Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 06

zm 109, Nr. 6, 16.3.2019, (562) Weltweit kommt eines von 500 Neugeborenen mit einer Lippen- Kiefer-Gaumenspalte zur Welt. Sie ist damit eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen. Die Behandlung ist komplex und lang- wierig, in der Regel sind mehrere Operationen im Säuglings- und im Kindesalter nötig. Eine Arbeitsgruppe der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat im Auftrag des IQWiG untersucht, ob die Behandlungsergebnisse besser oder schlechter ausfallen, wenn vor der ersten Operation einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte die sogenannte Nasoalveolar- Molding-Methode (NAM) angewendet wird: Dabei soll eine indivi- duell angefertigte Kieferplatte mit Nasenelement (Nasensteg) den Spalt mittels Druck- und Zugkräften verkleinern, um die Ausgangs- lage für die OP zu verbessern. Störgrößen wurden nicht ausreichend berücksichtigt Zum Hintergrund: Ein allgemein anerkanntes Behandlungskonzept bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalten gibt es aktuell nicht. Häufig ver- schließen MKG-Chirurgen die Lippe im Alter von etwa drei bis sechs Monaten operativ. Vor dem Eingriff versuchen manche gegebenenfalls mit der NAM-Methode die Schwere der Deformation zu reduzieren. Um die Sprachentwicklung nicht zu behindern, wird der Gaumen in der Regel erst imAlter von 9 bis 18Monaten verschlossen, imAlter von sechs bis elf Jahren folgt eine Korrekturoperation. Wie die Wissenschaftler der MHH nun in ihrem vorläufigen Bericht feststellen, gibt es jedoch bisher keine klinischen Studien, die belastbare Aussagen zu Nutzen und Schaden der NAM zulassen. „In Nasoalveolar-Molding-Methode bei Lippen-Kiefer-Gaumenspalte IQWiG: Vorteile sind mangels geeigneter Studien unklar Führt die Anwendung der Nasoalveolar-Molding-Methode vor einer Operation der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zu besseren Ergebnissen? Dieser Frage ist das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) jetzt nachgegangen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich insbesondere im amerikanischen und im asiatischen Raum die Nasoalveolar- Molding-Methode (NAM) verbreitet, bei der durch eine spezielle orthodontische Vorbehandlung unter Einsatz von Druck- und Dehnkräften eine günstige Umfor- mung der Kieferelemente und der Nase vor der Operation angestrebt wird. Ziel der NAM-Methode ist eine bessere Aus- gangslage für die Operation zu erreichen sowie die Notwendigkeit späterer Folge- operationen (insbesondere Nasenkorrek- turen) zu minimieren. Die NAM-Behand- lungsapparatur besteht aus einer indivi- duell angefertigten Kieferplatte mit einem Nasenelement (sogenannter Nasensteg). Zusätzlich wird üblicherweise durch haut- farbene Pflaster Zug auf die Oberlippen- segmente ausgeübt und die Spalte und der Nasensteg werden optisch kaschiert. Die Behandlungsapparatur wird über einige Monate in etwa zweiwöchigen Abständen angepasst und soll die Spaltbreite sowie die Nasendeformität vor der ersten Opera- tion verringern. Bei der NAM-Methode gibt es verschiedene Variationen bezüglich der Behandlungsdauer und der Art der Nasenelemente. \ IQWiG-Berichtsentwurf „Führt die Anwendung der Nasoalveolar-Molding-Methode vor einer Operation zu besseren Ergebnissen?“ Die Nasoalveolar-Molding-Methode I NFO Adobe Stock/Maos 12 Zahnmedizin

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=