Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 109, Nr. 5, 1.3.2019, (461) ment!!“ von Gregor Feuerstein, Zahnarzt/ Implantologe. Mittlerweile haben sich Ihnen rund 150 Zahnärzte angeschlossen, die den ParoPass in ihren Praxen verteilen. Und es sollen noch mehr werden, nehme ich an?! Storcks: Natürlich haben wir das Ziel, dass möglichst viele Zahnärzte den ParoPass als Aufklärungs- und Motivationsinstrument nutzen. Wir sind auch offen für Kooperatio- nen mit Krankenkassen. Ab März 2019 wollen Sie eine Online-Kampagne starten. Was bezwecken Sie damit? Vosskötter: Wir nehmen am Google-Ad- Grants-Programm teil und bekommen so bis zu 10.000 virtuelle Dollar im Monat für Ad-Words-Anzeigen. Damit haben wir die Chance, die Bevölkerung zu erreichen und aufzuklären, genau das ist ja unsere Absicht. Auf diese Weise können wir mit vergleichs- weise wenigen Mitteln Menschen erreichen, die sich im Internet informieren wollen. Paro- dontitis und Parodontose werden monatlich hunderttausendfach gegoogelt. Ihr Ziel ist, dass Patienten bei Vorlage des abgestempelten ParoPasses einen Zuschuss oder eine Erstattung von Prophylaxe- leistungen von ihrer Krankenkasse erhalten. Storcks: Wir erhoffen uns ein Engagement in diese Richtung. Wir versuchen die Kassen dazu zu bringen, dass vor allem die „Aktiv- prophylaxe“ honoriert wird. Die neuen S3-Richtlinien der DG Paro zum häuslichen mechanischen Biofilmmanagement besagen ganz deutlich: „Eine Instruktion in die Zahn- und Zahnzwischenraumpflege ist zwingend erforderlich.“ Genau daran hapert es aber in der Zahnarztpraxis. Es fehlt an der Zeit und es wird nicht vergütet. Um Klarheit zu schaffen, haben wir diese Instruktion „Aktiv- prophylaxe“ genannt, da der Patient dabei selbst aktiv werden muss. Es ist eigentlich ganz einfach: Die Kranken- kassen sollten eine Aktivprophylaxe zweimal jährlich über Chipkarte abrechenbar be- ? ? ? zahlen. So wie es ja schon seit über 20 Jah- ren erfolgreich mit den IP-Positionen und demnächst auch verstärkt bei den FU-Unter- suchungen stattfindet. Wir sehen bei Kin- dern und Jugendlichen kaum noch Karies, wie aus der Fünften Deutschen Mundge- sundheitsstudie hervorgeht. Dort wirkt also die Individualprophylaxe. Die Aktivprophylaxe beim Erwachsenen soll nicht die professionelle Zahnreinigung er- setzen. Die Aktivprophylaxe könnte als BEMA-Position beinhalten: Zweimal jährlich 20 Minuten Motivation und Instruktion in Mundhygienetechniken mit besonderem Fokus auf der Interdentalraumpflege mit Zahnzwischenraumbürsten. Diese Gebüh- renposition wäre delegierbar an eine fort- gebildete ZFA. Die Menschen müssen begreifen: Zu 90 Prozent sind sie es selbst, die die Krankheit stoppen können, der Zahnarzt macht nur 10 Prozent. Unterstützt wird Ihr Aktionsbündnis von der DG PARO, der AOK Nordwest und TePe. Welche Hilfe erhoffen Sie sich außerdem? Storcks: Wir erfahren viel ideelle Unterstüt- zung von der Zahnärztekammer Schleswig- Holstein und der DG Paro. Um die Aktion richtig groß werden zu lassen, brauchen wir die Unterstützung aus der Industrie oder von Krankenkassen. Um Printmedien zu verteilen oder gute Aufklärungsvideos zu produzieren, braucht es einfach Geld. Wir erhoffen uns schon, dass wir in diesem Jahr einen oder mehrere finanzstarke Investoren finden. Wie sind Sie damals auf die Idee gekommen, ein Aktionsbündnis gegen Parodontitis zu gründen? Welche Motivation haben Sie dabei verfolgt? Vosskötter: 2008 war ich bei Dr. Storcks in der Erstbehandlung. Ich berichtete, dass ich täglich mit Zahnseide meine Interdental- räume reinigte und wog mich in Sicherheit. Dr. Storcks stellte jedoch eine mittelschwere Parodontitis fest mit Taschentiefen approxi- mal bis 7 mm und einem Attachmentverlust von circa 30 Prozent. Ich als Biologielehrer ? ? war entsetzt, dass ich fast nichts über diese Krankheit wusste! Storcks: Zur damaligen Zeit erfüllte er einige Risikofaktoren für Parodontitis wie Rauchen und Stress. Dennoch konnte die Entzündung bereits nach wenigen Wochen vollständig abklingen. Vosskötter: Offensichtlich ist die tägliche vollständige Reduktion von Plaque ent- scheidend. Das wäre jedoch ohne die vor- bildliche Instruktion von Dr. Storcks und eine fachgerechte PA-Behandlung nicht möglich gewesen. Bis heute bin ich paro- dontal gesund. Storcks: Und so überzeugte er mich, mit einer Kampagne bundesweit Aufklärung zu schaffen, da sich bislang niemand ernsthaft dieses Themas angenommen hatte. Die Fragen stellte Navina Bengs. Zahnärzte, die die Initiatoren unterstützen wollen, können dies auf www.stoppt-parodontitis.de . 2016 gründeten der Zahnarzt Dr. Volker Storcks (oben) und Winfried Vosskötter (unten) aus Kiel das Aktionsbündnis „Stoppt Parodontitis“. Vor zwei Jahren haben sie einen ParoPass(rechts) für die Praxis entwickelt. Über 50.000 Exemplare haben sie bereits ausgegeben. Porträt: privat Porträt: privat 87

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