Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05
zm 109, Nr. 5, 1.3.2019, (473) Ärzte sollten von Patienten geäußerte Penicillinallergien möglichst von einem Allergologen abklären lassen. Dazu rät die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI). Denn nur die wenigsten Patienten seien tatsächlich gegen das Antibiotikum allergisch. Die Fachgesellschaft verweist in diesem Zusammenhang auf eine JAMA- Publikation von Mitte Januar. „Selbst wenn tatsächlich eine Allergie gegen ein bestimmtes Penicillin vorliegen sollte, ist meist trotzdem die Behandlung mit einem anderen Penicillin oder mit einem Cephalosporin aus dieser Gruppe möglich“, sagt DGI-Präsident Gerd Fätkenheuer. Den- noch werde in Akutfällen oft auf die Gabe sämtlicher β -Laktame verzichtet, weil die Zeit für allergologische Tests nicht ausreiche. In den USA ist jeder zehnte Patient mit einer Allergie gegen den β- Lactam-Wirkstoff Penicillin gemeldet, wobei die Quote bei älteren und stationär versorgten Patienten sogar noch höher ist. Meist sind Neben- wirkungen wie Juckreiz ohne Ausschlag oder Magen-Darm-Beschwerden der Grund für die Allergievermutung. Allergologische Tests zeigen aber, dass bei rund 95 Prozent der Betroffenen keine Allergie vorliegt, stellen die Autoren einer aktuellen JAMA- Publikation fest. Ähnliche Zahlen existieren laut DGI auch für Deutschland: So zeigen Untersuchungen, dass etwa drei Viertel der Patienten, die glauben, an einer Penicillinallergie zu leiden, sogar alle β -Laktam-Antibiotika vertragen. Zu dieser wichtigen Wirkstoffklasse zählen neben den Penicillinen unter anderem auch die Cephalosporine. „Anstelle der hochwirksamen und gut ver- träglichen Penicilline erhalten Patienten mit vermeintlicher Allergie oftmals Antibiotika, die weniger effektiv sind und die Entstehung von Resistenzen befeuern“, warnt die Fach- gesellschaft. „Dass das Ausweichen auf andere Antibiotika auch handfeste Nachteile hat, ist leider nicht hinreichend im Bewusstsein von Ärzten und Patienten verankert“, betont Fätkenheuer. Anstelle der hochwirksamen und gut verträglichen β -Laktam-Antibiotika erhielten diese Patienten dann Antibiotika anderer Substanzklassen, die teils weniger effektiv seien und mit stärkeren Neben- wirkungen einhergingen – etwa einer pro- blematischen Besiedelung des Darms mit Clostridium-difficile-Bakterien. ck Neue JAMA-Studie Penicillinallergie? Zu 95 Prozent Fehlalarm! Eine Penicillinallergie ist in den meisten Fällen gar keine. Und das Ausweichen auf andere Antibiotika hat Nachteile – und ist oft unnötig. Da nur fünf Prozent der Patienten wirklich an einer Penicillinallergie leiden, sollte dies von einem Allergologen abgeklärt werden – statt Antibiotika zu verschreiben, die weniger effektiv sind und die Entstehung von Resistenzen befeuern. Adobe Stock_Liliia ” Patienten erhalten dann oft Anti- biotika, die weniger effektiv sind und die Entstehung von Resistenzen be- feuern. DGI-Präsident Gerd Fätkenheuer ” Breitbandantibiotika erhöhen das Risiko für antimikrobielle Resistenzen, einschließlich für Methizillin- resistente Staphylococcus aureus und Vancomycin-resistente Enterococcus. Sie steigern auch das Risiko einer Infektion mit Clostridium difficile. aus: Erica S. Shenoy, MD, PhD; Eric Macy, MD, MS; Theresa Rowe, DO, MS; et al.: Evaluation and Management of Penicillin Allergy, A Review, in: JAMA. 2019; 321(2):188–199. doi:10.1001/jama. 2018.19283, January 15, 2019 99 Medizin
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