die Wis- senschaftler die Zahnmedizin dar, weil dort die Möglichkeit der MVZ-Bildung zunächst nicht gegeben war. Das GKV-Modernisie- rungsgesetz von 2004 sah bei der Gründung von MVZ eine Kombination unterschied- licher Fachrichtungen vor. Erst mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz von 2015 entstand die Möglichkeit, fachgruppen- gleiche MVZ zu gründen. Seitdem ist den Autoren zufolge die Gründung von Z-MVZ rasant gestiegen, genauso wie die Möglich- keit, sich mit einer Zahnmedizin-Kette zu verbinden (siehe zm 1-2/2019, Seite 18ff. und zm 3/2019, Seite 18 ff.). Private-Equity-Gesellschaften werden dabei zum immer größeren Player. Für den Zeit- raum von 2015 bis 2018 führt die Studie die Übernahme von 34 Einrichtungen in der Zahnmedizin an, wobei allein 26 davon im Jahr 2018 stattgefunden haben. Dabei gehen die Wissenschaftler davon aus, dass auch mehrere MVZ gleichzeitig übernommen worden sein können – beziehungsweise von einer Private Equity geführten Zahnarztkette können neue MVZ gegründet worden sein. Sämtliche der übernommenen zahnmedizi- nischen Einrichtungen können einer der sie- ben zahnmedizinischen Ketten zugeordnet werden, die aktuell in Deutschland durch Private-Equity-Eigentümer aufgebaut werden (Tabelle 1). Während drei dieser Ketten be- reits im Jahr der gesetzlichen Novellierung 2015 gegründet wurden, ist 2018 ein weite- rer Schub mit der Gründung von drei neuen Ketten erkennbar. Trotz der kurzen Laufzeit wurden zwei der Ketten bereits an eine wei- Geschäftsmodell einer fondsbasierten Private-Equity-Gesellschaft Ausschüttungen Kapitaleinlage Tilgung Kredit Fonds Kreditgeber Private-Equity- Gesellschaft Portfolio- Unternehmen Verwaltung Gebühren/Gewinnbeteiligung Unternehmerische Leitung Eigentumsrechte Gewinne Institutelle und private Investoren Grafik 1 Die Zahneins-Gruppe wurde 2016 ge- gründet und beschäftigte nach eigenen Angaben Ende 2018 rund 500 Mitarbeiter in verschiedenen MVZ an 18 Standorten. Seit Mitte 2017 ist die Private-Equity- Gesellschaft Summit Partners der Haupt- investor. Anschließend begann die Expan- sion mit der Übernahme eines MVZ. In der ersten Jahreshälfte 2018 wurden vier wei- tere akquiriert, so dass die Kette bereits in vier Bundesländern vertreten ist. Die Zen- tren werden von den bisherigen MVZ- Inhabern weitergeführt und treten unter ihren eingeführten Namen weiter auf. Summit Partners wurde 1984 gegründet, hat seinen Sitz in Boston/USA und verwal- tet nach eigenen Angaben 14 Milliarden US-Dollar. Das Hauptgeschäftsfeld sind Buyouts – besonders in den Sektoren IT, Konsumgüter und Gesundheit. Bei der Zahneins-Übernahme war der Fonds Sum- mit Partners Europe II LP aktiv. Er ist aus Steuergründen auf den Cayman Islands verortet und selbst im Eigentum diverser institutioneller Investoren, von denen die beiden öffentlich-rechtlichen Pensions- gesellschaften California State Teachers‘ Retirement System und Texas County & District Retirement System bekannt sind. Das Kapitalvolumen des Fonds geben die Wissenschaftler für 2017 mit 700 Millionen Euro an. Der Fonds investiert ausschließlich in Europa und ist auf die Sektoren Gesundheit, Technologie und Konsumgüter fokussiert. Die direkte Über- nahme der Gesundheitseinrichtungen setzt eine in Deutschland angesiedelte Gesell- schaft namens „Aquilam AcquiCo GmbH“ um. Zwischen ihr und dem Fonds ist – ebenfalls aus steuerlichen Gründen – eine Reihe von Zwischengesellschaften ge- schaltet, die in Luxemburg ansässig sind. Häufig ziehen Private Equity-Gesellschaften für den Entwurf einer konkreten Buy-and- Build-Strategie den Sachverstand externer Branchenexperten hinzu, die zugleich Kontakte zu möglichen Übernahmeziele herstellen können. Im Fall der Zahneins-Gruppe besteht die Besonderheit, dass das Unternehmen zu- nächst von einem Branchenexperten, Dr. Reinhard Wichels, gemeinsam mit seinem Bruder, Dr. Daniel Wichels, einem Private- Equity-Experten, gegründet wurde (siehe zm 4/2019, Seite 25) . Der Ausgangspunkt war die Übernahme der Deister-Süntel- Klinik in Bad Münder im April 2016. Auf dieser Basis konnte Summit Partners als Investor für die Expansionspläne in der Zahnmedizin einsteigen. Während Reinhard Wichels inzwischen mit einem Anteil von 15 Prozent Miteigentümer der Zahneins- Gruppe ist, hat Daniel Wichels die Ge- schäftsführung des Plattform-Krankenhau- ses sowie mehrerer MVZ inne. Für diese Konstellation dürfte auch relevant sein, dass Summit Partners kein Büro in Deutschland besitzt, sondern die europäischen Ge- schäfte von London aus steuert. \ Die Dentalkette Zahneins Intransparente Strukturen und Fonds auf den Cayman Inseln Grafik1: IAT discussion paper 19/01 22 Private Equity im deutschen Gesundheitsmarkt

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=