Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 109, Nr. 5, 1.3.2019, (404) (Abbildung 3). Die Kieferhöhle wurde endo- skopisch nach Granulationsresten unter- sucht und durch Spülung gereinigt. Da das Ostium naturale weit offen war, konnte auf eine Infundibulotomie verzichtet werden. Das faziale Fenster wurde mit einer resor- bierbaren Membran mit langer Standzeit verschlossen, das Periost geschlitzt, Fenster und Alveole plastisch gedeckt (Abbildung 4). Der Patientin wurden zusätzlich ein orales Antibiotikum, abschwellend wirkende Nasen- tropfen und Analgetika rezeptiert. Überdies wurde auf ein zweiwöchiges Schneuzverbot hingewiesen. Die histopathologische Unter- suchung ergab unspezifische granulomatöse Infiltrate mit ausgedehnten Nekrosen sowie septierte Hyphen im Sinne eines Aspergilloms. Der Fremdkörper entsprach wie erwartet einem Materialrest der Wurzelfüllung. Die Patientin wurde in einen engen ambulanten Recall eingebunden. Die Nahtentfernung erfolgte nach zehn Tagen. Nach drei Monaten kam die beschwerdefreie Patientin zur Kontrolle. Diskussion Ein Aspergillom (Syn. Aspergillus-Myzetom) ist die kolonialiserte, lokale und abgeschot- tete Form der Aspergillose. Diese Schimmel- pilzinfektion kann sowohl in natürlichen als auch in pathologischen Hohlräumen des Körpers vorkommen. Häufig sind hierbei die Nasennebenhöhlen oder das Lungengewebe betroffen. Bei immunkompetenten Patienten treten Aspergillome relativ selten auf, wobei – kausal vermutlich durch die vermehrte Gabe von Antibiotika und die verbesserte 3-D-Bildgebung bedingt – in den vergange- nen Jahrzehnten ein Anstieg beobachtet wurde [Khongkhunthian et al., 2001]. So leiden circa zehn Prozent der Patienten mit chronischer Sinusitis ursächlich an einem Aspergillom [Burnham et al., 2009]. Nicht selten treten diese Pathologien, meist einseitig, im Zusammenhang mit zahnärzt- lichen Eingriffen auf, besonders wenn diese die apikale Region betrafen [Falworth et al., 1996; Khongkhunthian et al., 2001]. Her- vorzuheben sind hier überpresste Wurzel- füllmaterialien mit Zink, die das Wachstum von Aspergillus-Spezies besonders fördern [Matjaz et al., 2004]. So wurden in einer Studie [Tomazic et al., 2016] 84 Prozent der Patienten mit Aspergillomen in der Kiefer- höhle mit einer Wurzelkanalbehandlung in Verbindung gebracht. Darüber hinaus kön- nen Eingriffe, die die Sinusmembran per- forieren, zu mukozilliärer Paralyse führen. Dies wiederum hat zur Folge, dass die selbstreinigende Drainagefunktion des Sinus gestört wird und so eine Pilz-Besiedlung wahrscheinlicher wird [Sato et al., 2010; Burnham et al., 2009]. So wurden Aspergil- lome auch in Verbindung mit Implantatio- nen und Extraktionen im Oberkieferseiten- zahnbereich oder knochenaufbauenden Maßnahmen beschrieben [Khongkhunthian, et al., 2001; Harada et al., 2017; Sohn et al., 2009; Burnham et al., 2009; De Foer et al., 1990]. Die digitale Volumentomografie (DVT) liefert hier aussagekräftige Informationen über Lokalisation und Größe [Torul et al., 2018]. In der Regel wächst das Aspergillom, be- sonders bei immunkompetenten Patienten, nicht invasiv. Hiervon ist jedoch das invasive Aspergillom respektive die invasive sinu- nasale Mykose abzugrenzen, die häufig bei immunkompromittierten Patienten vor- kommt. Diese kann zur Destruktion des umliegenden Knochens, zu Ausfällen bezie- hungsweise zur Zerstörung der Hirnnerven [Winkler et al., 2002] und bei einer hämato- genen Streuung sogar zu Multiorganbefall und Tod führen. Die Therapie eines Aspergilloms sollte durch eine chirurgische Exzision erfolgen. Häufig wird die Ausräumung über den trans- antralen Zugang verwendet, aber auch endoskopische Methoden sind möglich [Guivarc‘h et al., 2015.; Ogata et al., 1997]. Eine Studie [Chonillon et al., 2018] beschrieb Abbildung 1: Panoramaschichtaufnahme prä- operativ (Pfeil: Fremdkörper) Abbildung 2: Intraoperatives Bild nach Anle- gen des fazialen Sinusfensters (Pfeil: Fremd- körper in Kieferhöhlenschleimhaut) Abbildung 3: Aspergillom nach Entfernung \ Bei persistierenden Beschwerden der Kieferhöhle nach zahnärztlichen Behand- lungen oder Eingriffen im Oberkiefer ist an eine iatrogene dentogene Sinusitis zu denken. \ Die Unterscheidung zwischen odon- togenen und rhinogenen Sinusitiden ist für die weitere Behandlung und die Operationstechnik entscheidend. \ Die Operationstechnik sollte so gewählt werden, dass die auszulösende Ursache gut zu entfernen ist. Fazit für die Praxis 30 Zahnmedizin

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